
Türkheimer Kommunalpolitik in Corona-Geschwindigkeit

Plus Der Start ins neue Sitzungsjahr im Türkheimer Marktrat war geprägt vom Bemühen, trotz Corona zumindest ein Stück Normalität aufrecht zu erhalten. Das klappt schon – aber „normal“ ist die Sitzung dennoch nicht.

Fast konnte einem Bürgermeister Christian Kähler etwas leidtun, wie er da stand: Dem Anlass entsprechend, hatte er die seltene Gelegenheit genutzt und seine schmucke und golden blinkende Amtskette umgelegt, als er SPD-Rätin Agnes Sell als Nachrückerin der freiwillig ausgeschiedenen Carina Fritsch im Marktrat begrüßte und vereidigte. Doch angesichts der Corona-Schutzmaßnahmen verzichteten beide auf den üblichen Handschlag und so waren mehrere Meter zwischen Sell und Kähler, als die SPD-Kommunalpolitikerin ihre Eidesformel sprach.
Gemeinderatssitzung in Türkheim: Die Maske sitzt
Schon bei der Begrüßung hatte Bürgermeister Christian Kähler gar keinen Hehl daraus gemacht, dass auch ihm die Situation fremd und unwirklich vorkommt: Die Tische der Räte im Sieben-Schwaben-Saal stehen weit auseinander, es gibt keine feste Sitzordnung nicht wie im ordentlichen Sitzungssaal im Rathaus und alle (Na ja, fast alle) Gemeinderäte achten peinlich genau darauf, dass ihre Atemschutzmaske perfekt sitzt.
Kähler geht aber davon aus, dass der Türkheimer Marktrat seine monatlichen Sitzungen aber nicht so schnell wieder im Rathaussaal abhalten kann. Dennoch seien alle Termine bereits fix und daran solle auch nicht gerüttelt werden, so Kähler – vorausgesetzt natürlich, die Hygieneschutzbestimmungen erlauben öffentliche Gemeinderatssitzungen überhaupt.
Angesichts der coronabedingten Vorschriften hatte Kähler in der Donnerstagssitzung auch bewusst darauf verzichtet, die Amtsleiter dazu zu laden, nur Kählers „rechte Hand“ und Protokollführerin Brunhilde Unglert saß wie gewohnt an ihrem üblichen Platz neben ihrem Chef. Weil auch Kämmerer Claus-Dieter Hiemer diesmal nicht an der Sitzung teilnahm, fiel der – seit Ausbruch der Corona-Krise inzwischen fast schon traditionelle und meist launig-unterhaltsam vorgetragenen – Tagesordnungspunkt „Aktuelle Entwicklungen“ vergleichsweise kurz aus: Es gebe keine nennenswerten „aktuellen Entwicklungen“ meinte Kähler nur und fügte hinzu, dass das ja auch bedeute, dass es auch keine „negativen aktuellen Entwicklungen“ gebe.
Da das Rathaus geschlossen sei, sollten sich Bürgerinnen und Bürger bei Terminwünschen telefonisch anmelden, erinnerte Kähler. Und es sei ja auch eine gute Nachricht, dass die beiden neuen Kindergärten St. Elisabeth und St. Josef und mittelbar vor der Fertigstellung sind. Im neuen Anbau von St. Elisabeth finde inzwischen sogar schon die Notbetreuung der Kinder statt.
Zuschüsse für den ESV Türkheim und die Volkshochschule
Und dann ging es – für eine öffentliche Gemeinderatssitzung - blitzschnell: Der ESV Türkheim bekommt aus der Gemeindekasse 5000 Euro für die notwendige Reparatur der Eismaschine und damit übernimmt die Gemeinde, wie bei allen Türkheimer Vereinen in solchen Fällen, die Hälfte der Unkosten.
Anders dagegen bei der Volkshochschule, die ja, so Bürgermeister Kähler, kein „normaler“ Verein, sondern quasi eine „kommunale Pflichtaufgabe“ sei. Weil auch bei der Vhs die Corona-Krise heftig ins Kontor geschlagen hat, weil die meisten Kurse abgesagt oder nur mit wenigen Teilnehmern stattfinden konnten, weil zwei Luftreinigungsgeräte angeschafft und zudem noch ein neues Computerprogramm installiert werden musste, klafft in der Vhs-Kasse jetzt ein Loch von 2750 Euro, das die Marktgemeinde zu 100 Prozent übernimmt. Hierzu gab es auch die einzige (!) Wortmeldung der Sitzung, als 3. Bürgermeisterin Gudrun Kissinger-Schneider die Notwendigkeit der finanziellen Unterstützung unterstrich und die Arbeit des Vhs-Teams („Ein Aushängeschild“) ausdrücklich lobte.

Dann noch ein paar Formalien, weil durch das Nachrücken von Agnes Sell einige Gemeinderatsausschüsse umbesetzt werden mussten und schließlich der Punkt „Sonstiges“, bei dem es diesmal keine (!) Wortmeldungen gab.
Und so war sie nach handgestoppten 24 Minuten auch schon wieder vorbei, die erste öffentliche Sitzung des Türkheimer Marktrates im Jahr 2021.
Eine nicht-öffentliche Sitzung schloss sich an, über deren Dauer nichts bekannt ist. Doch allzu lange dürfte es auch nicht mehr gedauert haben, sagte doch Bürgermeister Kähler schon zur Begrüßung um 19 Uhr mit Blick auf die Ausgangssperre: „Da braucht heute sicher keiner Angst zu haben, dass wir nicht bis spätestens 21 Uhr wieder zuhause sind.“
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