
Scherben erzählen Geschichten

Im Unterallgäuer Landratsamt sind historische Funde aus Erisried zu sehen
„Scherben erzählen Glas-Geschichte“ lautet der Titel der Ausstellung, die derzeit im Landratsamt Unterallgäu zu sehen ist. „Diese Scherben erzählen auch die Geschichte unseres Landkreises“, sagte Landrat Hans-Joachim Weirather bei der Eröffnung. Im Mittelpunkt stehen Glasscherben, die bei Erisried gefunden wurden, und die darauf hinweisen, dass dort einst eine Glashütte stand. Viele Bürger von Erisried ahnten das schon lange, denn immer wieder wurden hier Scherben und Glasgefäße gefunden. Kreisheimatpfleger Peter Hartmann brachte schließlich gezielte Nachforschungen ins Rollen. Zu der Ausstellungseröffnung waren viele Unterallgäuer gekommen, die sich mit Heimatpflege befassen, außerdem Glasforscher aus ganz Bayern und viele Erisrieder Bürger.
„Für die Glasforschung war das Unterallgäu lange ein weißer Fleck“, so Kreisheimatpfleger Peter Hartmann. In seinem Vortrag erläuterte er, wie sich das geändert hat. Viel Wissen verdanke er seinem Vorvorgänger Josef Striebel, so Hartmann. 2014 entdeckte Hartmann dann auf einem Acker östlich von Erisried außergewöhnlich viele Glasfragmente. Nun startete er gezielte Recherchen, durchsuchte Veröffentlichungen zu Erisried und befragte die Bürger.
Einige Erisrieder stellten ihm ihre Funde zur Verfügung. Hartmann zog auch weitere Experten zu Rate, unter anderem den Archäologischen Arbeitskreis. Auch die Deutsche Glastechnische Gesellschaft wurde auf das Unterallgäu aufmerksam. So entstand der Kontakt zu Dieter Schaich, Mitglied des Beirats dieser Gesellschaft. Er hat die Ausstellung schließlich konzipiert.
Schaich berichtete von einigen besonderen Erkenntnissen. So sei Erisried der erste Ort in Bayern, an dem nachweislich Tellerglas hergestellt wurde. Dieses Tellerglas sei typisch für das 17. Jahrhundert. Es wurde verwendet, um Kirchenfenster herzustellen.
Im 18. Jahrhundert wurden in Erisried vor allem Flachglas und Flaschen hergestellt – unter anderem eine besondere, typisch bayerische Schlegelflasche. Schaich äußerte die Vermutung, es könne sich hier vielleicht um eine schwäbische Erfindung handeln. Schließlich endete die Glasproduktion bei Erisried 1731, wohl, weil die Holzvorräte aufgebraucht waren. Die Glasmacher wanderten nach Aschau ab, wo heute noch ihre Spuren ersichtlich sind.
Musikalisch umrahmte die Familie Mendler aus Erisried die Vernissage im Landratsamt und machte so die Veranstaltung zu einer „runden Sache“, befand Kreisheimatpfleger Hartmann.
Noch bis 4. September ist die Ausstellung im Foyer des Landratsamts zu sehen. Weitere Informationen zu der Ausstellung finden Sie auch im Internet unter www.unterallgaeu.de/ausstellungen. (mz)
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