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Landsberg: Am Waldfriedhof in Landsberg gibt es künftig muslimische Grabstätten

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Am Waldfriedhof in Landsberg gibt es künftig muslimische Grabstätten

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    Auf dieser Fläche zwischen Zaun und Weg im nordwestlichen Teil des Landsberger Waldfriedhofs können künftig Mitglieder der Türkisch islamischen Gemeinden bestattet werden.
    Auf dieser Fläche zwischen Zaun und Weg im nordwestlichen Teil des Landsberger Waldfriedhofs können künftig Mitglieder der Türkisch islamischen Gemeinden bestattet werden. Foto: Thorsten Jordan

    Am Ende fiel die Entscheidung einstimmig aus, doch zuvor wurde im Stadtrat durchaus kontrovers über einen Antrag der Türkisch islamischen Gemeinde zu Landsberg (Ditib) diskutiert. Dieser hatte die Zuweisung von Grabstätten im städtischen Waldfriedhof zum Inhalt. Denn der Verein möchte muslimischen Bürgerinnen und Bürgern einen geeigneten Ort zur Bestattung von verstorbenen Gemeindemitgliedern anbieten. Vonseiten der Stadtverwaltung wurde das Ansinnen als völlig unproblematisch beurteilt, doch ganz so unkritisch sahen dies manche Stadträtinnen und Stadträte nicht.

    Im Vorfeld der Sitzung hatte die Friedhofsverwaltung infrage kommende Flächen mit Vertretern des Vereins besichtigt und einen Bereich für etwa zehn Grabstätten im nördlichen Teil des Waldfriedhofs ausgewählt. Der Verein hatte im Vorfeld erklärt, dass er sich - für den Fall der Zuweisung eigener Grabstätten - verpflichtet, die Bestimmungen der Friedhofssatzung der Stadt zu beachten.

    „Deutschland ist für uns eine feste Heimat geworden“

    Im Antrag teilt Vorstand Ömer Cölkusu mit, dass die Integration bei Ditib an erster Stelle stehe. „Wir vergessen nicht, woher unsere Wurzeln stammen, jedoch ist Deutschland für uns eine feste Heimat geworden“, heißt es in dem Schreiben. „Seit mehr als 60 Jahren leben wir zusammen und diese Beziehung ist viel mehr als die eines Gastarbeiters.“ Viele muslimische Mitglieder des Landsberger Vereins würden nicht nur zur Lebenszeit mit ihren Angehörigen zusammen sein wollen, sondern auch nachdem sie verstorben sind. „Sie möchten flexibel die Gräber ihrer Liebsten pflegen und besuchen können. Auch dies ist ein wichtiger Bestandteil der Integration sowie eine Anerkennung, dass wir Teil dieses Landes sind.“ Die Türkisch Islamische Gemeinde sei daher seit geraumer Zeit auf der Suche nach einem Friedhofsplatz für muslimische Mitglieder.

    Der Waldfriedhof liegt nördlich der Autobahn zwischen Landsberg und Kaufering.
    Der Waldfriedhof liegt nördlich der Autobahn zwischen Landsberg und Kaufering. Foto: Thorsten Jordan

    Aus Sicht der Friedhofsverwaltung kann dem Antrag des Vereins entsprochen werden. Ernst Müller, der zuständige Abteilungsleiter in der Stadtverwaltung, bezeichnete das Ansinnen als „völlig unproblematisch“. Die infrage kommende Fläche sei für Erdbestattungen vorgesehen. Da die Nachfrage nach Erdbestattungsplätzen (Bestattung im Sarg) ohnehin rückläufig sei, bestünden keine Bedenken gegen eine Überlassung von mehreren Grabstätten. Die Frage, ob die Zuweisung eigener Flächen für Religionsgemeinschaften auf städtischen Friedhöfen erfolgen soll, sei jedoch eine grundsätzliche Frage, die im Stadtrat diskutiert werden sollte.

    Und es gab durchaus Fragen. Hans-Jürgen Schulmeister (Landsberger Mitte) wollte wissen, ob eine bei Muslimen übliche Bestattung ohne Sarg ein Problem wäre. Wie Ernst Müller sagte, gibt es Kommunen in Bayern, die dies zuließen, auch in Landsberg wäre dies laut Friedhofssatzung möglich. Schulmeisters Fraktionskollege Wolfgang Weisensee fragte, ob nun auch sonntags Beerdigungen stattfinden, weil eine muslimische Bestattung in der Regel innerhalb eines Tages vonstattengehen sollte. Das ist laut Müller nicht vorgesehen. Der Abteilungsleiter beantwortete auch Fragen zur Gestaltung der Gräber, bei der sich Angehörige natürlich an die Friedhofssatzung halten müssten. Und er teilte auf Nachfrage auch mit, dass Verwaltung und Verein sich darauf geeinigt hätten, dass nur in Landsberg gemeldete Personen auf der betreffenden Fläche beerdigt werden.

    Am Waldfriedhof in Landsberg werden immer mehr Grabstätten aufgelöst

    Alexa Dorow und Christian Hettmer (beide CSU) stellten die grundsätzliche Frage, ob eine zusammenhängende Fläche an eine bestimmte Bevölkerungsgruppe für Bestattungen überlassen werden soll und ob nicht andere Religionsgemeinschaften einen ähnlichen Antrag stellen könnten. „Wenn ich die Diskussion so höre, dann ist es durchaus geschickt, einen eigenen Bereich zu haben“, sagte dazu Ernst Müller. Am Waldfriedhof sei ausreichend Platz vorhanden, auch weil immer mehr Grabstätten aufgelöst würden.

    Ulrike Gömmer (Grüne) verwies darauf, dass es sich beim Waldfriedhof um eine städtische Einrichtung handle. Dieser sollte allen Bürgerinnen und Bürgern der Stadt zur Verfügung gestellt werden, ganz unabhängig von deren religiöser Ausrichtung. Dem Antrag könne sie daher nur zustimmen. Ähnlich sah es Margit Däubler (SPD): Die Bestattungskultur habe sich stark verändert und ein christliches Begräbnis sei nicht mehr zwingend. Dritter Bürgermeister Felix Bredschneijder (SPD) fand den Antrag „rührend“, wie er sagte. Die Friedhofssatzung gelte für alle Bürgerinnen und Bürger und man habe ausreichend Platz für einen eigenen Bereich. „Ich finde es schade, dass das bislang nicht möglich war.“

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