
Gastronomie in der Krise: Wegen Corona könnte der Ofen bald ausgehen

Plus Die Kumars haben im März 2020 das Mindelheimer Restaurant Maximilian neu eröffnet, vier Tage vor dem ersten Lockdown. Das Geschäft mit dem Lieferdienst sorgt jetzt zwar für Umsätze, doch die reichen nicht.

Die Gastronomie ist einer der großen Verlierer der Corona-Krise. Zwei Lockdowns in einem Jahr und vielleicht auch die Angst vieler Gäste vor einer Ansteckung beim Restaurantbesuch haben den Wirten große finanzielle Probleme bereitet. Wir haben mit Rajinder Kumar, dem Betreiber des Mindelheimer Restaurants Maximilian und seinem Sohn Ujjwal über das buchstäbliche Seuchenjahr und den Ausblick auf 2021 gesprochen. Das Besondere bei den Kumars: Sie haben ihr Restaurant nur vier Tage vor dem ersten Lockdown in Bayern eröffnet.
Große Investitionen vor Neueröffnung - und dann kam der Lockdown
Rajinder Kumar hatte hoch motiviert die Pizzeria am 16. März zum ersten Mal für Gäste aufgesperrt. „Wir haben fast 40.000 Euro investiert, es musste viel gemacht werden.“ Die Neueröffnung war für ihn eine zweifache Premiere: Zwar hatte er seit fast 20 Jahren in Europa gelebt – erst in Italien, dann in Deutschland – und in verschiedenen Restaurants als Koch gearbeitet. Nach langer Suche nach einer geeigneten Location hat sich der 45-jährige Inder mit dem Mindelheimer Maximilian einen Traum erfüllt: das erste eigene Restaurant.
Der Start sei vielversprechend gewesen. Die ersten Gäste haben das vielfältige Speisenangebot aus italienischer und deutscher Küche gelobt, erzählt Kumar. Doch dann kam der Moment, als ihn die Meldung des Lockdowns ereilte. Der Inder blickt zurück und sagt: „Es war wie ein Schlag ins Gesicht. Plötzlich ist alles, was du dir erträumt hast, wie weggeblasen.“ Falls die Corona-Krise noch länger anhält, könnte Kumars Traum sogar zum finanziellen Albtraum werden.
Sommermonate 2020 umsatzstark, mit dem Herbst kam die Krise zurück
Dabei lief es nach dem ersten Lockdown für ihn überraschend gut. „Der Sommer 2020 war sehr umsatzstark“. Wenn die Sonne schien, saßen seine Gäste vor der Türe an der Maximilianstraße am liebsten draußen unter den Sonnenschirmen. „An guten Tagen haben wir bis zu 2500 Euro Umsatz gemacht.“ Kumar beschäftigte in den konjunkturstarken Sommermonaten teilweise sechs Mitarbeiter.
Jetzt im Winter und während des Lockdowns sieht es ganz anders aus. „Wir haben unseren Lieferservice ausgebaut, aber es ist viel zu wenig“, sagt der 45-Jährige. Kumar ist schon froh, wenn am Ende eines Tages 400 Euro Umsatz zu verzeichnen sind. Wareneinsatz, Miete, Nebenkosten, Gehälter und Steuern – das alles muss davon bezahlt werden. Für ihn und seine Familie bleibt kaum Zählbares übrig.
Aktuell arbeiten nur noch vier Personen im Restaurant. Kumar hat, um laufende Kosten zu sparen, die Öffnungszeiten angepasst. „Das Mittagsgeschäft läuft während Corona nicht, deshalb haben wir erst ab 17 Uhr auf.“ Dafür hat Kumar den Ruhetag gestrichen. „Es bestellen einfach zu wenig Leute. Vielleicht haben sie nicht mehr so viel Geld oder würden lieber ins Restaurant gehen, anstatt sich das Essen liefern zu lassen“, vermutet er.
Auch Aktionen helfen nicht: Es bestellen zu wenig Kunden. Wegen Homeoffice?
Weil viele Berufstätige im Homeoffice sind, werde mehr zu Hause gekocht, fügt sein Sohn Ujjwal hinzu. „Wir haben viel überlegt, wie wir mehr Kunden ansprechen können. Wir planen immer wieder Aktionen, aber die werden kaum angenommen.“
Jetzt hoffen die Kumars, dass der Lockdown möglichst schnell aufgehoben wird – und dass weitere Hilfsgelder fließen. „Die Staatshilfen waren gut und schnell, sie sind jedoch schon längst aufgebraucht“, sagt Vater Rajinder. Er schaue nur noch von Tag zu Tag, größere Pläne für sein Restaurant mache er nicht mehr. Auf die Frage, wie lange er noch mit dem geringen Umsatz wirtschaftlich durchhalten kann, zuckt Kumar mit den Schultern.
Sein 17-jähriger Sohn Ujjwal macht im Sommer den Realschulabschluss. Vor fünf Jahren ist er von Ambala, im nördlichen Teil Indiens, zu seinem Vater nach Deutschland gekommen. Weil die Gastronomie eine harte Branche sei, wolle er erst einmal eine Ausbildung machen. „Es soll etwas Technisches sein“, sagt er.
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