
Plan B für die Amazon-Ansiedlung am Allgäu Airport in Memmingerberg

Plus Die Flughafen-Gesellschaft plant nach Gegenwind um. Das Amazon-Verteilzentrum soll nun auf Fläche entstehen, die dem Airport gehört.
Die Ansiedlung eines Verteilzentrums des Versandriesen Amazon auf einem kommunalen Grundstück am Memminger Flughafen ist vom Tisch. Beerdigt wird das umstrittene Projekt, das bei Politik und Einzelhandel im Allgäu auf teils massive Kritik gestoßen war, deshalb aber nicht. Es soll weiterhin in Memmingerberg verwirklicht werden – und zwar auf einem Areal, das sich im Eigentum der Flughafen-Gesellschaft befindet. Das gab die Allgäu Airport GmbH (AAP) bekannt. Wie berichtet, waren die Pläne für das Verteilzentrum in der Region auf erheblichen Widerstand gestoßen.
Gegner des Projekts argumentieren damit, dass das US-Unternehmen dem örtlichen Einzelhandel massiv zusetze und daher für ein Verteilzentrum keine kommunalen Flächen bereitgestellt werden dürften. Auch die Arbeitsbedingungen und die Höhe der Steuereinnahmen vor Ort stehen in der Kritik. Das Filetgrundstück am Flughafen gehört der Gesellschaft GAP, der neben dem Airport auch Allgäuer Städte und Landkreise sowie Banken angehören. Nötig für das Projekt ist ein vier Hektar großes Areal.
Die Debatte um Amazon hat dazu geführt, dass von dem kommunalen Grundstück Abstand genommen wird
Die anhaltende Diskussion habe die Flughafen-Gesellschaft AAP nun dazu bewogen, von dem kommunalen Grundstück Abstand zu nehmen, sagt Flughafensprecherin Marina Siladji auf Anfrage unserer Zeitung. „Wir haben das Kaufgesuch für die Fläche zurückgezogen.“ Die AAP fungiert bei der Amazon-Ansiedlung als Projektträger und hätte die Fläche vor der Umsetzung weiterer Schritte erworben. Als Projektentwickler ist die Airport Energie Management (AEM) vorgesehen – eine Gesellschaft des Flughafens und der Firma E-con, die zur Alois-Müller-Gruppe (Unterallgäu) gehört.
„Mit dieser Art von Widerstand haben wir nicht gerechnet“, stellt AAP-Beiratsvorsitzende Bettina Kurrle fest. Die AAP sei aber weiterhin von dem Projekt überzeugt, daher soll das Verteilzentrum nun andernorts entstehen. „Wir werden Amazon ein Grundstück vorschlagen, das im Eigentum der Airport-Gesellschaft ist“, sagt Siladji. Dieses sei etwa 50 Meter vom bisher favorisierten Areal entfernt. „Die Grundkonzeption für das Vorhaben bleibt unverändert.“ Amazon müsse nun die Alternativfläche prüfen. Finde das Areal Zustimmung, beginnt laut Siladji das Bauleitverfahren. Der bisherige Zeitplan sah das Einreichen des Bauantrags im Januar und den Betriebsstart im Mai 2022 vor. Im Drei-Schicht-System sollen dort etwa 140 Beschäftigte arbeiten – in Spitzenzeiten sogar 200.
"Ich schreie nicht hurra", sagt der Unterallgäuer Landrat Alex Eder zum Amazon-Fall Memmingerberg
„Ich kann die Entscheidung des Flughafens wirtschaftlich nachvollziehen, schreie aber jetzt nicht hurra“, kommentiert der Unterallgäuer Landrat Alex Eder (Freie Wähler) die Entwicklung. Zwar sei die Kommunalpolitik nun moralisch nicht mehr in der Pflicht – könne sich aber auch nicht mehr einbringen. Trotz einzelner Vorteile „überwiegen für mich die Nachteile eines Verteilzentrums an dieser Stelle.“ Dass das Projekt nun ohne Kommunen und Kreise vorangetrieben werde, sei „nicht das allerschönste Signal“.
Maria Rita Zinnecker (CSU), Aufsichtsratschefin der Allgäu GmbH, ergänzt: „Dieser Entschluss bringt erst einmal Ruhe in dieses Thema.“ Es sei klar, dass die Bedeutung des Online-Handels zunehmen werde. Zugleich gerate der örtliche Handel immer mehr unter Druck. Tatsache sei auch, dass das Image von Amazon in der allgemeinen Wahrnehmung schlecht sei. Der Memminger Stadtrat hat am Montag die Abstimmung über Amazon in letzter Minute von der Tagesordnung genommen. Die Grundstücks-Gesellschaft GAP müsse nun definieren, wie das Gelände am Airport zu vermarkten sei und welche Branchen dorthin passten, sagt OB Manfred Schilder (CSU). GAP müsse künftig aktiv auf geeignete Interessenten zugehen – am besten aus der Sparte neue Technologien/Fahrzeugforschung. (mit arz und vog)
Hier erfahren Sie mehr über die Pläne von Amazon:
- Arbeitnehmerbewegung: Erfahrungen mit Amazon waren sehr schlecht
- Amazon-Projektentwickler: „Wir müssen den Strukturwandel gestalten“
- Landkreis Unterallgäu vertagt Entscheidung über Amazon-Ansiedlung
Die Diskussion ist geschlossen.