
Mazola bleibt der "Hofnarr der Herzen" für die Narren in Ettringen

Plus 27 Jahre lang prägte Josef Urbin alias Mazola den Fasching in Ettringen wie kein anderer. Die Ettrinarria feierten zu Ehren ihres 2022 verstorbenen Hofnarren einen unvergesslichen Mazolaball.
„Uns gab´s ohne Mazola eigentlich gar nicht“, sagte Schriftführerin und ehemalige Gardetänzerin Julia Neuberger, „so wie das Prinzenpaar dazu gehört, hat er als unser Hofnarr auch dazu gehört, er war bei Jung und Alt im ganzen Landkreis bekannt“. Ihm zu Ehren einen Mazolaball zu organisieren, war der Ettrinarria eine Herzensangelegenheit.

„Mazola war ein Unikum, ich habe ihn geliebt“, sagte Marianne Streitenberger gerührt. Schon beim Betreten der alten Turnhalle in Ettringen erfüllte sich der Raum mit Erinnerungen an eine Legende der Ettrinarria. Man sah Besucherinnen in der Schlange, die sich dem ehemaligen Hofnarren zu Ehren das Gesicht nach seinem Vorbild weiß mit kunstvollen Verzierungen geschminkt hatten. An der Kasse wartete ein Korb mit liebevoll gestalteten Mazola-Anstecknadeln auf jeden Eintretenden.
Josef Urbin alias Mazola war ein Urgestein der Ettrinarria
Und im Saal waren sie ausgestellt – die maßgeschneiderten ehemaligen Kostüme des Ettrinarria Urgesteins. Von 1988-2015 war Josef Urbin alias Mazola aus dem Fasching in Ettringen nicht wegzudenken. „Er hat den Fasching hier verkörpert wie kein Zweiter, im Unterallgäu war er eine Legende“, sagte Ettrinarria Präsident Jürgen Reiber und erinnerte sich mit einem Lächeln an den „gutmütigen, immer freundlichen, hilfsbereiten und zuvorkommenden“ Hofnarren. Auch seine Söhne Jürgen und Thomas Urbin waren an diesem besonderen Abend gekommen. „Wenn bei uns zu Hause die Schellen geläutet haben, war Alarm“, sagte Thomas Urbin schmunzelnd. Nachfolgen wollte er seinem Vater als Hofnarr nie, eigentlich. Umso überraschter sei er eines Tages gewesen, als sein Vater ihn früh morgens mit den Worten „steh auf, du gehst beim Umzug mit“ weckte und ihn daran erinnerte, dass er am Abend vorher eine Wette mit den Gardemädchen an der Bar verloren hatte.





Thomas Urbin hielt Wort, ließ sich dem Vater gleich schminken, schlüpfte in eine Fleckleshose und bescherte Mazola ein unvergessliches Familien-Umzugserlebnis in Haselbach. „Er war besonders, immer für die anderen da und einfach ein geselliger, netter Mensch“, erinnert sich Mazolas Nichte Andrea, „wenn´s um die Garde gegangen ist, war ihm nichts zu viel“. Das kann auch eine ehemalige Gardetänzerin bestätigen, „er hat alles für uns Gardemädels getan“, sagte sie und erinnert sich an einen Valentinstag, an dem jedes Gardemädchen eine langstielige Rose von Mazola geschenkt bekam.
Bei jedem Umzug, jedem Auftritt der Garden sei er gut gelaunt dabei gewesen, wird erzählt und: „Er hat sehr gerne gesungen und fast keinen Tanz ausgelassen“. Nachmittags hätte er sich bereits immer passend zum Motto professionell schminken lassen, um für den Abend schön zu sein, was gerne mal drei Stunden gedauert hätte. Und an noch etwas ganz anderes erinnern sich an diesem Abend so einige – an unzählige vergessene Utensilien, die Mazola den Aktiven zu Auftritten nachgetragen hat. Wie dem aktuellen Präsidenten das Zepter, als dieser im Jahre 2002 als damaliger Prinz zum 50-jährigen Jubiläum der Ettrinarria in die Staatskanzlei München eingeladen war und selbiges hatte liegenlassen. 24 Jahre lang ist Jürgen Reiber jetzt auch schon bei der Ettrinarria aktiv, seit 2013 in der Rolle des Präsidenten.
Bei dieser Überraschung war selbst Ettrinarria-Präsident Jürgen Reiber sprachlos
In der nächsten Saison wird er sich nicht mehr zur Wahl stellen. Nach Beendigung des großen Showprogramms wurde er zu seiner großen Überraschung auf die Bühne geholt. Zettel mit einem auf ihn gedichteten Liedtext wurden verteilt, er selbst bekam ein überdimensionales, gut gefülltes Weizenglas überreicht. Und als die von Danilo Ehlert komponierte Melodie angestimmt wurde, wußte er nicht so recht, wohin mit seinen Gefühlen. Mit seinem Riesenweizenglas im Arm schaute er sich immer wieder ungläubig um.
Der ganze Saal sang voller Hingabe sein Abschiedslied und schunkelte dazu. Als er sich für dieses emotionale Geschenk bedanken wollte, fehlten ihm tatsächlich die Worte. „Unseren Präsidenten mal sprachlos zu erleben, ist ein Highlight“ bemerkte der Hofmarschall der Großen Garde, Toni Kögel, lachend. Und so endete ein Abend, der sehr viele strahlende Gesichter hinterließ. Das Showprogramm war zuvor unglaublich vielseitig und kreativ gewesen. Da der große Mazola für immer fehlen wird, hatte die goldige fünfjährige Hofmarschallin Emma den Großen gezeigt, auf was es in dieser Rolle ankommt. Jenny Senner und Jan Marx würdigten in ihrer Büttenrede nicht nur das „Hofnarr-Genie“, sondern auch andere Legenden in der 70-jährigen Geschichte der Ettrinarria.
Für sein langjähriges Engagement bekam Roland Doll einen Orden und Genussgutschein überreicht, bevor er den Ehrenwalzer mit Prinzessin Simone höchstpersönlich tanzen durfte. Die Minigarde und die Große Garde glänzten nicht nur in ihren neuen Kostümen, auch die seit Monaten geübten Märsche waren für die Zuschauenden eine Augenweide. „Während des Trainings frage ich mich schon manchmal, warum ich mir das antue, aber das Gefühl, dann auf der Bühne zu stehen, ist unbeschreiblich“, sagte Gardetänzerin Laura strahlend. Die Prinzenpaare der Mini- und der Großen Garde führten wunderschöne Prinzenwalzer auf. Die Teenies begeisterten das Publikum mit einem coolen Showtanz, der einen Tag im schönen Ettringen zeigte. Wer Prinz Stefan schon immer mal im gelben Mini-Kleidchen und Engelsflügelchen sehen wollte, kam zu später Stunde voll auf seine Kosten. Die Große Garde, der Elferrat und das Prinzenpaar vertanzte die Geschichte des berühmten „Engel Aloisius“ auf eine so kreative und lustige Weise, dass man hier die Beschreibung „legendär“ durchaus noch einmal verwenden darf. „Der Ball war genau so, wie Mazola sich das gewünscht hätte, mit viel Musik, viel Tanz und viel Freude“ sagte der Vizepräsident der Ettrinarria Johannes Böck am Ende glücklich.
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