Seit 1988 gibt erstmals wieder Fälle von Maul- und Klauenseuche in Deutschland. Obwohl der Ausbruchsort weit weg vom Unterallgäu liegt, sind die Folgen auch hier deutlich spürbar. „Der Ausbruch der Maul- und Klauenseuche bereitet der Landwirtschaft in Deutschland, in Bayern und auch den Landwirten im Unterallgäu sowie dem Milchwerk Bad Wörishofen große Sorgen“, verdeutlicht Jörg van Loock, der Geschäftsführer des Milchwerks Bad Wörishofen, das von hunderten Bauernfamilien beliefert wird und rund 90 Millionen Euro pro Jahr mit Milchprodukten umsetzt.
„Die Tatsache, dass die Quelle des Eintrags der Seuche nicht bekannt ist, ist leider etwas beunruhigend“, schildert van Loock. „Es wird vermutet, dass über den Tiertransport der Erreger aus Afrika oder Vorderasien zu uns gekommen ist. Allerdings ist das nur eine Vermutung.“ Darüber hinaus sorge man sich wegen der Übertragbarkeit der Seuche, die sich auch über die Luft ausbreiten könne und relativ kälteresistent sei. Besonders bei Rindern verläuft die Krankheit oft schwer und teils auch tödlich. „Daher muss sie unbedingt eingeschränkt bleiben und darf sich nicht ausweiten. Die Behörden tun alles, um das zu gewährleisten“, so van Loock.
Festgestellt wurde die Maul- und Klausenseuche in Brandenburg, in einer Wasserbüffelherde. Seither habe es keinen weiteren bestätigten neuen Fall mehr gegeben, teilte das Friedrich-Löffler-Institut unlängst mit. Der Verdachtsfall bei einer Ziege habe sich nicht bestätigt. Das Institut ist das nationale Referenzlabor für Maul- und Klauenseuche.
Milchwerk-Geschäftsführer hofft, dass der Fall in Brandenburg ein Einzelfall bleibt
„Es ist jedoch wichtig zu erwähnen, dass die Krankheit für den Menschen kein Problem darstellt“, betont Milchwerk-Chef van Loock. „Darüber hinaus tötet die Pasteurisierung der Milch den Erreger ab. Damit kann der Erreger im finalen Produkt wie unserem Käse nicht mehr enthalten sein.“ Das Milchwerk könne darüber hinaus versichern, dass „wir keine Milch aus der betroffenen Region verarbeiten. Gut ist auch, dass bisher kein weiterer Fall der Krankheit bestätigt werden konnte. Es besteht also Hoffnung, dass es ein Einzelfall ist und bleibt.“

Allerdings: „Einige Exportländer haben nach Bekanntwerden der Seuche schnell die Einfuhr von Fleisch- und Milchprodukten aus Deutschland eingeschränkt beziehungsweise mit Auflagen verbunden“, schildert van Loock das Problem, das es nun auch dort gibt, wo keine Fälle von Maul- und Klauenseuche aufgetreten sind. „Dazu zählen auch wichtige Exportländer wie die USA und Großbritannien. Innerhalb der EU gilt jedoch das Regionalitätsprinzip. Das schränkt im Seuchenfall nur den Verkauf von Fleisch- und Milchprodukten aus der Produktion innerhalb des Sperrbezirks ein. Der Sperrbezirk beschränkt sich aktuell auf ein kleines Gebiet in Brandenburg und im Osten Berlins.“

Dennoch: „Viel problematischer als die Einfuhrbeschränkungen einzelner Länder ist die Einstellung der Zeichnung von Exportzertifikaten durch die Veterinärämter“, so van Loock. Diese Zertifikate garantieren eine nationale Seuchenfreiheit. Das gilt aber seit dem Ausbruch der MKS am 10. Januar 2025 nicht mehr. „Ohne Exportzertifikate ist ein Export unmöglich, ganz egal, ob ein Drittland Beschränkungen einführt oder nicht“, berichtet van Loock. „Daher liegt der Export von Fleisch- und Milchprodukten in Länder außerhalb der EU seit einigen Tagen auf Eis.“
So betrifft die Maul- und Klauenseuche auch das Unterallgäu, wo es keinen Fall gab
Deutschland exportiere jedoch 21 Prozent der national erzeugten Milch als Produkte wie Milchpulver oder Käse in Drittländer außerhalb der EU. „Nach aktueller Gesetzeslage dürfen die Veterinärämter erst drei Monate nach dem letzten Seuchenfall wieder Exportzertifikate ausstellen“, sagt van Loock. „Sollte der MKS-Fall in Brandenburg ein Einzelfall bleiben, dann muss die Politik eine Lösung finden, die Zeichnung von Exportzertifikaten zeitnah wieder zu ermöglichen. Denn sonst hat Deutschland ein Problem bei der Vermarktung von Fleisch- und Milchprodukten.“ Das könne schnell zu einem Preisverfall und damit auch zu niedrigeren Fleisch- und Milchpreisen für die Landwirte führen.

Das Milchwerk Bad Wörishofen verkauft seine Käseprodukte hauptsächlich nach Frankreich und nach Belgien. „Wir haben also keine unmittelbaren Probleme“, sagt van Loock. „Sahne verkaufen wir innerhalb Deutschlands. Das ist auch weiterhin möglich. Die Molke verkaufen wir ebenfalls in Deutschland, aber unser Abnehmer verkauft 50 Prozent seiner Produkte in Drittländer außerhalb der EU. Da rückt das Problem schon deutlich näher an das Milchwerk heran.“ Man brauche jetzt deshalb unmittelbar zwei Dinge: „Die Eingrenzung der Krankheit und die Ermöglichung des Exports durch die Behörden und die Politik. Warum sollte man Milch aus Bayern und Baden-Württemberg nicht exportieren dürfen, wenn es nur in Brandenburg einen Seuchenfall gibt?“, fragt van Loock.
Das Milchwerk Bad Wörishofen produziert hauptsächlich Emmentaler Hartkäse für den europäischen Markt. 2024 wurden dazu rund 191 Millionen Kilogramm Milch verarbeitet, rund 18.000 Tonnen Emmentaler entstehen daraus. Die Milch erhält das Werk von 380 Direktlieferanten sowie über Kontrakte mit Liefergenossenschaften, Erzeugergemeinschaften und Milchhändlern.
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