Wo nur die Stimme zählt
Ulmer Radiosender
Der Zugang zum Studio des Radiosenders liegt im 2. Obergeschoss des Büchsenstadels in der Ulmer Innenstadt. Es gibt noch keinen Aufzug oder einen Treppenlift. Dies ist eine äußerliche Barriere. Um die Überwindung „innerer Barrieren“ geht es in einem Radioprojekt, das der Ulmer Sender zusammen mit der Aktion Mensch startet: Einmal monatlich erhalten Schüler im Alter zwischen 13 und 19 Jahren, die beispielsweise von der Ulmer Friedrich-von-Bodelschwingh-Schule für Körperbehinderte, kommen, die Möglichkeit, ungefiltert ihren persönlichen Anliegen in der Sendung bei Radio Free FM eine Stimme zu geben.
Im Rahmen des langfristig angelegten Projekts lernen etwa Kinder mit dem Gendefekt Down-Syndrom unter journalistischer Betreuung alle relevanten Bereiche zur Konzeption einer eigenen Radiosendung kennen. Vorläufiger Höhepunkt ist der erste Sendetermin am Freitag, 25. Juli. Bis dahin werden die Teilnehmer lernen, schrittweise die einstündige Sendung zu konzipieren und durchzuführen. „Der Hörer kann lediglich die Stimme des Redakteurs wahrnehmen. Eine eventuelle Körperbehinderung bleibt nachrangig sowohl für die Produktion als auch für eine Beurteilung von Außen“, sagt Andreas Nothwang, Projektleiter bei Radio Free FM. Entscheidend sei, dass Nichtbehinderte und Behinderte jeweils aus ihrer Perspektive erzählen können. „Sie sind gehörte Experten ihrer Lebenswelt“. Innerhalb der Redaktion sollen sich die Mitglieder bei der Produktion der Sendung durch den Einsatz ihrer individuellen Begabungen ergänzen. Sie sollen lernen, dass eine gut gemachte Sendung nach außen Seriosität und Kompetenz vermittelt, die auf die Produzenten zurückgespiegelt wird. Der Fokus der Imitatoren liegt auf der dauerhaften Etablierung dieses Formats und dem Aufbau einer möglichst eigenständig arbeitenden Redaktion. Die Jugendlichen und Erwachsenen bilden zusammen ein Team und legen in wöchentlichen Sitzungen eigenverantwortlich die Themen und Formate der Sendung fest. Für die nötigen Workshops und Redaktionssitzungen stellt die Friedrich-von-Bodelschwingh-Schule bis zum Jahresende einen barrierefreien Raum zur Verfügung.
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