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Foto: Kathrin Elsner
Foto: Kathrin Elsner

Gelebte Gleichberechtigung: Lilly Hofer und Stefan Schropp spielen ganz selbstverständlich zusammen in einer Hobby-Eishockeymannschaft.

Bad Wörishofen
08.03.2023

Wie gleichberechtigt ist Gleichberechtigung? Was junge Frauen dazu sagen

Von Kathrin Elsner

Plus Am 8. März ist Weltfrauentag. Junge Frauen geben in Bad Wörishofen teils überraschende Antworten auf Fragen zum modernen Feminismus.

Seit 1911 findet einmal jährlich der Weltfrauentag statt. Damals ging es um ein Wahlrecht für Frauen und um Emanzipation. Wie wichtig ist dieser Tag bei jungen Frauen noch? "Wir sind Göttinnen", sagt dazu die 16-jährige Lilia strahlend, pflichtet jedoch ihrer 19-jährigen Freundin Lara bei, die erzählt, dass sie von den Jungs in ihrer Klasse schon öfter den Spruch gehört habe: "Du gehörst doch eh in die Küche." Auch andere Antworten überraschen.

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Der Weltfrauentag entstand 1911, um für die Gleichberechtigung, das Wahlrecht der Frauen und die Emanzipation der Arbeiterinnen zu kämpfen. Seit 1921 wird er alljährlich am 8. März begangen. "Es ist definitiv immer noch ein wichtiger Tag", findet die 22-jährige Lilly Hofer. Er sei deshalb wichtig, "um die Frauen noch mal zu ehren, dass sie diesen Durchbruch zur Gleichberechtigung geschafft haben". Nicht nur, dass Frauen heute die Berufswelt offenstehe, sondern auch, dass sich Frauen heutzutage nicht mehr alles gefallen lassen müssten und auch ein Machtwort sprechen könnten, sei eine gute Entwicklung, betont die leidenschaftliche Eishockeyspielerin. 

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Das sagen prominente CSU-Politikerinnen zum Weltfrauentag
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Europaministerin Beate Merk sagt: "Talentierte Frauen müssen sich bereiterklären, zu kandidieren und Ämter zu übernehmen - notfalls auch mit Ellenbogen und Kampfkandidaturen."

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Frauen-Union-Chefin Angelika Niebler sagt: "Die jüngsten Erfolge spornen uns an, für Frauen die Chancen auf Mandate zu verbessern."

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Umweltministerin Ulrike Scharf sagt: "Frauen machen über 50 Prozent der Bevölkerung aus, das muss sich in der Politik widerspiegeln. Unser Ziel ist ein ausgewogenes Verhältnis."

Foto: Peter Kneffel, dpa

Sozialministerin Emilia Müller sagt: "Die Politik kann es sich gar nicht mehr leisten, auf Frauen zu verzichten. Ihre Kompetenzen, Ideen und Fähigkeiten werden dringend gebraucht."

Foto: Christof Stache, AFP-Photo

Dorothee Bär, Staatsministerin für Digitalisierung, sagt: "Ich arbeite seit Jahren daran, dass wir mehr junge Frauen bekommen. Aber sogar im Freundeskreis stoße ich an Grenzen."

Als einzige Frau nahm sie kürzlich an einem Pondhockeyturnier in Bad Wörishofen teil. Die Männer fanden dies genauso selbstverständlich und gut wie sie selbst. Ihr Arbeitgeber unterstütze den Weltfrauentag jedes Jahr, erzählt die Montagefacharbeiterin. Alle Frauen des Betriebes würden zu einem einstündigen Frühstück eingeladen. Bei den Gehaltsklassen gebe es in diesem Industriebetrieb keinen Unterschied zu den Männern, erzählt sie. Auch im privaten Umfeld sowie als einzige Frau in der Hobby-Eishockeymannschaft fühlt sie sich absolut gleichberechtigt.

Beim Gehalt hört die Gleichstellung von Männern und Frauen meist noch auf

Auch die 26-jährige Katharina Venus, die aus Bad Wörishofen stammt, hat das Empfinden, dass Frauen und Männer heutzutage fast gleichgestellt sind, "außer beim Gehalt", ist ihre Erfahrung. Aus diesem Grunde ist der Weltfrauentag für sie "ein Tag wie jeder andere" und mittlerweile nicht mehr so wichtig. Dass ein Mann ein Gentleman sein soll, widerspricht dabei ihrer Meinung nach dem Gedanken der Gleichberechtigung. 

"Ein gewisser Anstand gehört einfach dazu, was viele leider nicht haben", wirft dagegen die 19-jährige Lara ein. "Es ist schon schön, wenn ein Mann ein Gentleman ist, das eine schließt das andere ja nicht aus", sagt die 21-jährige Julia zu diesem Thema.

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Der Weltfrauentag ist für sie ein wichtiger Tag, um daran zu erinnern, dass die Gleichberechtigung der Frau nicht immer so war wie heute. Sie stelle immer wieder fest, dass der Feminismus in den sozialen Medien in ein negatives Licht gerückt werde. "Das ist eigentlich schade", findet sie. "Es ist doch nicht schlecht, eine Feministin zu sein und für sich selbst und sein Geschlecht einzustehen, das bedeutet auch keinesfalls gegen Männer zu sein", gibt sie zu bedenken. Als Frau auf sein Äußeres reduziert zu werden oder auch im Sport nicht so ernst genommen zu werden, seien die Probleme, die ihr immer wieder von Kolleginnen berichtet werden, erzählt sie. "Wir sind immer noch nicht so weit, dass man sagen kann, wir sind gleichberechtigt", ist sie überzeugt.

Warum der Weltfrauentag weiterhin seine Berechtigung hat

Den 16-jährigen Freundinnen Charlotte und Laura aus Ettringen ist am Weltfrauentag besonders ein Aspekt wichtig: "Dass man explizit einen Tag hat, an dem man auf die Frauenrechte hinweist und auch an Länder denkt, in denen die Frauenrechte nicht beachtet werden und Frauen sehr benachteiligt sind." In der Schule und im privaten Umfeld fühlen sich die beiden Teenager gleichberechtigt, im Vereinsleben stellen sie immer wieder fest, dass "man den Männern schon ein bisschen zeigen muss, dass man das auch kann", wenn es sich ums Aufbauen oder ähnliche Arbeiten handelt, die früher vornehmlich die Mannsbilder übernommen haben. "Wenn man helfen kann, dann hilft man einfach", finden die jungen Mädchen und lassen die Männer mit den Arbeiten nicht allein. 

Ein Gentleman, der beispielsweise der Frau die Tür aufhält, muss der Mann ihrer Meinung nach nicht unbedingt sein, "aber es ist schon schön", finden sie. Den Spruch "Du gehörst in die Küche" haben sie auch schon von gleichaltrigen Jungs gehört, nehmen den Inhalt jedoch nicht weiter ernst. "Mein Bruder kocht inzwischen schon besser als ich", erzählt Charlotte, auch für Laura ist es ganz normal, dass Jungs in ihrem Umfeld kochen können. Für die Zukunft der Frauen wünschen sie sich, dass im Beruf noch mehr Gleichberechtigung Einzug halte, "dass Frauen für die gleiche Tätigkeit auch genauso viel verdienen wie Männer".

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