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Kulturforum: Der Wittelsbacher Arm reicht bis ins Weiße Haus

Kulturforum

Der Wittelsbacher Arm reicht bis ins Weiße Haus

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    Prinz Luitpold von Bayern spricht mit Alex Dorow beim Kultur-Forum in St. Ottilien über Familiengeschichte und die Verantwortung für die Zukunft.
    Prinz Luitpold von Bayern spricht mit Alex Dorow beim Kultur-Forum in St. Ottilien über Familiengeschichte und die Verantwortung für die Zukunft. Foto: Leitenstorfer

    Ab dem 12. Jahrhundert stellten die Wittelsbacher mit einem weitverzweigten Netzwerk und klugen Verbandelungen zwei Kaiser, zahlreiche Könige und Prinzessinnen auf vielen deutschen und europäischen Thronen. Kronen tragen ihre Nachfahren seit dem Ende der Monarchie 1918 nicht mehr. Aber im wirtschaftlichen, kulturellen, humanitären und repräsentativen Bereich sind sie weiterhin und weltweit vernetzt und gefragte Gesprächspartner.

    So auch im großen Saal des Exerzitienhauses, wo Erzabt Wolfgang Öxler zum Kultur-Forum unter dem Motto „St. Ottilien im Dialog mit Luitpold Prinz von Bayern – Familiengeschichte in Kontinuität und Verantwortung für die Zukunft“ den Urenkel des letzten bayerischen Königs Ludwig III. und zahlreiche Besucher willkommen hieß. Alex Dorow trug mit seiner Moderation zur spannenden Annäherung an die Familiengeschichte der Wittelsbacher bei. Die musikalische Gestaltung übernahm die Fraunhofer Saitenmusik mit fünf Kompositionen aus der Schweiz, Irland, Tirol und Dänemark.

    Der Prinz von Bayern gab zunächst einen Einblick in 700 Jahre Herrschergeschichte, sprach über funktionierende Heiratspolitik, Einflüsse auf die Kirche, das Primogeniturgesetz von 1506, mit dem das Erbfolgerecht geregelt wurde, und erzählte Maximilian I. , dem ersten bayerischen Kurfürsten. Mit dem Weißbiermonopol habe dieser das Brotgetreide geschützt und in Zeiten des Dreißigjährigen Krieges einen guten Riecher für das Geschäftliche entwickelt. Nach dem Kauf des Weißbierbraurechts gründete er mehr als 20 Weißbierbrauereien, da Weizenbier auch im Sommer hergestellt werden konnte. Das Bierbrauen und der Instinkt fürs Geschäftliche gehören bis heute zur Familientradition, ist doch Prinz Luitpold in der Bierbranche tätig.

    Bei der Zeitreise durfte einer der berühmtesten Wittelsbacher nicht fehlen. König Ludwig II., dessen Schlösser von Millionen Menschen aus der ganzen Welt besucht werden und die er mit eigenem Vermögen erbauen ließ, worauf der Prinz ausdrücklich hinwies. Die Zeit der Umbrüche und Revolutionen ab 1918 wurde im zweiten Teil der Familiengeschichte anschaulich vermittelt. Nach der Machtübernahme des später ermordeten Kurt Eisner habe König Ludwig III. nicht abgedankt, aber alle bayerischen Beamten vom Diensteid entbunden, bevor er ins Exil nach Ungarn ging. Die Wirren der Weimarer Republik machten die Menschen empfänglich für Heilsbotschaften und ermöglichten den Aufstieg der Nationalsozialisten, so Prinz Luitpold, dessen Familie nach dem Krieg aus dem Exil zurückkam.

    Im dritten Teil des Dialogs mit Alex Dorow stellte der Prinz von Bayern klar, dass seine Familie entgegen anderslautender Meldungen nicht vom Staat alimentiert werde. Sie habe ihre Kunstsammlung aus 500 Jahren als Stiftung in den bayerischen Staat eingebracht.

    Prinz Luitpold äußerte sich beunruhigt über aktuelle Meinungsverbreitungen im Internet. Er habe sich intensiv mit Humanverhaltensforschung auseinandergesetzt. „Hirn einschalten hilft“, so der Prinz. Nur wer dies nicht tue, habe Angst vor allem Fremden, das nicht zu „Vaterland und Muttererde“ passe. Mitglieder der Wittelsbacher seien weltweit unterwegs und haben vielseitige Aufgaben übernommen. Er selbst sei beispielsweise oft im Iran, den er mit alkoholfreiem Bier beliefere, „wenn man schon nicht nach Amerika darf“. Apropos Amerika: Dass Donald Trump ins Weiße Haus gelangen konnte, hat auch ein wenig damit zu tun, weil seinem Großvater Friedrich Trump, der in die USA ausgewandert war, laut einem historischen Dokument die Wiedereinreise ins Königreich Bayern verwehrt worden war. (gra)

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