Ein Impro-Genie begeistert beim Diademus-Festival in Roggenburg
Plus Bei „Diademus“ in Roggenburg improvisiert Jermaine Sprosse ganz nach Publikumswunsch am Fortepiano – und huldigt den Söhnen des J.S. Bach.
Der Mann in Schwarz, der eben noch so galant und formvollendet eine Sonate aus dem Fortepiano gezaubert hat, bittet das Publikum um ein Thema. „Hoffnung!“, ruft ein Zuschauer. Und die Tonart? „G-Dur“ wünscht sich ein Gast, „Es-Dur“ der nächste. Jermaine Sprosse gibt sich unerschrocken: „Ja, warum denn nicht beides? Und als Form vielleicht ein Rondo?“ – fragt er und streckt seine Finger nach den Tasten. Was folgt, ist der Moment der „Inventio“ – also die Entwicklung der Melodie, der musikalische Zündfunke. Wie „Hoffnung“ klingt? Sprosse lässt die Noten springen und klettern, immer aufwärts auf der Tonleiter. „Ich probier das Mal“, sagt er. Welch ein Understatement. Denn was jetzt folgt, ist der Moment der Verblüffung: Er strickt aus den Publikumswünschen eine imposante Improvisation, ein schillerndes Spiel mit Gefühlen und Stimmungseffekten – im Musikologen-Deutsch: „Affekten“. Die Musik strotzt vor Hoffnung, das Publikum staunt. Dieser Abend beim „Diademus“-Festival in Roggenburg beeindruckt: Jermaine Sprosse ist ein Schweizer Fachmann für Tasteninstrumente alter Bauart – und ein virtuoser, stilgetreuer Improvisateur. Er brilliert mit freiem Spiel – und frühklassischen Werken.
Jermaine Sprosse begeistert beim Diademus-Festival in Roggenburg
Scheinwerfer hüllen die Klosterbibliothek in buntes Licht, die Ornamente leuchten gülden. So eine Bibliothek ist fürs Lesen gedacht – aber an diesem Konzertabend geht es nicht um Notenlektüre. Der Programmtitel „Extempore“ verspricht Musik ohne Spickzettel. Coronabedingt findet das Konzert vor kleinem Publikum statt, ein intimer Abend in schubertscher Salonatmosphäre – aber die Zuhörer sind gefordert, nicht nur als Stichwortgeber. Sprosse spielt auf einem Fortepiano, einem Urahn des modernen Konzertflügels: „Es ist der Nachbau eines Modells von 1780. Dieses Instrument braucht sensible, wache Ohren. Es hat einen Klangreichtum, dem man ihm gar nicht zutrauen würde“, sagt er. Pedale und Hebel lösen verschiedene Klangregister aus. Die Höhen tönen klar, in der Tiefe und im Forte surren die Saiten mit Kraft.
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