
Zukunft der Medizin im Schnelldurchgang

Wie die Frühjahrsakademie an der Ulmer Universität ältere Menschen für Wissenschaft begeistern will
Ein Kunstherz aus dem 3-D-Drucker wird minimalinvasiv von einem Operationsroboter in die Brust eines 89-Jährigen gepflanzt. Alltag im Krankenhaus der Zukunft? Wie weit gehen bald die Möglichkeiten der Medizintechnik? Werden wir als Patient noch von anderen Menschen gepflegt und betreut, oder gibt es nur noch die Fern-Diagnose am Tablet-Bildschirm mit den Gesundheitsdaten des Fitness-Trackers und den Online-Aufzeichnungen des smarten Kühlschranks?
Die diesjährige Frühjahrsakademie des Zentrums für Allgemeine Wissenschaftliche Weiterbildung (Zawiw) vom 27. bis zum 31. März an der Universität Ulm hat genau diese Entwicklungen zum Thema. Denn die „Zukunft der Medizin“ bietet neue Chancen, macht aber auch vielen Menschen Angst. Das Spannungsfeld zwischen „Kümmern und Kommerz“, „Wohl und Wollen“, lotet die einwöchige Akademie aus. Zu den zahlreichen Veranstaltungen haben sich bereits annähernd 600 Teilnehmer angemeldet.
Nach der Eröffnung durch Uni-Präsident Professor Michael Weber am Montag, 27. März, um 9.30 Uhr in Hörsaal 4/5 bietet der Hauptvortrag von Professor Florian Steger, Leiter des Instituts für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin, eine erste Einführung in die Thematik und vermittelt medizinethische Probleme am konkreten Beispiel der Fortpflanzungsmedizin.
Als Ausklang des ersten Tages macht die Frühjahrsakademie (18 Uhr) einen Ausflug in die bereits ausverkaufte Theaterei Herrlingen. Walter Frei gibt dort den Leibkammerdiener des österreichischen Kaisers Franz Joseph.
Die weiteren Vormittagsvorträge, jeweils um 10 Uhr, greifen neben den ethischen Fragen der Stammzellforschung und -therapie das Thema geschlechtsspezifische Medizin („Gendermedizin“) auf. Auch die Chancen und Risiken von „Big Data“, darunter versteht man die intelligente Auswertung riesiger Datenmengen, im Gesundheitswesen werden in einem weiteren Vortrag unter dem Stichwort „gläserner Patient“ beleuchtet.
Zum Abschluss der Frühjahrsakademie am Freitag geht eine Podiumsdiskussion der Frage nach, welchen Stellenwert Gesundheit und Krankheit in Zukunft haben werden. Expertinnen und Experten der Universität und des Universitätsklinikums Ulm erläutern dabei in Impulsvorträgen ihre unterschiedlichen Perspektiven. Für alle Vorträge und die Podiumsdiskussion sind noch Karten zum Preis von zwölf Euro an der Tageskasse erhältlich. Darüber hinaus bietet die Frühjahrsakademie wie gewohnt die Möglichkeit, einzelne Themen und Fragestellungen in den Arbeitsgruppen am Montag-, Dienstag- und Donnerstagnachmittag (Beginn jeweils 14 Uhr) zu vertiefen.
Die Bandbreite der 32 AGs reicht dabei von Zivilisations- und Wohlstandskrankheiten über Patientenrechte bis hin zu kultureller Kompetenz und „Global Health“, zwei Schlagwörter im medizinischen Kontext der Globalisierung, die zum Beispiel im Medizintourismus oder bei multinationalen Pflegeteams sichtbar werden. Die sogenannten Mittwochsangebote führen die Akademieteilnehmer hinaus aus dem Seminarraum an ausgewählte Orte in Ulm und der Region, darunter zum Beispiel in die Ulmer Synagoge, in die Volkssternwarte Laupheim oder in das Urgeschichtliche Museum Blaubeuren.
Seit 1992 widmen sich die Akademiewochen des Zentrums für Allgemeine Wissenschaftliche Weiterbildung zweimal jährlich aktuellen gesellschaftlichen Fragestellungen. Das Angebot richtet sich vor allem an Menschen im „Dritten Lebensabschnitt“, aber auch an alle, die am Stand der wissenschaftlichen Diskussion und an verschiedenen Forschungsperspektiven interessiert sind. Im Durchschnitt besuchen rund 500 bis 600 Teilnehmer die Frühjahrs- beziehungsweise Herbstakademie. (az)
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