
Schnell noch mitmachen und Insekten zählen!


Wir haben im Mindelheimer Schwesterngarten Insekten gezählt. Warum das gar nicht so einfach ist und was es mit der Aktion „Zählen, was zählt“ auf sich hat.
Der Anfang ist leicht. Gleich am Eingang zum Mindelheimer Schwesterngarten flattert exakt ein Kohlweißling, den Leo Rasch sofort in der Zählliste vermerkt. Er ist Vorsitzender der Ortsgruppe Wertachtal des Landesbunds für Vogelschutz und der hat noch bis Sonntag, 11. August, zu einer besonderen Aktion aufgerufen. „Zählen, was zählt“, heißt sie und ruft alle Naturliebhaber dazu auf, sich eine Stunde lang im eigenen Garten, auf dem Balkon, auf der Wiese, am Bach oder einem sonstigen Ort auf die Lauer zu legen und alle Insekten zu zählen, die innerhalb dieser Stunde dort zu sehen sind.
Wie sich im Mindelheimer Schwesterngarten zeigt, ist das jedoch gar nicht so leicht. Über dem Staudenbeet liegt ein konstantes Brummen, vor allem an den hoch aufragenden Stängeln der Kanadischen Goldrute herrscht reger Flugverkehr. Auf den ersten Blick sind jede Menge Bienen und grün schillernde Schmeißfliegen, einige Hummeln und Grabwespen auszumachen. Doch wie viele mögen das sein? „Wir sollen die maximale Anzahl angeben, die wir auf einmal sehen. Das ist jetzt schon mal schwierig“, räumt Leo Rasch ein. Glücklicherweise darf bei so großen Ansammlungen auch geschätzt werden. Entscheidend ist jeweils die höchste, gleichzeitig gesehene Anzahl einer Insektenart. Sieht man beispielsweise erst zwei Marienkäfer, später gleichzeitig vier und dann noch einmal drei, trägt man vier Marienkäfer in seine Liste ein.
Die Kernarten sollen Teilnehmer der Insektenzählung besonders beachten
Sie gehören zu den sogenannten acht „Kernarten“, auf die die Teilnehmer besonders achten sollten. Grundsätzlich sollten sie aber jedes gesehene Insekt melden – wenn sie es denn erkannt haben. Einfach „Hummel“ in die Zählliste einzutragen ist zwar besser als nichts, im Idealfall erkennt man am roten Hintern aber auch noch die Acker- oder am weißen die Erdhummel. Die tummelt sich auch auf der Goldrute im Schwesterngarten – zusammen mit jeder Menge anderer Flugkünstler. Was mag das nur für eine Biene sein, die – abgesehen von ihren braun-gelben Streifen – eher aussieht wie eine Fliege? Bevor das Tierchen wieder davonsurrt, macht der Leo Rasch schnell ein paar Fotos. Später zückt er ein Bestimmungsbuch und nach einigem Blättern ist klar: Es handelt sich um eine Mistbiene, die jedoch gar keine Biene ist, sondern eine Schwebfliege, die ihren Namen der braun-gelben Färbung und „ihrer Vorliebe für anrüchige Wasseransammlungen“ verdankt, wie es im Buch so schön heißt.
Für den nächsten Besucher braucht es dagegen kein Buch. Die Hornisse ist schon allein aufgrund ihrer Größe unverwechselbar. „Endlich mal was eindeutiges“, sagt Leo Rasch und schmunzelt. Der Elektrotechniker aus Türkheim betreut in seiner Freizeit seit 16 Jahren für den LBV eine Waldwiese zwischen Ettringen und Tussenhausen. Und weil er wissen wollte, was da so kreucht und fleucht, kennt er sich mit Insekten eigentlich sehr gut aus. Nur gibt es eben ungeheuer viele Arten. Rund 33.000 Insektenarten gibt es in Deutschland und um allein die mehr als 550 Wildbienenarten auseinanderhalten zu können, muss man schon ein echter Experte sein.
Das Zählen der Insekten macht Spaß - auch wenn nicht alle Tiere sich eindeutig zu erkennen geben
Spaß macht die Zählung jedoch auch Laien. Weil man plötzlich Tiere entdeckt, die man sonst vermutlich übersehen hätte. Die grüne Wanze zum Beispiel, die auf einer Kugeldistel hockt und leider nicht eindeutig verrät, ob sie nun eine Beerenwanze ist oder doch eher ein Waldwächter. Schön ist sie so oder so. Denn auch darum geht es bei der Zählaktion ja: Einmal genau hinzuschauen, sich verzaubern zu lassen und zu erkennen, wie wichtig es, nicht nur Bienen, sondern alle Insekten zu schützen.
Außerdem gibt es zu Insekten bisher wenige bundesweite und artenübergreifende Informationen. Das will der LBV mit seiner aktuellen Aktion ändern und ein möglichst genaues Bild von der Welt der Insekten erhalten. Dabei gehe laut LBV es nicht so sehr um exakte Bestandszahlen, sondern vielmehr darum, Häufigkeiten und Trend von Arten und Populationen zu ermitteln.
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