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Winter in der Region: Wenn der Räumdienst selbst fest steckt, geht gar nichts mehr

Winter in der Region

Wenn der Räumdienst selbst fest steckt, geht gar nichts mehr

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    Am Mittwochabend hatten viele Autofahrer nicht den Eindruck, dass alle Räumfahrzeuge unterwegs waren. Insgesamt ereigneten sich fast 120 Unfälle.
    Am Mittwochabend hatten viele Autofahrer nicht den Eindruck, dass alle Räumfahrzeuge unterwegs waren. Insgesamt ereigneten sich fast 120 Unfälle. Foto: Silvio Wyszengrad

    Schnee und Eisglätte sorgten am Mittwochabend und in der Nacht für Chaos auf vielen Straßen in der Region. Fast 120 Unfälle ereigneten sich auf spiegelglatten Straßen. Zeitweise wurde sogar die Autobahn gesperrt: Zwischen Zusmarshausen und Adelsried ging zwei Stunden nichts mehr. Sechs Sattelzüge standen am Zusmarshauser Berg quer. Und der Räumdienst? Der steckte selbst im Stau. Der Geschäftsführer der Autobahn-Betreibergesellschaft Pansuevia, Robert Schmidt, sprach von einer Verkettung unglücklicher Umstände.

    Ein Autobahnabschnitt musste komplett gesperrt werden

    Es begann alles ganz harmlos: Am Mittwochnachmittag hatte sich auf der A8 die erste Räumstaffel laut Schmidt gegen 16 Uhr rechtzeitig auf den Weg in Richtung Augsburg gemacht. Dort wurde wie üblich gewendet – nach dem Rückweg zum Sitz der Pansuevia in Jettingen begann gegen 18 Uhr die nächste Schleife in Richtung München. Doch weil es bei Burgau nach Unfällen zu Staus gekommen war, steckte der Räumdienst plötzlich fest: Vielleicht hätte eine Räumgasse geholfen – doch die gibt es nicht. Für die Strecke von 17 Kilometern zwischen Jettingen und Zusmarshausen benötigten die Räumfahrzeuge laut Pansuevia eineinhalb Stunden. "Wir mussten uns hinten anstellen", erklärt Schmidt am Tag danach. Denn: Bei einer Breite des Räumschilds von siebeneinhalb Metern gab es kein Durchkommen mehr.

    Der Straßenzustand am Zusmarshauser Berg verschlechterte sich derweil: Auf der Piste bildete sich eine Schnee- und Eisschicht. "Da ging gar nichts mehr", berichtet Josef Sitterer von der Autobahnpolizei Gersthofen. Sechs Sattelzüge fuhren sich fest und blieben hängen. Deshalb beschlossen die Polizeibeamten gegen 20.30 Uhr, den Abschnitt zwischen Zusmarshausen und Adelsried in Fahrtrichtung München zu sperren. Stillstand wegen Extremwetter – es dürfte das erste Mal seit dem Ausbau der Autobahn gewesen sein.

    117 Unfälle wurden im Einsatzbereich Nordschwaben registriert

    Auch auf der B2 zwischen Mertingen und Nordendorf ging am Abend nichts mehr: Die Polizei sperrte die Bundesstraße nach Süden für eineinhalb Stunden, um einen Wagen samt Gebrauchtfahrzeug-Anhänger aus einem Graben zu ziehen. Der 46-jährige Fahrer hatte bei Schneeglätte die Kontrolle über das Gespann verloren. Durch die Wucht stürzte der Anhänger samt der Gebrauchtautos um. Bereits zwei Stunden vorher war die B2 bei Langweid wegen mehrerer Unfälle im Feierabendverkehr voll gesperrt worden.

    Insgesamt 117 Unfälle wurden im Zeitraum von Mittwoch 16 Uhr bis Donnerstagmorgen 8 Uhr im Einsatzbereich des Polizeipräsidiums Nordschwaben registriert. 34 davon ereigneten sich im Augsburger Stadtgebiet, sagt Polizeisprecher Jürgen Wörle. Meist handelte es sich um Blechschäden. Bei einer Karambolage bei Petersdorf (Kreis Aichach-Friedberg) erlitt ein 70-Jähriger schwere Verletzungen. Drei weitere Menschen wurden leicht verletzt. Ein Unfall endete aber höchst tragisch: Eine 67-jährige Frau starb, nachdem sie in einer Garagenzufahrt von ihrem Auto eingeklemmt wurde.

    20 Räum- und Streufahrzeuge waren im Stadtgebiet Augsburg im Einsatz

    Nun kam der Schneefall zwar nicht überraschend. Doch hatte es in der Nacht zum Donnerstag unerwartet viel geschneit. Für den Räumungsdienst des Abfallwirtschafts- und Stadtreinigungsbetriebs (aws) war das in diesem Winter die bislang größte Herausforderung. Ab 16 Uhr herrschte Großeinsatz. Alfons Stegmann versichert, dass die Kollegen einsatzbereit und gewappnet waren. Absolut überraschend hingegen war für die Einsatzkräfte aber die Menge an Schnee, die vom Himmel herunterkam. Denn die Wetterdienste, mit denen der aws kooperiert, haben laut Stegmann bis zu drei Zentimeter Schnee vorhergesagt. "Es wurden aber elf Zentimeter Neuschnee. Ausgerechnet über Augsburg hat es sich so richtig ausgeschneit." Bis 22 Uhr seien im Stadtgebiet 20 Wagen unterwegs gewesen, um zu räumen und zu streuen. Um vier Uhr morgens ging der Großeinsatz weiter. "Dabei besteht während der Nachtstunden von 20 bis 7 Uhr keine Verpflichtung dazu", merkt Stegmann an. Dennoch hatte so mancher Verkehrsteilnehmer am Abend den Eindruck, dass in der Stadt gar nicht geräumt wurde. "Bei anhaltenden Schneefällen und Temperaturen unter dem Gefrierpunkt können trotz Räum- und Streumaßnahmen winterliche Verhältnisse herrschen", betont Stegmann. "Da muss man angepasst fahren." Zudem wirke sich das gestreute Salz allein so schnell nicht aus. "Dazu brauchen wir auch die Unterstützung des Verkehrs und abends ist einfach nicht mehr so viel los."

    In den nächsten Tagen sagen die Wetterdienste nur "kaum bis gar keinen Schnee" voraus. Aber Stegmann und seine Kollegen wissen jetzt immerhin, dass Prognosen ungeahnte Überraschungen bergen können.

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