
Die meisten Corona-Neuinfektionen: Warum sind die Zahlen in Ulm so hoch?

Plus Ulm liegt derzeit bei den Corona-Neuinfektionen in Baden-Württemberg ganz vorne. Das sagt das Ulmer Gesundheitsamt dazu.

Die Stadt Ulm rühmt sich gerne als „Spitze im Süden“. Doch auf einen Spitzenplatz würde die Rathausspitze gerne verzichten: Bei der Sieben-Tage-Inzidenz, also bei der Zahl der gemeldeten Corona-Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb der vergangenen sieben Tage, liegt Ulm derzeit in Baden-Württemberg auf Platz eins. Laut Robert-Koch-Institut betrug der Wert im Stadtkreis Ulm am Dienstag 11,1. Zum Vergleich: In Stuttgart lag er bei 6,0, in Ravensburg bei 5,3, in Freiburg bei 3,0 und am Bodenseekreis bei 1,4. Wie lässt sich das erklären?
Die Corona-Zahlen werden täglich im Fachdienst Gesundheit des Landratsamtes Alb-Donau-Kreis erfasst und ausgewertet. Dort laufen sowohl die Informationen über den Landkreis als auch über die Stadt Ulm zusammen. Bei den gestiegenen Neuinfektionszahlen im Zeitraum von 3. bis 7. August handle es sich überwiegend um Einzelfälle, darunter befänden sich auch Reiserückkehrende, teilte Bernd Weltin, Referent für Öffentlichkeitsarbeit im Landratsamt, auf Anfrage mit. In diesem Zeitraum gab es zehn neue Fälle. „Drei Personen sind einer privaten Feier zuzuordnen“, sagte Weltin. Hier seien in der Woche davor, also in der letzten Juliwoche, bereits sechs Personen als positiv getestet gemeldet worden.
Die meisten Corona-Neuinfektionen im Südwesten: Kommt es in Ulm zu einem regionalen Lockdown?
„Eine größere Clusterbildung, wie sie kürzlich bei einer kleinen freikirchlichen Gemeinde in Ulm festgestellt werden konnte, liegt dem Anstieg der Zahlen in der vergangenen Woche allerdings nicht zugrunde“, erläuterte Weltin. Bei dem Corona-Ausbruch in der Freikirche waren 14 Mitglieder der Gemeinde sowie Familienangehörige positiv getestet worden, dazu fünf weitere Personen aus dem Kontaktumfeld. Dies liegt allerdings schon gut zwei Wochen zurück.
Die Sieben-Tage-Inzidenz ist ein Wert, der zeigen soll, wo sich Neuinfektionen aktuell häufen, um schnell gegensteuern zu können. Kritisch wird es, wenn der Wert auf über 35 steigt. Bei mehr als 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner müssen Maßnahmen bis hin zu einem regionalen Lockdown ergriffen werden. Davon ist Ulm momentan weit entfernt.
„Die Werte ändern sich natürlich von Tag zu Tag“, sagte Erster Bürgermeister Martin Bendel. „Wir waren lange Zeit in einer hinteren Position. Ich hoffe, dass wir von unserem derzeitigen Platz wieder wegkommen und wieder ins Mittelfeld oder dahinter rutschen.“ Bei den Neuinfektionen handle es sich um einzelne Ereignisse, sodass die Infektionsketten nachverfolgt und unterbrochen werden könnten. „Schlimmer wäre es, wenn wir flächendeckende Infektionen hätten.“
Dennoch müsse nach wie vor jeder verantwortungsvoll mit der Situation umgehen und sich an die Hygiene- und Abstandsregeln halten. „Daher der ganz eindringliche Appell: Vorsichtig sein, nicht nachlässig werden.“ Das gelte auch für junge Leute. Wie berichtet, hat die Polizei vergangenes Wochenende eine Party in der Friedrichsau mit etwa 200 Jugendlichen aufgelöst. Er könne ja verstehen, dass diese sich treffen und feiern wollten, sagte Bendel. „Trotzdem müssen auch junge Leute verantwortungsvoll handeln. Für sich, aber auch für ihre Mitbürger.“
Lesen Sie dazu auch:
- Ulm hat die meisten Corona-Neuinfektionen in Baden-Württemberg
- So viel Geld haben die Behörden mit Corona-Bußgeldern gemacht
- Polizei löst große Corona-Party in der Ulmer Friedrichsau auf
Die Diskussion ist geschlossen.