
Entschleunigt einkaufen – und die Umwelt schonen

Naturschützer machen Station im Unverpackt-Laden – und wundern sich, warum ausgerechnet die Ortsansässigen das Angebot sehr zögerlich annehmen.
Seit elf Jahren veranstaltet der Bund Naturschutz Schwaben seine Sommer-Radltouren. Jedes Jahr geht es um ein anderes, aktuelles umweltpolitisches Thema. In diesem Sommer wurde die Frage gestellt „Gut verpackt?“ und es ging dabei um Alternativen „zu einer Welt voller Kunststoff“. Die gut 30 Teilnehmer der Radltour kamen von Sontheim über Mindelheim und machten Station in Türkheim. Im Unverpackt-Laden von Tobias Dürner gab es eine gemütliche Kaffeepause mit viel Zeit für Diskussion und Austausch.
Was kann jeder Verbraucher tun, um gegen den Plastikmüll anzukämpfen?
Wer die Bilder gesehen hat, wird sie so schnell nicht vergessen: Riesige Plastik-Inseln im Meer treibend, Plastikmassen in den Mägen toter Meerestiere. Doch was können Verbraucher hier, fernab vom Meer, im Kleinen tun, um diesem Wahnsinn etwas entgegen zu setzen? Es geht dabei in erster Linie um überflüssige Plastik-Verpackungen, vor allem von Lebensmitteln. Dieses Material ist, im Gegensatz zum Beispiel zu Papier, nicht abbaubar. In Gestalt von Mikroplastik ist es auch bei uns überall vorhanden, im Boden und im Wasser - und inzwischen auch im menschlichen Körper nachweisbar.
Die Fakten und Zahlen über die Plastik-Produktion von Verpackungsmaterial und dessen Verbrauch sind erschreckend. Thomas Frey, der Regionalreferent des BN für Schwaben, fasste die wichtigsten Tatsachen zusammen: Nur 15,6 Prozent der Plastikproduktion werde überhaupt recycelt, und für Lebensmittel sei Plastik nur einmalig verwendbar. Die Quote an Mehrwegverpackungen für Getränke habe im Vergleich zu früher drastisch abgenommen. Vorgaben vom Gesetzgeber zur Reduktion von Plastikverpackungen seien deshalb der einzige Weg und unverzichtbar. Ein Unverpackt-Laden wie der von Tobias Dürner, für den man seine eigenen Behältnisse beim Einkauf mitbringt, sei ein erster wichtiger Ansatz zur Vermeidung von Plastikmüll bei Lebensmitteln.
Die Stammkundschaft des Unverpackt-Ladens in Türkheim kommt vorwiegend aus dem Umland
Es erstaunt, dass die Stammkundschaft des Türkheimer Ladens in der Mehrheit (bisher) aus dem Umland kommt. Werner Klein, selbst Kunde aus Türkheim, erzählte, warum er dort einkauft, hat keine Probleme damit, bewusst verpackungsarm einzukaufen. Er praktiziert es schon lange. In diesem Zusammenhang lobte er das Dreigespann: Bio-Wochenmarkt auf dem Türkheimer Marienplatz am Donnerstagnachmittag, dann den Füllwerk-Laden direkt daneben und den Eine-Welt-Laden gegenüber. „So bekommt man hier alles, was man braucht“, meinte er. Außerdem könne man ein entschleunigtes Einkaufen mit netten Kontakten bei einer Kaffeepause verbinden.
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In der Diskussion der Radler stellte sich die Frage, ob es schon einen Trend hin zu kleineren Einkaufs-Einheiten gäbe? Für wen, und ob das irgendwann einmal den großen Supermarkt ersetzen oder zumindest sinnvoll ergänzen könne? Es hieße ja oft, die kleinen Läden seien viel teurer. Dem widersprach Tobias Dürner: „Das kommt ganz auf das Produkt an. Man hat ohne die Industrieverpackung, die ja mit bezahlt wird, den Vorteil, genau die Menge zu bekommen, die man braucht, um nichts wegwerfen zu müssen.“
Auf die Frage, warum gerade die Türkheimer so zögerlich mit der Annahme von etwas Neuem wie „ihrem“ Unverpackt-Laden seien, äußerte sich etwas vorsichtig einer der Türkheimer Teilnehmer der Radltour: „Sie sind so. Sie warten erstmal ab. Damit sie dann, wenn es schief geht, sagen können: wir haben´s ja gleich gewusst…“
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