
Plötzlich Bürgermeister: So erging es Stefan Welzel in Bad Wörishofen

Plus Drei Monate nach dem Machtwechsel im Rathaus von Bad Wörishofen: Stefan Welzel (CSU) über seinen Wahlsieg und seinen Start als Rathauschef.

Manchmal, da wundert sich Stefan Welzel immer noch, wie breit aufgestellt sein neuer Job als Bürgermeister von Bad Wörishofen ist. Manchmal, da setzt er sich dann auf die Parkbank hinter dem Rathaus und sucht das Gespräch mit den Leuten, die sich hier ausruhen. Ganz spontan, ganz ungekünstelt. Ganz er selbst. Und bei solchen zufälligen und ungeplanten Gesprächen, da erfahre er so viel über die Sorgen, Nöte, Wünsche und Vorlieben der Bad Wörishofer und ihrer Gäste.
Der neue Bürgermeister Stefan Welzel will "Ansprechpartner" für die Bürger in Bad Wörishofen sein
Es sind diese persönlichen Begegnungen, die Stefan Welzel so wertschätzt - mit den „einfachen Leuten“ genauso wie mit dem millionenschweren Chef eines Unternehmens, der sich an ihn wendet. Das ist es, was für ihn seine neue Aufgabe als Bürgermeister der Stadt Bad Wörishofen ausmacht: „Ich will Ansprechpartner sein“, sagt der CSU-Politiker, der am 29. März in der Stichwahl das Bad Wörishofer Rathaus wieder für die Christsozialen zurückerobert hatte.
Dort war vor sechs Jahren – für viele damals überraschend – FW-Kandidat Paul Gruschka eingezogen, der sich gegen die CSU-Kandidatin Christiane-Maria Rapp durchgesetzt hatte. Es ist kein Geheimnis, dass Stefan Welzel, der seit 2002 für die CSU im Bad Wörishofer Stadtrat sitzt, schon damals gerne für die Christsozialen ins Rennen um die Nachfolge von Klaus Holetschek als Rathauschef gegangen wäre.
Auch der Verlierer der Stichwahl blickt zurück: Plötzlich nicht mehr Bürgermeister
Die politischen Narben von damals waren offenbar verheilt, denn die örtliche CSU setzte bei der Bürgermeisterwahl sechs Jahre später dann doch auf Stefan Welzel – und entsprechend groß war die Freude im Lager der CSU über den am Ende deutlichen Sieg des bisherigen 2. Bürgermeisters. Als CSU-Fraktionschef hatte sich Welzel zum wortgewaltigen und hartnäckigen Gegenpart zu Amtsinhaber Paul Gruschka entwickelt und ließ keine Gelegenheit verstreichen, sich als Alternative zu Gruschka in Szene zu setzen.
Als er dann zunächst im ersten Wahlgang am 15. März und dann zwei Wochen später auch in der Stichwahl sein Ziel erreicht und das Amt des Bürgermeisters erobert hatte – da blieb ihm kaum Zeit, diesen Erfolg auch zu genießen. Nachdem die knisternde Spannung am Stichwahlabend mit einem Glas Sekt runtergespült worden war, ging es am 6. April auch gleich los – von einer Eingewöhnungszeit konnte mitten in der Coronakrise gar keine Rede sein. Dass sich sein Amtsvorgänger unmittelbar in den Urlaub verabschiedet hatte, lässt Welzel auch auf Nachfrage unkommentiert.

Gut aufgelegt wirkt er heute, ausgeruht und voller Tatendrang – auch nach 100 Tagen im Amt geht Stefan Welzel seine Aufgabe mit Engagement und seiner leutseligen Art an, die in Bad Wörishofen offenbar gut ankommt. Dies zeige sich auch in den vielen Gesprächen, die er jeden Tag führt, wenn er in der Kurstadt unterwegs ist oder bei Terminen seinen Amtsgeschäften nachgeht. Ihm ist dabei wichtig, dass er so ist, wie er ist – und auch so bleibt: Er werde sich weder verstellen noch werde er sich verbiegen lassen, macht er deutlich. Und es gehe ihm auch ganz und gar nicht darum, einen „anderen Stil“ ins Bad Wörishofer Rathaus zu bringen. Ihm gehe es ausschließlich darum, „seinen Stil“ so zu leben, wie ihm das wichtig und richtig erscheint: „Ich mache nichts anders, weil jemand anderes es vielleicht anders gemacht hat“, sagt Welzel – und auch wenn er dabei den Namen seines Vorgängers nicht in den Mund nimmt, so weiß man doch, wer damit gemeint ist.
Laut Stadträten ist die Stimmung im Bad Wörishofer Rathaus jetzt "besser"
Dass inzwischen auch im Bad Wörishofer Stadtrat eine „andere“ (von Stadträten als „besser“ beschriebene) Atmosphäre herrscht – das will Welzel gar nicht alleine seinem Führungsstil zuschreiben lassen. Dass im Stadtrat nach der Wahl auch personell ein Umbruch stattgefunden und einige neue (und junge) und damit auch unvoreingenommene und unbelastete Kommunalpolitiker Platz genommen haben, mache seine Aufgabe schon auch einfacher, gibt Welzel gerne zu.
Über mangelnde Gelegenheit zur Einarbeitung konnten sich in den vergangenen drei Monaten weder Welzel noch die Stadträte beklagen: 15 Mal standen Sitzungstermine an, mussten entsprechend vor- und dann auch nachbearbeitet werden.
Und wenn er das erzählt, dann sprühen seine Augen förmlich vor Tatendrang, ganz ungefragt listet er gleich alle möglichen Projekte, Ideen und Maßnahmen auf, die er angepackt hat oder noch anpacken will. Gerade diese Vielfalt, diese täglich neuen Herausforderungen, dieses spannende und oft auch überraschende sei es, was ihm seine Tätigkeit als Bürgermeister von Bad Wörishofen so Spaß macht.
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Da reicht die Palette von Alltagsfragen wie der Umsetzung der Hygienebestimmungen im örtlichen Freibad bis hin zu städtebaulichen Entscheidungen wie dem Bau der Löwenbräu-Arkaden oder kommunalpolitischen Weichenstellungen wie die Frage der Höhe der Gewerbesteuer – ein politischer Dauerbrenner in der Kneippstadt.
Apropos: Natürlich brennt ihm auch die Zukunft der Tourismusdestination Bad Wörishofen als Kurort auf den Nägeln. Auch hier sieht er noch Chancen, aber auch Nachholbedarf, die er unter anderem auch in einem schlüssigen und zukunftsweisenden Tourismus-Konzept gemeinsam mit dem Stadtrat, dem örtlichen Einzelhandel und den Großunternehmern wie Jörg Wund von der Therme und Joachim Löwenthal vom Skyline Park anpacken will.
Viel Zeit lässt sich Stefan Welzel nicht, er hat viel vor. Aber manchmal, da nimmt er sich dann eben auch die Zeit. Zum Beispiel für ein gutes Gespräch auf der Parkbank hinter dem Rathaus.
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