
21 Absolventinnen und eine „Miss Hauswirtschaft“

Ausbildung an der Landwirtschaftsschule soll neue Chancen auf dem Arbeitsmarkt eröffnen
Rammingen Fühlen, wie sich ein Hefeteig „gehen“ lässt, Sehen, wie ein Reißverschluss eingenäht wird, Riechen, welches Aroma frisches Gemüse entwickelt und Schmecken, welche Wirkung ein Schuss Sahne oder eine Prise Salz in der Soße haben. Solche Dinge sind den 21 Absolventinnen des einsemestrigen Studienganges „Hauswirtschaft“ an der Landwirtschaftsschule in Mindelheim nicht mehr fremd. Zwei Jahre haben die aus anderen Berufen kommenden jungen Frauen aus den Landkreisen Ost-, Unterallgäu und Landsberg einmal in der Woche acht Stunden die Schulbank gedrückt. Sie wollten lernen, wie man den Haushalt effektiv organisiert und die Arbeitskraft zum Wohl der Familie sinnvoll einsetzt.
Bei der Abschlussfeier im Ramminger Gasthaus „Stern“ bescheinigte Dr. Ludwig Merk den Studentinnen „hervorragende Leistungen“. Nach einem kurzen Abriss über die 85-jährige Geschichte der Lehranstalt machte der Schulleiter bewusst, gesunde Ernährung und Hauswirtschaft seien auch politisch „voll trendy“ und berufliche Felder, auf denen man vorausschauend und verantwortungsvoll „ackern“ könne. So stünden den Absolventinnen alle Türen für die Meisterprüfung offen.
„Lernen mit allen Sinnen“ war angesagt
Ähnlich äußerte sich auch Ursula Bronner. „Lernen mit allen Sinnen“ war angesagt, unterstrich die Leiterin der Abteilung Hauswirtschaft und gab sich überzeugt: „Der Besuch unserer Schule eröffnet viele neue Chancen auf dem Arbeitsmarkt.“ Für ihr Konzept spräche nicht nur die Verarbeitung regionaler Produkte, sondern auch Gespräche mit Unternehmern bei Betriebsbesichtigungen, bei denen sich „interessante Erzeuger-Verbraucher-Dialoge“ entwickelt hätten. Die Rede war von einem gesunden Lebensstil. „Life Style mit regionalem Touch“, so Bronner, sei zu Recht chic, vermittle er der Region doch unverwechselbare Identität.
Wie die „frischgebackenen Hauswirtschafterinnen“ ihre Studienzeit an der Fachschule in Erinnerung haben, schilderte Margit Krieger in Versform und auf gut Schwäbisch. Fazit der Semestersprecherin: „Es war wahrlich kein Kinderspiel.“
Bei einem mit lustigen Quizfragen gespickten Sketch drehten die Absolventinnen den Spieß um und fragten ihre Lehrerinnen ab. Die fanden sich unversehens auf einem Laufsteg und bei „Miss-Wahlen“ wieder: mussten saugen, fegen, Fenster putzen, aufkehren und als Pantomimen oder Verkaufstalente Punkte sammeln. Die meisten bekam Lehrerin Lydia Klein. Sie wurde von Lisa Kümmeth und Yvonne Weckwerth zur „Miss Hauswirtschaft“ gekürt.
Weil die Veranstaltung zeitlich etwas aus dem Ruder gelaufen war und auch die Küche nicht mehr warten konnte, fielen die Grußworte von Staatssekretär Franz Pschierer, Landrat Hans Joachim Weirather, Bürgermeister Anton Schwele und Kreisbäuerin Margot Walser kurz und bündig aus. „Wir wünschen euch für die Zukunft viel Glück“, riefen die Ehrengäste den Studentinnen im Chor zu. Als dann die lang ersehnten Zeugnisse verteilt wurden, sah man nur strahlende Gesichter. Besonders geehrt wurden die drei Semesterbesten Margit Krieger (Note 1,18), Christiane Lochbrunner (1,18) und Maria Schöner (1,27).
Scheiden von der Schule tat nicht so weh, wurde es doch durch ein festliches Essen mit Ehrengästen, Lehrkräften und Eltern versüßt und mit flotten Klängen des Bläserquartetts der Musikschule Mindelheim aufgelockert. Wer Geschmack am Beruf der „Hauswirtschafterin“ findet – auch Männer sind willkommen – kann sich bis zum 1. Juli für das nächste Semester bei der Landwirtschaftsschule einschreiben.
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