Heilmeyer und das Nazi-Netzwerk
Der Medizinhistoriker Florian Steger zeigt, wie der Gründungsrektor der Uni Ulm als Opportunist Karriere machte. Jetzt nimmt er weitere Wissenschaftler in den Fokus.
Neue Erkenntnisse über die politische Gesinnung des Ulmer Uni-Gründers Ludwig Heilmeyer und seine Rolle im Nationalsozialismus haben in den vergangenen Monaten für Wirbel gesorgt. Es ging um die dunklen Seiten in der Vergangenheit des hoch angesehenen Mediziners und Wissenschaftsmanagers, der von 1967 bis 1969 Gründungsrektor der Uni war. Daraufhin wurden in Ulm und Günzburg Forderungen laut, die dort nach Heilmeyer benannten Straßen umzubenennen. Die Universität Ulm nahm die Debatte zum Anlass, die Vergangenheit des Mediziners gründlich wissenschaftlich aufzuarbeiten. Professor Florian Steger, Direktor des Instituts für Geschichte, Theorie und Ethik in der Medizin, hat die Ergebnisse seiner Forschungen jetzt in einer öffentlichen Veranstaltung an der Uni vorgestellt und mit Vertretern der Universität, des Universitätsrats und des Wissenschaftsministeriums diskutiert. Dabei wurde deutlich: Die Aufarbeitung geht weiter, auch an der Uni Ulm.
Steger hat zahlreiche schriftliche Quellen ausgewertet und kritisch studiert, aber auch mit Weggefährten Heilmeyers und dessen Familie gesprochen. Er skizzierte den Lebensweg des Arztes von den Jugend- und Studienjahren in München über den Kriegsdienst in Polen und in der Ukraine, die Zeit in Freiburg, wo Heilmeyer von 1946 bis 1967 den Lehrstuhl für Medizin innehatte, bis zum Ruf der Universität Ulm, deren erster Rektor er 1967 wurde. Nur zwei Jahre später starb Ludwig Heilmeyer bei einem Badeunfall am Gardasee. „Heilmeyer hat als Arzt, Klinikchef, Wissenschaftler und Gründungsrektor zweifelsohne Verdienste“, betont Florian Steger in den Schlussfolgerungen seiner bisherigen Arbeit. Der Mediziner habe sein eigenes Fortkommen fest im Blick gehabt und dabei auch Grenzen überschritten, was ethisch kritisch zu bewerten sei. Bereits von Zeitgenossen sei er als Opportunist bezeichnet worden. Und im Nachkriegsdeutschland habe er Unrechtsbewusstsein vermissen lassen.
Dieser Artikel ist hier noch nicht zu Ende, sondern unseren Abonnenten vorbehalten. Ihre Browser-Einstellungen verhindern leider, dass wir an dieser Stelle einen Hinweis auf unser Abo-Angebot ausspielen. Wenn Sie weiterlesen wollen, können Sie hier unser PLUS+ Angebot testen. Wenn Sie bereits PLUS+ Abonnent sind, .
Dieser Artikel ist hier noch nicht zu Ende, sondern unseren Abonnenten vorbehalten. Ihre Browser-Einstellungen verhindern leider, dass wir an dieser Stelle einen Hinweis auf unser Abo-Angebot ausspielen. Wenn Sie weiterlesen wollen, können Sie hier unser PLUS+ Angebot testen.
Die Diskussion ist geschlossen.