Die Partei, für die der Neu-Ulmer Henrik Hecht bei der Bundestagswahl antritt, steckt in einer Krise. Nicht zuletzt, dass Christian Lindner und die FDP-Spitze die Ampelkoalition in den Bruch trieben, kratzt am Image. Umfragen sehen die Liberalen meist unter, mal knapp bei 5 Prozent – der erneute Einzug in den Bundestag ist ungewiss.
Hecht glaubt an den Sprung über die 5-Prozent-Hürde
So ist es ein harter Wahlkampf für Henrik Hecht, der zum ersten Mal für eine Wahl kandidiert. Im Gespräch mit unserer Redaktion gibt er sich aber optimistisch, spricht lieber über Inhalte statt Berliner Machtspiele. „Die FDP hat das beste Wahlprogramm und dafür möchte ich werben“, sagt er. Dass für die FDP der erneute Einzug in den Bundestag durchaus drin ist, daran glaubt Hecht fest. „Ich komme gerade mit vielen Menschen ins Gespräch. Mit der aktuellen Politik sind viele unzufrieden. Aber sie sind auch noch unentschlossen, wen sie wählen sollen.“
Und mit welchen Themen will Hecht die Wählerinnen und Wähler von der FDP überzeugen? Mit 29 Jahren vertritt er eine eher junge Stimme in der Politik. Generationengerechtigkeit sei für ihn eines der wichtigsten Ziele, sagt Hecht. Er sieht, dass viele junge Leute mit großen Belastungen zu kämpfen haben. Ein Eigenheim zu finanzieren, eine Familie zu gründen, nebenbei noch privat für die Rente vorzusorgen – das stellt einige vor Probleme.
Gleichzeitig ist die Rente ein riesiger Ausgabeposten. Aktuell fließen 108 Milliarden Euro, ein Viertel des Bundeshaushalts und in etwa die Summe, die der Staat über die Einkommenssteuer einnimmt, als zusätzlicher Zuschuss in die Rente, erklärt Hecht. Damit die Belastungen für die Jungen nicht immer weiter wachsen, müsse auch das Rentensystem dringend angepasst werden.
FDP-Kandidat Hecht: Europa muss bei der Sicherheit zusammenhalten
Auch die europäische Sicherheit ist ein Kernthema für Hecht: „In Zeiten, in denen sich die USA zurückziehen, müssen wir das selber hinkriegen.“ Ohne europäische Zusammenarbeit gehe es da nicht, sagt der FDP-Kandidat. Allein um die finanziellen Ausgaben für die Verteidigung zu stemmen, müssten die Länder Europas an einem Strang ziehen. Und schließlich brauche es in Deutschland um all die anstehenden Herausforderungen lösen zu können, weiterhin eine starke Wirtschaft und solide finanzielle Verhältnisse, meint Hecht. Und um letztere zu sichern, müsse auch die Schuldenbremse weiterhin eingehalten werden.
Die Schuldenbremse – der Zankapfel, an dem die Ampel letztlich zerbrochen war. Hecht will daran festhalten. Er fürchtet, dass neue Schulden in der aktuellen Situation hauptsächlich zur Finanzierung konsumtiver Ausgaben (also Konsumausgaben, die auf einen kurzfristigen Nutzen zielen, im Gegensatz zu investiven Ausgaben, die langfristig wirken sollen, Anm. der Redaktion) aufgenommen würden. An den strukturellen Problemen würde das wenig ändern, stattdessen würde es die Inflation verstärken und somit wieder besonders den Ärmeren schaden, warnt Hecht.
Politik ist für Henrik Hecht ein Ehrenamt. Hauptberuflich ist der gebürtige Neu-Ulmer als Systemingenieur in der Radarentwicklung bei einem Ulmer Unternehmen tätig. Zuvor studierte er Physik und Informatik in München. Hecht sammelte auch Erfahrungen im Ausland, unter anderem als Trainee bei der Europäischen Kommission in Brüssel.
Seit drei Jahren ist er Mitglied der FDP. Für deren Inhalte und Anliegen interessierte er sich aber schon deutlich länger, war zuvor etwa auch bei den Jungen Liberalen, kurz Julis, der Nachwuchsorganisation der FDP engagiert, erzählt Hecht. Ob er wirklich in die Partei eintreten will, darüber habe er lange nachgedacht. Nicht in allen Fragen bewege er sich komplett auf Parteilinie. „Es gibt ja nie die Partei, die zu 100 Prozent passt. Und wenn es so wäre, bräuchte ich ja nicht mehr eintreten. Dann kann ich die ja einfach wählen“, sagt Hecht. Der 29-Jährige ist motiviert, er möchte mitgestalten.
Am 23. Februar wird gewählt. Bis dahin wird der Wahlkampf einen Großteil von Hechts Freizeit einnehmen. Für das Hobby Skifahren bleibt in diesem Winter wohl eher wenig Zeit. Bis zum Beginn der Rennradsaison, Hechts zweite sportliche Leidenschaft, sollten die Sitze im Bundestag verteilt sein. Ob auch welche an die FDP gehen, bleibt abzuwarten.
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