Wenn in früheren Zeiten die Ernte eingebracht war und sich die Kassen der Bauern füllten, dann gönnte sich die Landbevölkerung auch mal einen Ausflug in die Stadt um zu essen und zu trinken, ein bissl Unterhaltung und auch die eine oder andere Maschine wurde gekauft: Das ist der Hintergrund vieler spätsommerlicher Volksfeste. An diese Tradition knüpft die Oide Wiesn an, die die VR-Bank Landsberg-Ammersee am Sonntag zum inzwischen sechsten Mal in Landsberg veranstaltet hat. Genau aus diesen Zutaten besteht dieses Fest am letzten Sommerferiensonntag mitten in der Stadt.
Am späten Vormittag sind die Bankbeschäftigten mit ihren blauen T-Shirts allesamt startklar für das Spektakel, das Stadt und Land zusammenbringen soll. Im Festzelt auf dem Hellmairplatz warten jetzt alle nur noch auf das Amen in der Stadtpfarrkirche - so viel Rücksicht auf den Sonntag nimmt VR-Bank-Chef Stefan Jörg, bevor er in Aktion tritt: Kurz nach 11.15 Uhr zapft er das erste Fass Kaltenberger Bier an, ein wenig wird der Bühnenboden gegenüber dem Podium, auf dem die Landsberger Stadtjugendkapelle spielt, vom spritzenden Bier feucht, aber die Situation ist schnell im Griff und das Bier fließt dorthin, wo es hingehört, in die Krüge, wo es schnell den Weg zu den spätsommerlich mit Maiskolben, Hopfen und Kürbis geschmückten Tischen findet.
Am Mittag wird das Gerippe des gegrillten Ochsen sichtbar
Noch ist das Zelt eher locker gefüllt, aber es dauert nicht lange, dann kommen die Mittagsgäste und immer besser wird am Grill das Gerippe des gegrillten Ochsen sichtbar. 500 bis 700 Portionen, sagt der Grillmeister aus Niederbayern, lassen sich daraus gewinnen, es müsste also reichen für das Zelt mit entsprechend vielen Sitzplätzen.
Aber der gegrillte Ochse ist nicht das einzige Essensangebot. Auf dem Markt auf der Ludwigstraße gibt es auch Verschiedenes auf die Hand: nicht nur die klassische Bratwurstsemmel, sondern auch die gerade beliebten Kartoffelspiralen oder Ziegenkäse-Burger vom Ammersee und nicht zu vergessen die vielen Kuchen, die die Landfrauen aus dem ganzen Landkreis gebacken haben. Auch die frühere Kreisbäuerin Rita Behl hat zwei Kuchen gebracht. Mit ihrem Mann Robert schaut sie natürlich auch beim Stand des Bayerischen Bauernverbands vorbei, wo der stellvertretende Kreisobmann Christoph Wörl aus Egling gerade ausführliche Fachgespräche mit dem Landsberger Fotografen Peter Wilson führt.
Oldtimer: Fährt der Porsche schneller als der Bautz?
Sie schauen dabei auf den Blickfang der Oiden Wiesn schlechthin: die Traktor- und Landmaschinenausstellung auf dem Hauptplatz. Allein die Schlepper-Neufahrzeuge haben schon einen Gesamtwert von deutlich über einer Million Euro. Fast alle wichtigen Marken sind vertreten: grasgrüne Traktoren aus Marktoberdorf, anthrazitfarbene aus Lauingen, rot-weiße aus Österreich oder die gelb-grünen mit dem Hirsch als Markenzeichen, dazu Pflug, Drillmaschine, Grubber, Rückewagen für den Wald, Kreiselmähwerk und noch einiges mehr. Unter dem ansonsten männlich dominierten Fachpublikum ist auch eine junge Frau: Sie ist Meisterin in der Qualitätssicherung im Traktorenwerk in Marktoberdorf.
Der Maschinenpark hat auch ein Paar aus Etterschlag auf die Oide Wiesn aufmerksam gemacht, als es mit dem Motorrad durch Landsberg gefahren ist. Die beiden schauen sich besonders die Traktor-Oldtimer an. So ein 12-PS-Bautz wäre doch was, meint die Frau, oder doch lieber der knallrote Porsche? Geht der vielleicht schneller als der Bautz, fragte die Frau. Um die 20 Oldtimer haben die Bulldogfreunde aus Erpfting und Pflugdorf auch heuer wieder für die Oide Wiesn aufgefahren - aber nicht zum Verkaufen, sondern nur zum Anschauen.
Auf dem Markt: Öl aus Kaltenberg, Wein vom Ammersee und große Eier aus Memming
Über Mittag herum ist auch noch Zeit, über den Markt zu schlendern. Es gibt allerlei kulinarische Spezialitäten wie Speiseöle aus einer Kaltenberger Manufaktur, der Straußenhof in Memming ist mit allerlei Straußenei-Produkten vertreten, Wein vom Ammersee wird angeboten und Schokolade aus Landsberg beziehungsweise Bad Wörishofen. Starke Väter beeindrucken beim „Hau den Lukas“ ihre Kinder und Kinder beim Melken an einem Kuhmodell ihre Eltern. Stimmungsvolle Fotos von echten Allgäuer Kühen gibt es zugleich in einer Ausstellung im Altstadtsaal und am Stand von Roswitha Weber.
Schnell vergeht die Zeit mit Schauen, Kaufen und Unterhalten und schon rücken die Stoffener Goaßlschnalzer an, bevor sich dann die Bürgermeister dann beim Wettsägen einen echten Verdienst für ihre Gemeinde erwerben können. Die drei Besten können sich auf hektoliterweise Freibier für ihre Dörfer freuen, dazu spielen am Nachmittag die Trachtenkapelle Scheuring und die Blaskapelle Türkenfeld. Danach geht es noch um den Titel von Ms. Dirndl und Mr. Lederhose. Ein Bericht über die beiden Wettbewerbe folgt.
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