
Wohnraum für Bad Wörishofen ja, aber nicht um jeden Preis

Plus Zwei große Wohnbauvorhaben in Bad Wörishofen – und zwei unterschiedliche Bewertungen.

Zwei durchaus prägende Neubauten sollen in Bad Wörishofen entstehen – doch nur für eines der Bauvorhaben gibt es derzeit grünes Licht. Am zweiten Projekt scheiden sich die Geister, auch weil es größer werden soll, als erwartet.
Wer vom Kurhaus an der Genobank vorbei in Richtung Pescatore-Kreisel geht, kommt an einer Wiese direkt an der Genobank vorbei. Geht es nach dem Eigentümer, soll dort ein Mehrfamilienhaus entstehen. Neun Wohnungen sind vorgesehen, dazu eine Tiefgarage. Dem Bauausschuss lag zwischenzeitlich eine Voranfrage zu diesem Projekt vor. Es ging darum zu klären, ob die nötigen Ausnahmen gemacht werden können, damit das Gebäude entstehen kann.
Das Haus soll größer werden, als dort erlaubt: etwa 25 mal 13 Meter. Dazu soll es mit der Längsseite zur Hauptstraße gestellt werden, nicht mit der Giebelseite, wie verlangt. Weitere Ausnahmen betreffen den Kniestock und die Überschreitung der zulässigen Breite eines Zwerchgiebels. Außerdem soll das Mehrfamilienhaus drei Geschosse erhalten, nicht nur die zwei zulässigen. „Das Gebäude orientiert sich bei der Ausrichtung an historischen Gegebenheiten“, erläuterte Bürgermeister Stefan Welzel (CSU). Bernhard Oberstaller vom Bauamt sagte, das Gebäude versuche die Landwirtschaft, die dort einst stand, nachzuempfinden. Auch dieser Bauernhof stand einst mit der Traufseite zur Hauptstraße und war etwa 25 Meter lang. „Wir finden, dass das Gebäude da sehr gut hinpasst“, sagte Oberstaller.
Der historische Zustand dieses Teils der Innenstadt Bad Wörishofens gilt nun als Richtschnur
Auch Josef Kunder (CSU) sprach sich als Ausschussmitglied, aber auch als Nachbar für die Lösung aus. „Das ist stimmig“, betonte Kunder. „Der Bauernhof früher war auch schon so lang.“ Man habe „jetzt tollerweise lange eine schöne Wiese“ dort gehabt, doch könne man nicht vermeiden, dass der Eigentümer irgendwann „sein Recht wahrnimmt und baut“, sagte Kunder. Für den Ausschuss war die Sache klar. Einstimmig signalisierten die Mitglieder Zustimmung. Einen Bauantrag gibt es noch nicht.
Ungleich größeren Diskussionsbedarf gab es um das zweite prägende Bauvorhaben. Unweit der Polizeiinspektion soll an der Brucknerstraße ein Wohnhaus mit sieben Wohnungen und Tiefgarage entstehen. Über die schiere Größe zeigte man sich im Ausschuss überrascht. Das Gelände ist nämlich ein Spezialfall, für den es einen sogenannten städtebaulichen Vertrag gibt. Ein solcher regelt Rechte und Pflichten von Investor und Kommune. Darin sei aber nur von einer Wohnung die Rede, hieß es im Ausschuss. Mehr gebe auch der Bebauungsplan nicht her. Dieser allerdings wurde bereits in der Vergangenheit zweimal geändert – einmal, um die Bebauung dort überhaupt zu ermöglichen. Zum zweiten Mal, um eine Betriebsansiedlung zu ermöglichen. Dass nun womöglich auch noch eine Halle entstehen soll, stellte sich dann in der nichtöffentlichen Sitzung noch heraus, wie anschließend zu erfahren war.
„Ein Turm in der Mitte“ sei nicht okay, findet Thomas Vögele
Man habe die bislang dort stehenden Gebäude genehmigt, sagte Thomas Vögele (FW). „Aber jetzt in der Mitte einen Turm bauen zu lassen, finde ich nicht okay.“ Josef Kunder (CSU) sagte, er sehe „ein Problem mit der Dreigeschossigkeit“. Bewohner der oberen Etage müssten womöglich mit Lärmbelästigung durch die unmittelbar angrenzende Staatsstraße rechnen, sagte er.
Ob dort Miet- oder Eigentumswohnungen entstehen sollen, wollte Johann Suiter (Grüne) wissen. Bernhard Oberstaller vom Bauamt sagte dazu, man gehe derzeit von Mietwohnungen aus.
„Wie ist Ihre Meinung, Herr Bürgermeister, wir haben noch nichts gehört“, forderte Thomas Vögele die Stellungnahme des Rathauschefs ein. Welzel erinnerte an die einst getroffene Vereinbarung, in der von einer Wohnung die Rede sei. „Nun reden wir über sieben Wohnungen“. Welzel machte deutlich, dass wohl noch Gesprächsbedarf besteht.
Man müsse auch „an die Leute denken, die dahinter ihre Häuser haben“, sagte Alexandra Wiedemann (FDP). Ob es „das rausreißt, wenn man das oberste Geschoß weglässt“, gab Zweiter Bürgermeister Daniel Pflügl (Grüne) zu möglichen Alternativen zu bedenken, ebenfalls mit Blick auf die Anwohner. „Würde das die Situation wirklich verbessern?“, fragte Pflügl.
Was der Bauwerber nun beachten muss
Eine endgültige Antwort gab es in der Sitzung nicht. Man nehme mit, dass gegen die Zahl der Geschosse und die Zahl der Wohnungen Bedenken bestünden, fasste Bernhard Oberstaller zusammen. „Das geben wir dem Bauwerber als Hausaufgabe“.
Gegen drei Stimmen beschlossen wurde am Ende, dass zu dieser Bauvoranfrage ein gemeindliches Einvernehmen nur bedingt in Aussicht gestellt werden könne.
Der Ausschuss signalisierte aber Bereitschaft, den geltenden Bebauungsplan auf Kosten des Investors anzupassen, weil man den Bedarf an Wohnraum in Bad Wörishofen sehe. Bekanntlich gilt in der größten Stadt des Landkreises Unterallgäu die Mietpreisbremse.
Wohnraum ist knapp und selten günstig. Womöglich erleichtere hier bald eine Änderung des Baugesetzbuches Ausnahmen, wie die jetzt notwendigen, erläuterte Manfred Pistel.
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