
Gibt es noch eine Chance für die Subkultur in der Alten Wache?

Plus Franz Hartmann möchte die Alte Wache im Landsberger Frauenwald kulturell beleben. Wie sein Konzept im Stadtrat ankommt.

Die Alte Wache am Eingang zum Frauenwald fristet derzeit ein trauriges Dasein. Der Landsberger Künstler Franz Hartmann, Bruder von Landtagsabgeordneten Ludwig und Zweitem Bürgermeister Moritz Hartmann (beide Grüne), möchte dem Areal langfristig Leben einhauchen und es zu einem Zentrum für die Kreativwirtschaft und die Subkultur der Stadt machen. Dazu möchte er das Areal der Stadt abkaufen. Doch bislang scheiterte dieser Plan daran, dass die Stadt auf einem angrenzenden Grundstück das Museumsdepot neu errichten und sich mögliche Optionen für eine Erweiterung offen halten möchte. Bislang wurde darüber aber nur im Ältestenrat des Stadtrats gesprochen. Jetzt stellte Franz Hartmann sein Konzept im Stadtrat vor. Und es fand durchaus Gefallen.
Weil das Konzept zur Alten Wache bislang nur im Ältestenrat vorgestellt wurde, hatte Kulturreferent Axel Flörke (Landsberger Mitte) beantragt, dass Franz Hartmann seine Ideen im Stadtrat vorstellen soll. Denn eine Entscheidung über die zukünftige Nutzung des Areals sollte nicht ausschließlich durch den Ältestenrat beziehungsweise die Stadtverwaltung gefällt werden. In der Sitzung sagte Flörke, Landsberg sei eine Kulturstadt, vor allem was Musik und bildende Kunst angehe. Die Kreativwirtschaft und die Subkultur seien dagegen eher unterrepräsentiert. Die Alte Wache biete sich als Standort an, für ein neues Museumsdepot fände sich sicherlich auch eine andere Fläche.

In seinem Vortrag sagte Franz Hartmann, dass es in Landsberg seit Jahren Bedarf an Freiflächen für die Kreativwirtschaft und die Subkultur gebe. Dabei habe Landsberg große Pläne. In der Gesamtstrategie "Landsberg 2035" heißt es etwa: "Wir möchten Landsberg zu einer der kreativsten Städte in Deutschland weiterentwickeln." Doch seither seien Kreativräume eher weniger geworden und hätten innovative Projekte die Stadt verlassen. "Die jungen Kreativen sind frustriert über die Bedingungen", sagte Franz Hartmann.
Das gesamte Grundstück gehört der Stadt Landsberg
Die Alte Wache könne einen großen Teil des Bedarfs decken. Dort sollten Künstlerinnen und Künstler in Ateliers arbeiten können, Ausstellungen und Veranstaltungen stattfinden. Hartmann hatte das Gebäude mit dem Verein "Kunst hält Wache" bereits für ähnliche Projekte genutzt. Im Gespräch mit unserer Redaktion hatte Franz Hartmann gesagt, er hätte sich gewünscht, dass im Rahmen des Bebauungsplans für die Edeka-Erweiterung das Gelände der Alten Wache als Gewerbegrund mit kultureller Nutzung ausgewiesen wird. Stattdessen sei eine Gemeinbedarfsfläche für Veranstaltung, Kultur, Ausstellung und ein Museumsdepot geschaffen worden. Das gesamte Grundstück, auf dem die Alte Wache steht, gehört der Stadt. Bislang befindet sich das Museumsdepot auf dem Gelände der ehemaligen Lechrain-Kaserne. Mit Ausnahme des Depots ist das Areal Eigentum des Unternehmens 3C-Carbon, das das Gebäude gerne selbst nutzen würde.

Laut Konzept würde Hartmann Grundstück (rund 2800 Quadratmeter) und Gebäude der Alten Wache zweckgebunden (mit Eintrag ins Grundbuch) von der Stadt erwerben und für Sanierung und Umbau aufkommen. Die einzelnen Bereiche könnten dann durch ihn vermietet werden – auch kurzfristig und nur projektbezogen. Seine Rolle würde sich im Wesentlichen auf die eines Vermieters beschränken, der den „Freiraum“ zur Verfügung stellt. „Ich will von der Stadt weder Geld noch das Grundstück geschenkt. Ich möchte es nur zum regulären Preis kaufen dürfen“, sagte Franz Hartmann in der Stadtratssitzung. Ein Pacht- oder Mietmodell sei auf Dauer teurer als ein Kauf und funktioniere deshalb nicht. Ein Kauf biete Kalkulationssicherheit um die Sanierung, im Raum stehen Kosten von mindestens 500.000 Euro, finanzieren zu können.
"Ich werde auf Dauer nicht mehr so wichtig sein"
Vom Konzept zeigte sich die Mehrheit des Stadtrats überzeugt. Oberbürgermeisterin Doris Baumgartl (UBV) sagte, dass man die Subkultur grundsätzlich unterstütze. Stefan Meister (ÖDP) und Dieter Völkel (SPD) sahen eine Schwäche des Konzepts darin, dass es zu sehr auf die Person Franz Hartmann zugeschnitten sei. "Ich werde auf Dauer nicht mehr so wichtig sein", meinte der Künstler und blickte gezielt in Richtung der Zuschauerränge, wo seine Tochter saß.
Eine Entscheidung fasste der Stadtrat in der aktuellen Sitzung noch nicht. Die Alte Wache war anschließend in der nicht öffentlichen Sitzung noch Thema. Was dort beraten wurde, darüber gab es am Tag danach keine Auskunft. Auf Nachfrage unserer Redaktion teilte Susanne Flügel, die Pressesprecherin der Stadt, lediglich mit: "Es wurde keine Entscheidung getroffen. Das Thema wird in einer der nächsten Sitzungen erneut behandelt."
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