In wenigen Tagen startet die neue Saison der 1. Floorball-Bundesliga und die Red Hocks Kaufering fiebern dem Auftakt entgegen. Mit dabei: Red-Hocks-Urgestein und Mitgründer Tobias Hutter, der mit 136 Toren und 89 Vorlagen der zweitbeste Scorer der Vereinsgeschichte ist. Aufgrund von Verletzungen kam er in der vergangenen Saison erst spät zurück aufs Spielfeld, konnte aber umgehend drei Treffer in den Play-down-Spielen gegen den FBC München beisteuern. Der 30-jährige Flügelstürmer hängt nun eine weitere Saison an seine großartige Karriere und bleibt der „schnellsten Sportart der Welt“ erhalten.
Tobias Hutter erinnert sich an die Anfänge in Kaufering: „In der Schule bin ich von Rasso Schorer angesprochen worden und wir haben einmal die Woche gespielt. Wir kannten die Floorball-Regeln noch gar nicht und haben uns am Eishockey orientiert.“ Auf der Zugfahrt zu einem Freundschaftsspiel in Ingolstadt studierte die neu gegründete Mannschaft das Regelbuch und waren ob so mancher Eigenheit des Sports erstaunt. Zum Beispiel darüber, dass der Ball gar nicht mit der Hand berührt werden darf. Sie gewannen das Spiel. Danach verlor Hutter diesen Sport für zwei Jahre aus den Augen und spielte Fußball beim SV Igling. 2008 war es erneut Rasso Schorer, der ihn zurück zum Floorball holte. Zu diesem Zeitpunkt hatten die Red Hocks eine Herrenmannschaft in der Regionalliga und Hutter stieg mit 16 Jahren wieder ins Jugendtraining ein. So ging die wilde Reise los, die Hutter und seine Teamkollegen schließlich in die höchste deutsche Spielklasse führen sollte.
Seit 2010 spielt Hutter bei den Herren
Doch zunächst holte er mit der U17 den 5. Platz bei der deutschen Meisterschaft auf dem Kleinfeld, ein Jahr später scheiterte er mit der U19 erst in der Verlängerung im Halbfinale. Ab 2010 spielte er bei den Herren in der Regionalliga, der Aufstieg in die 2. Liga folgte 2012. Mit den Spielertrainern Rasso Schorer und Christoph Huber verloren sie in ihrer ersten Saison nur eine Partie und wurden prompt Meister. „Wir hatten eine echt starke Mannschaft“, erinnert sich der studierte Steuerberater. „Wir hatten einen extrem guten Zusammenhalt im Team. Damals war bei den Heimspielen die Hölle los, immer um die 400 Zuschauer, und der Aufstieg in die 1. Bundesliga hat die Euphorie noch einmal verstärkt.“

Von nun an ging es bei den Auswärtsspielen unter anderem nach Berlin, Chemnitz, Dresden und Hamburg. Der Aufwand ist hoch, bei den Red Hocks verdient kein Spieler einen Cent und ohne den Verein und Sponsoren wäre die 1. Bundesliga nicht zu stemmen. Auch Spieler, die aus dem Ausland hinzukommen, erhalten keine Bezahlung, sondern Hilfe mit einem Job und einer Wohnung. Die erste Saison in der höchsten Spielklasse endete auf einem hervorragenden zweiten Platz, im Pokal erreichten die Red Hocks 2015 das Finale, wo sie sich dem UHC Weißenfels geschlagen geben mussten. „Das waren bis heute eigentlich die besten Jahre für mich“, blickt Hutter zurück. „Diese Erfolge konnten wir leider nie mehr wiederholen, aber wir sind seit 2013 nie abgestiegen.“

Floorball ist ein äußerst intensiver Sport, der Körper, und vor allem die Gelenke, stark belastet. „Bis Mai 2022 bin ich von Verletzungen verschont geblieben, aber dann hatte ich einen Kreuzbandriss“, erzählt Hutter. „Sechs Monate später habe ich wieder gespielt, aber nach der Saison musste ich doch operiert werden und bin fast die ganze Spielzeit ausgefallen. Schließlich habe ich fünfmal pro Woche Krafttraining und Physiotherapie gemacht, damit ich in den Play-downs noch helfen konnte. Mein Arzt fand das nicht so gut, aber wir haben den Abstieg verhindert.“
Der Zeitaufwand im Floorball ist extrem hoch
Mit seinen 30 Jahren gehört er im Amateurbereich bereits zu den älteren Spielern. Mitspieler Marco Keß ist mit 34 Jahren sozusagen der Methusalem der Red Hocks. Nicht nur die Gesundheit spielt dabei eine Rolle, sondern auch der große Zeitaufwand und die Zukunftsplanung sind wichtige Faktoren. Beruf und Familie kollidieren irgendwann mit drei Trainingseinheiten unter der Woche, von den langen Fahrten zu den Auswärtsspielen ganz zu schweigen. „Ich entscheide jeden Sommer auf neue, ob ich noch eine Saison dranhänge“, erklärt Tobias Hutter. „Diesmal ist mir die Entscheidung leichtgefallen, denn so möchte ich nicht aufhören. Also gebe ich noch einmal Vollgas für die Red Hocks.“ Um seinen Verein macht er sich keine Sorgen: „Wir haben in Kaufering zum Glück eine sehr gute Jugendarbeit. Jedes Jahr kommen drei oder vier Spieler bei den Herren neu dazu. Von der U7 bis zur U17, die deutscher Meister wurde, sind bei uns alle Mannschaften voll besetzt.“
Wenn er nicht für die Red Hocks auf Torejagd ist, widmet er sich der Familie, geht zum Tauchen oder wandert im Hochgebirge. Ohne Bewegung geht es bei Tobias Hutter jedenfalls nicht. Die Faszination Floorball fasst er grinsend zusammen: „Das Spiel ist schnell, es fallen viele Tore und es wird nicht so viel rumgelegen und gemeckert wie beim Fußball.“
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