
Wie viele Vögel tummeln sich bei uns? So funktioniert die Nabu-Zähl-Aktion

Plus Vogelfreunde sind aufgefordert, die heimischen Wintervögel zu notieren. Dazu zählen Weißstörche nicht, trotzdem überwintern immer mehr in Bayern.
Ob Haussperling, Kohlmeise oder Rotkehlchen: Mit etwas Zeit und ausreichend Geduld entdeckt man auch im Winter so manchen Flugkünstler im heimischen Garten. Das fröhliche Zwitschern des Federviehs ist für viele Hobby-Vogelkundler ein wohltuender Klang. Denn dann wissen sie: Ihre kleinen gefiederten Freunde sind noch da. Daran sind auch der Landesverband für Vogelschutz (LBV) und sein bundesweiter Partner, der Naturschutzbund Deutschland (Nabu), interessiert.
Deshalb rufen sie von Freitag, 8., bis zum Sonntag, 10. Januar, zur „Stunde der Wintervögel“ auf. Die bereits zum 16. Mal stattfindende Zählung ist die größte wissenschaftliche Mitmachaktion Deutschlands. Vogelfreunde aus ganz Bayern sind dann aufgefordert, Ausschau nach den kleinen Tierchen zu halten.
So funktioniert die Vogel-Zähl-Aktion
Ralf Schreiber, Diplombiologe in der LBV-Kreisgruppe Neu-Ulm, erklärt, wie es genau funktioniert. Über den Zeitraum von einer Stunde sollen die Teilnehmer dem Vogeltreiben im heimischen Garten oder auch in angrenzenden Parks oder Waldgebieten folgen. Dabei wird von jeder Vogelart nur die höchste Anzahl notiert, die gleichzeitig zu beobachten ist. Um mitzumachen, muss man kein Vogelexperte sein, da es sich zumeist um die sowieso bekannten Arten im heimischen Siedlungsgebiet handelt.
Beispiele hierfür sind der Buchfink, der Haussperling oder die Amsel. Kein Problem, sollte sich dabei jemand doch nicht sicher sein: „Wir haben auf der Homepage des LBV viele Bilder von Vogelarten zur Hilfestellung“, sagt Ralf Schreiber. Gemeldet werden können die Beobachtungen über ein Online-Formular, per Post, telefonisch oder auch per Fax.
Die „Stunde der Wintervögel“ ist einerseits wichtig, um dem LBV und dem Nabu wichtige Daten über die winterliche Vogelpopulation zu liefern. So besteht die Möglichkeit, mit den Beobachtungen über mehrere Jahre vogelspezifische Trends zu erkennen. Wie der LBV berichtet, konnte durch die jährlichen Zählungen nachgewiesen werden, dass die winterlichen Vogelbesuche im heimischen Biotop stark von der Witterung abhängen. So kommen in schneereichen Wintern deutlich mehr Vögel in die Gärten, da es schwieriger sei, Futter zu finden. Zudem ist die Zählaktion wichtig, um „das Bewusstsein der Menschen für die Umwelt zu schärfen und zu zeigen, dass es heutzutage mehr als nur den Laptop und das Tablet gibt“, betont der Diplombiologe. Leider nehme der Kenntnisstand in Bezug auf die heimische Vogelpopulation aber ab, sagt er.
2020 nahmen in Bayern rund 27.000 Menschen an der Zähl-Aktion teil
An der Aktion im Jahr 2020 nahmen in Bayern rund 27.000 Menschen teil, davon gut 3000 in Schwaben und 280 im Kreis Neu-Ulm. Bayernweit ist ein Rückgang der Teilnehmerzahl um durchschnittlich zehn Prozent zum Vorjahr zu erkennen, in Schwaben sogar von rund einem Drittel. Unter anderem zählten die Hobby-Ornithologen in ganz Bayern im Vergleich zu 2019 auch deswegen gut 140.000 Vögel weniger. Der Haussperling konnte sich unter den gezählten Fliegern als Spitzenreiter etablieren.
Damit die Teilnehmer auch in diesem Jahr den Gewinnervogel und seine gefiederten Freunde zu sehen bekommen, sollten sie sich frühzeitig über den Beobachtungsort Gedanken machen. Laut Ralf Schreiber macht es zum Beispiel Sinn, eine Futterstelle im Garten anzulegen. Nicht aber erst am Morgen des Beobachtungstages, sondern früher: „Die Vögel scannen schließlich nicht jeden Tag ihre Umgebung“, erklärt der Experte.
Weißstorch überwintert seit mehreren Jahren vermehrt in Bayern
Eine Vogelgattung, die seit mehreren Jahren vermehrt in Bayern überwintert, ist der Weißstorch. Diesen im Rahmen der Aktion „Stunde der Wintervögel“ im heimischen Garten anzutreffen, ist aber unwahrscheinlich. Für die Bestandserhaltung des sich an Tümpeln und auf feuchten Wiesen wohlfühlenden Vogels wurde in den vergangenen Jahrzehnten viel getan. „Vor 30 Jahren dachten wir, er stirbt aus“, sagt Schreiber. Durch Wiederansiedlungsprojekte konnte dies verhindert werden. Viele der Störche aus diesen Projekten flogen zum Überwintern nicht nach Afrika oder Spanien, sondern blieben unter anderem in Bayern, da sie es bereits gewöhnt waren.
Auch im Landkreis Neu-Ulm stieg die Zahl an Weißstörchen, die gleichzeitig überwintern, sukzessive an. Eine konkrete Zahl gibt es aber nicht, da die Störche auch über die Landkreisgrenzen hinausfliegen und sich wieder woanders niederlassen. Im normalen Winter seien die Weißstörche eher selten in und um Neu-Ulm herum anzutreffen, da offene, feuchte Flächen fehlten, so der Diplombiologe. Typische Gefilde für die Weißstörche seien bei uns etwa der Günzburger Raum oder das Donaumoos.
Die Beobachtungen, die während der „Stunde der Wintervögel“ gemacht werden, können bis zum Mittwoch, 20. Januar, unter www.stunde-der-wintervoegel.de gemeldet werden.
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