Mördergrube für Untote
Jürgen M. Brandtner in der Griesbadgalerie
Wenn Kunst Klänge erzeugt: Dafür ist die Ulmer Griesbadgalerie am Seelengraben 30 nach dem verjüngenden Stabwechsel im vergangenen Jahr sogleich eine gute Adresse geworden. Und wie gut die Akustik im „Kreuzgang“-Ambiente der Spätrenaissance trägt, offenbarte Jürgen M. Brandtners schwarzhumoriges Lesegastspiel bei der Literaturwoche: Seine Stimme gräbt die grausige Novelle mit szenischer Wollust aus. „Die Tante im Keller“, die spicken Pianist Siegfried Arnold und Sängerin Gabriele Fischer mit schaurig-schönen Chansons.
Brandtner ist von der Elektrotechnik auf Bühne und Buch gekommen. Doch der gebürtige Stuttgarter hat es noch nicht in die Wikipedia-Liga geschafft. Aber seine Blogs strotzen vor Resonanz - und machen aus dem Herzen über die Vorfreude auf sein Ulmer Erstlingsgastspiel keine Mördergrube. Hautnah am Ball gibt er sich auch am Lesepult im vollen Griesbad-Literaturgemäuer. Denn als Fabulierkünstler dramatisiert er seine Gedichte und Geschichten wie ein maurischer Märchenerzähler. Er gestikuliert, rollt die Augen, lässt Atempausen genüsslich knistern, um seine Stimme sogleich als Spannungs-Katalysator zu erheben: Literaturtheater bauscht sich auf mit abgründigen Limericks und diesen klassisch-makabren Langgedichten, die da beginnen, wo es beim „Humanmaterial“ aufhört: Beim letzten Gang. Auf dem Friedhof kann nur mittels wehrhaftem Kreuzschlüssel ein Toter tot bleiben. „Entleert von Blut, nur in den Augen brannte Glut“, ist der beste Schutz zur Geisterstund’ eine Liebeshymne auf Vampir Adele. Noch vor der Griesbad-Pause vergiftet eine Schulterbiss-Attacke den Italienern ihre Fußball-WM. Im freien Fall kommt bei Brandtner das makabre Aus für skurrile Eltern in ihrer eigenen Wunderöl-Presse.
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