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Dasing: Karl May ohne Fred Rai: Wie funktioniert das?

Dasing

Karl May ohne Fred Rai: Wie funktioniert das?

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    Fred Rai, der verstorbene Gründer der Western-City, ist im Team „allgegenwärtig“.
    Fred Rai, der verstorbene Gründer der Western-City, ist im Team „allgegenwärtig“.

    Pyrotechnische Effekte, waghalsige Stunts sowie jede Menge Cowboys und Indianer. Dafür stehen die Süddeutschen Karl-May-Festspiele in der Western-City Dasing im Landkreis Aichach-Friedberg. Bei der 11. Auflage boten die Schauspieler bei der Inszenierung des „Schatz im Silbersee“ eine gewohnt hochwertige Show, dennoch war vieles anders.

    Denn einer fehlte. Der Wichtigste. Im April starb der Gründer der Western-City Fred Rai im Alter von 73 Jahren bei einem Reitunfall. Was folgte, war eine Welle der Anteilnahme. Politiker, Besucher und Freunde nahmen auf einer bewegenden Gedenkfeier Abschied. Daraus schöpfte Western-City-Sprecher Volker Waschk neuen Mut: „So viele Menschen hatten eine persönliche Verbindung zu ihm. Der große Zuspruch nach seinem Tod hat uns ermuntert, weiterzumachen.“ Vor 30 Jahren hatte sich Rai, der sein Leben dem Wilden Westen gewidmet hatte, mit dem Erlebnispark seinen Traum erfüllt. 50 Jahre langbeschäftigte sich Manfred Raible, wie er mit Geburtsnamen hieß, mit Pferden. „Er hat die Tiere geliebt und sich für sie eingesetzt“, so Waschk. Mit dem Rai-Reiten hat der schwäbische Cowboy einen eigenen Reitstil erfunden, der für die Tiere gewaltfrei ist. Als singender Cowboy zog er mit seinem Pferd „Spitzbub“ umher. Mehr als 7000 Auftritte und über 150 Fernsehshows standen am Ende zu Buche.

    Fred Rai starb zu Beginn der Proben

    Rai sollte bei den Festspielen seine gewohnte Rolle als Bösewicht einnehmen, doch zu Beginn der Proben starb er. Durch seinen Tod musste nun Ersatz für die Rolle des Colonel Brinkley her. Peter Bechtel, ein guter Freund Rais, übernahm dessen Rolle. Für Volker Waschk eine würdige Vertretung: „Vom Schauspielerischen hat sich da nichts verändert. Peter hat sich schnell eingefunden und auf der Bühne war das egal.“ Dennoch waren die Festspiele anders. „Ersetzen kann man ihn nicht. Jeder hat seine persönliche Geschichte mit Fred Rai. Es gibt für jeden immer wieder Momente, an denen man besonders an ihn denkt und das ist dann natürlich eine neue Situation.“

    Doch nicht nur beim Team der Western-City ist Rai in Erinnerung geblieben: „Fred ist hier allgegenwärtig. Das merkt man natürlich auch bei den Besuchern.“ Persönliche Gespräche, Kerzen, die für Rai angezündet werden, und die Reaktionen des Publikums bestätigen dies. „Ein Mann hat mit seinem Sohn auf dem Showfriedhof doch tatsächlich nach Freds Grab gesucht“, erinnert sich der Pressesprecher, der als Fred Engel selbst auf der Bühne steht. „Eine Frau wollte erst gar nicht kommen. Als sie dann die Show sah, war sie unheimlich glücklich und gerührt“, berichtet Waschk.

    Vorstellungen gut besucht

    Vor ausverkauftem Haus startete der „Schatz im Silbersee“ Ende Juni. Rund 600 Besucher kamen zum Auftakt der Festspiele. Auch die weiteren Vorstellungen waren gut besucht. Insgesamt wirkten 80 Schauspieler und 20 Pferde mit. Volker Waschk zeigt sich zufrieden: „Von den Besucherzahlen war es ähnlich wie im vergangenen Jahr.“ Dennoch habe sich etwas verändert. „Es gibt immer mehr spontane Besucher. Kurzfristig entscheiden sich die Menschen, zu kommen.“ Im Vorverkauf seien deshalb weniger Tickets verkauft worden.

    An der Arbeit habe sich nicht viel verändert, dennoch klafft eine Lücke: „Fred war der Boss, das Gesicht und die Figur der Western-City. Er hat viele Entscheidungen getroffen. Da ist eine gewisse Lücke entstanden.“ Aufgrund der langjährigen Erfahrungen funktioniere das Zusammenspiel aber trotzdem. „Die Leute nehmen etwas mit. Das ist das Ziel. So war es mit und so ist es auch ohne Fred Rai. Daran hat sich nichts geändert.“

    Neu war in diesem Jahr dagegen das heiße Wetter – fast wie im Wilden Westen. Laut Waschk könnte Rai hier seine Finger im Spiel gehabt haben: „Das war sicher kein Zufall. Wer weiß, ob Fred da nicht etwas damit zu tun hat?“ Am Sonntag nun findet die letzte Vorstellung in diesem Jahr stat. Auch 2016 gehen die Festspiele auf jeden Fall weiter. Dann mit einer Geschichte aus Karl Mays Buch Winnetou II.

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