Die Regierung von Schwaben sucht händeringend Gebäude, in denen sie Geflüchtete unterbringen kann. Zwar bekommt die Behörde jede Menge Angebote, doch nur ein kleiner Teil davon erweist sich als tauglich. In Unterelchingen sollen nun gleich zwei Häuser zu Übergangswohnheimen umfunktioniert werden: der frühere Gasthof Adler und das benachbarte EC-Hotel, das derzeit noch in Betrieb ist. Die ersten Flüchtlinge sollen bereits im September einziehen. Wie viele werden es insgesamt?
Ins frühere Gasthaus Adler und ins EC-Hotel sollen Flüchtlinge ziehen
Die Regierung von Schwaben hat die Gebäude angemietet, wie Bereichsleiterin Gertrud Kreutmayr bei einer Informationsveranstaltung im Konstantin-Vidal-Haus berichtete. Das ehemalige Gasthaus Adler sei innen saniert worden. Unter anderem wurden eine neue Heizung und zwei neue Küchen eingebaut. Auch die Elektroleitungen wurden erneuert. 26 Zimmer stünden insgesamt zur Verfügung, in denen maximal 53 Personen wohnen können.
Ob es tatsächlich so viele werden und wann wie viele Geflüchtete ankommen, weiß die Behörde noch nicht. Dies werde das Innenministerium mitteilen, so Kreutmayr. Absehbar sei derzeit nur: "Wir werden ab September den Gasthof Adler belegen."
Menschen aus Afghanistan, Syrien und Osteuropa ziehen nach Elchingen
Laut dem zuständigen Bereichsleiter Peter Roos von der Regierung von Schwaben handelt es sich bei den künftigen Bewohnerinnen und Bewohnern nicht um "klassische Asylbewerber", sondern um Flüchtlinge, die von der Bundesregierung ausgewählt worden seien. Zum einen seien dies afghanische Ortskräfte, zum anderen Kontingentflüchtlinge im Rahmen der humanitären Aufnahme, vor allem aus Syrien, sowie Spätaussiedler aus Osteuropa. "Es sind überwiegend Familien, die kommen."
Die Geflüchteten erhalten ein dauerhaftes Bleiberecht. Sie beziehen zunächst Leistungen vom Jobcenter. Die Männer und Frauen dürfen aber sofort arbeiten und sind nicht an den Ort gebunden. Das heißt, sobald sie ihr eigenes Geld verdienen, können sie innerhalb Deutschlands hinziehen, wo sie wollen.
Beim EC-Hotel geht es nicht ganz so schnell wie beim Adler. "Wir wollen frühestens im Oktober rein", erläuterte Gertrud Kreutmayr. Dort sollen 14 Zimmer mit insgesamt 36 Personen belegt werden. Mit dem Eigentümer seien zunächst kurzfristige Verträge im Rahmen der Beherbergung ausgehandelt worden. Ein längerfristiger Kontrakt soll dann geschlossen werden, wenn über eine Nutzungsänderung entschieden ist.
Vor allem im Bereich Kindergärten macht der Zuzug in Elchingen Probleme
Am Montag, 29. August, berät der Elchinger Bau- und Umweltausschuss über den entsprechenden Bauantrag. Allerdings gehe es dabei nur um das Einvernehmen der Gemeinde, stellte Bürgermeister Joachim Eisenkolb klar. Über die Zulässigkeit entscheide das Landratsamt.
Eisenkolb betonte, dass nicht die Gemeinde auf die Regierung von Schwaben zugegangen sei, um die Gebäude als Unterkünfte anzubieten. Dies habe der Eigentümer getan. "Wir hatten keine Vorabinfo, dass so etwas geplant ist", sagte der Bürgermeister. "Die Handlungsspielräume der Gemeinde waren sehr eingeschränkt."
Auf Nachfrage eines Bürgers erläuterte Eisenkolb, dass der überraschende Zuzug von bis zu 89 Menschen die Gemeinde vor Probleme stellt, in erster Linie im Kita-Bereich. "Wir sind jetzt schon ausgelastet. Wir müssen situativ entscheiden: Wer bekommt wo einen Platz?" Die Gemeinde tue alles, um die Sache räumlich und personell in den Griff zu bekommen. Keinesfalls sollten Bürgerinnen und Bürger benachteiligt werden, die sich schon länger um einen Kita-Platz bemühen. "Wir müssen jonglieren", so Eisenkolb. Letztlich wisse aber noch niemand, wie viele Kinder überhaupt kämen.
Der Freundeskreis Asyl ist von der Belastung her bereits am Anschlag
Mitglieder des Freundeskreises Asyl wollten wissen, wer die neuen Bewohnerinnen und Bewohner eigentlich betreue – wer gehe mit diesen zu den Ämtern, fülle Formulare aus und erledige all die anderen Dinge, die zu tun seien? "Wir schaffen es nicht, 80 Leute zusätzlich zu betreuen", sagte ein Bürger. "Wir sind am Anschlag, jetzt schon."
Laut der Regierung von Schwaben gibt es einen Heimleiter und einen Hausmeister, die aber nicht ständig vor Ort seien. Für die Migrationsberatung seien Diakonie und Caritas zuständig.
"Warum muss Unterelchingen wieder herhalten?", wollte ein Besucher der Infoveranstaltung wissen. Schließlich kämen von den 865 Geflüchteten, die der Regierungsbezirk Schwaben in Übergangswohnheimen unterbringen muss, gut zehn Prozent in den Ortsteil von Elchingen. Könne man nicht wenigstens auf die Belegung des EC-Hotels verzichten, wollte ein anderer wissen. "Der Druck auf uns ist brutal groß", erwiderte Peter Roos von der Regierung von Schwaben. "Wir haben keine andere Möglichkeit."
"Kernpunkt ist die Lärmbelästigung", äußerte ein Nachbar des Hotels seine Befürchtung. Anwohnerinnen und Anwohner der bereits bestehenden Flüchtlingsunterkunft in Unterelchingen bekräftigten dies. Sie klagten über Müll auf der Straße und nächtlichen Lärm. Bürgermeister Eisenkolb zeigte Verständnis: "Wir sind in Kontakt mit der Polizei. Wir müssen schauen, wie wir das in den Griff bekommen. Das kann man nicht dulden."