Es ist ein Drama, dass in Nahost stets Krieg und Gewalt dazu führen, dass zarte Hoffnungen auf Entspannung und Frieden keimen. So ist es auch jetzt wieder. Zerfleddert, die vom Iran dominierte „Achse des Widerstands“, die eher „Bündnis der Niedertracht“ heißen müsste, geformt, um eine Nation und ihre Menschen - sprich Israel - zu vernichten. Nach Moskau geflohen, der kriminelle Herrscher über Syrien, Baschar al-Assad, und sein sinistrer Familienclan - fast lautlos ist das System in sich zusammengefallen. Personell und militärisch geschwächt durch den israelischen Angriff im Libanon, die von Teheran hochgerüstete Hisbollah. Dem Iran wurde durch israelische Attacken schmerzhaft aufgezeigt, welche Streitkräfte militärisch effektiver sind.
Zusammengefasst: Israel eröffnen sich aus diesen Umwälzungen große Chancen. Doch die Zweifel sind berechtigt, ob die mit extremistischen Psychopathen durchsetzte Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu in der Lage ist, sie auch zu nutzen. Es ist fatal, dass die einzige Demokratie in der Region gerade in dieser Zeit, in der es denkbar ist, die Zukunft zu gestalten, von einem heterogenen Kabinett regiert wird, das erst das eigene Land durch eine unselige Justizreform gespalten hat und ausgerechnet jetzt stringente Zukunftsvisionen schuldig bleibt. Das Aus für den rechtsextremen Polizeiminister Itamar Ben-Gvir ist eine gute Nachricht, kommt aber viel zu spät.
Die Vernichtung der Hamas scheitert
Der Umstand, dass Israel mit der Hamas über Bande seit Monaten verhandelt, zeigt, dass das Ziel Netanjahus, die Terrortruppe ein für alle Mal zu vernichten, nicht erreicht wurde, ja wahrscheinlich nicht erreicht werden konnte. Sonst würde man in Israel inhaftierte Terroristen, die für blutige, sinnlose Attentate in Israel verantwortlich sind, kaum austauschen. Dieses bittere Fazit steht am Ende eines Krieges, der durch das beispiellose Massaker der Hamas an israelischen Zivilisten ausgelöst wurde - ein Ausbruch blinden Hasses.
Die Antwort war ein israelischer Angriff, der sich in Bezug auf Ausmaß und Rücksichtslosigkeit längst von dem Grundsatz der Verhältnismäßigkeit entfernt hat, angeheizt durch Vernichtungsfantasien von - man glaubt es kaum - leibhaftigen, vereidigten Ministern aus dem Kabinett Netanjahu.
Ein wirklicher Friedensprozess in nicht in Sicht
Wie geht es nun weiter? Das Beispiel Gaza zeigt, dass Netanjahu viel eher bereit ist, dem neuen US-Präsidenten Donald Trump nachzugeben, als dessen Vorgänger Joe Biden. Man ist kein notorischer Schwarzseher, wenn man fürchtet, dass der holprige Geiseldeal nicht das Ende des Konflikts in und um Gaza ist. Ein notwendiger neuer Anlauf zu einem wirklichen Friedensprozess ist nicht in Sicht. Dafür fehlen auf allen Seiten die Köpfe, die in der Lage sind, über den Tag hinauszudenken. Auf israelischer Seite arbeiten Hardliner emsig daran, durch eine offen völkerrechtswidrige Politik im Westjordanland eine neue, in Hoffnungslosigkeit hineingeborene Generation von palästinensischen Terroristen heranzuzüchten. Die Hamas präsentiert sich mit martialischen Bildern von der Freilassung einer Zahl ihrer Geiseln als das, was sie war und ist: eine Terrormiliz, die ihre eigenen Kinder für ihren Irrsinn verheizt.
Vielleicht muss man woanders hinschauen, um sich einen Funken Zuversicht zu bewahren. Israel sollte, möglicherweise unterstützt von Trump, die Friedensgespräche mit Saudi-Arabien intensivieren. Das wäre eine Chance, den elenden Kreislauf von Waffenlieferungen und Stellvertreterkriegen zu durchbrechen.
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