Ein Kulturhaus an der Donau: Das will der Verein "KulturDach" erreichen
Ein soziokulturelles Zentrum soll nach den Wünschen des jungen Vereins "KulturDach" im alten Neu-Ulmer Offizierscasino entstehen. Profitieren könnte die gesamte freie Kulturszene der Doppelstadt.
Die Gründungsmitglieder des Vereins "KulturDach" sind sich sicher: Sie könnten mit dem alten Offizierscasino das erschaffen, was der Doppelstadt gerade fehlt. Jetzt gilt es für sie, die Stadt Neu-Ulm von den Plänen der Gruppe zu überzeugen. In und um das einstige Barfüßer-Gebäude am Donauufer soll ein soziokulturelles Zentrum entstehen - ein Ort der Begegnung, ein Ort für die vielen Kulturschaffenden rechts und links der Donau.
Freie Kulturszene braucht mehr Platz
Denn die Doppelstadt platzt, was das anbelangt, aus allen Nähten, weiß Christian Grupp. Er ist der Geschäftsführer des Roxy und kennt die Kulturszene der Region. Vor allem fehlten Auftrittsräume in der Größenordnung 200 bis 300 Zuschauer. Aber auch Ateliers und Bandproberäume sind sehr gesucht. Zudem sind auch günstige Unterbringungsmöglichkeiten für Künstlerinnen und Künstler, die von außerhalb kommen und für einen Auftritt oder ein längeres Projekt in der Doppelstadt zu Gast sind, immer wieder gefragt. All das könnte auf dem ehemaligen Barfüßer-Gelände entstehen. Ideen für das alte Neu-Ulmer Gebäude hat der noch junge Verein schon sehr viele.
Dass es jetzt erst einmal konkret um ein Großprojekt auf der Neu-Ulmer Donauseite geht, stört die eigentlich in UIm ansässigen Gründungsmitglieder von "KulturDach" wie Christian Grupp nicht. Zweck des Vereins ist es schließlich, sich städteübergreifend für die Kulturszene einzusetzen. Und auch Christina Richtmann, die in Neu-Ulm im Stadtrat sitzt und sich mit dem Verein Kulturcasino in den vergangenen Jahren für das kulturelle Programm im ehemaligen Barfüßer-Biergarten eingesetzt hat, bekräftigt: "Für Künstler sind Ulm und Neu-Ulm ohnehin schon lange ein Raum." Umso wichtiger sei es, dass es jetzt auch endlich einen Verein gibt, der sich für die freie Szene auf beiden Seiten der Donau einsetzt.
Verein hofft, dass er im Herbst loslegen kann
In die zweite Bewerbungsphase um das alte Offizierscasino sei "KulturDach" mit seinen Ideen schon vorgerückt, berichtet Richtmann. Die laufe noch bis Ende Juni. Wann der zuständige Finanzausschuss in Neu-Ulm eine Entscheidung trifft, ist aber noch nicht bekannt. Der früheste mögliche Termin wäre die Sitzung im Juli. Die Mitglieder bei "KulturDach" hoffen, im Idealfall - also wenn bei der Stadt Neu-Ulm eine schnelle Entscheidung zu ihren Gunsten fällt - noch diesen Herbst loslegen zu können. Sie wollen das Areal per Erbpacht von der Stadt erhalten.
In seinem Konzept, dass der Verein bei der Stadt eingereicht hat, ist skizziert, wie das künftige Kulturhaus an der Donau aussehen könnte. Ein nicht kommerzielles Kulturzentrum, das von den Bürgerinnen und Bürgern bespielt werden kann, schwebt dem Verein vor. Die Gastronomie, von Profis geführt, soll ein kulturelles Angebot querfinanizeren. Und vor allem versteht die Gruppe den Begriff "Kultur" in diesem Kontext sehr weit gefasst. Neben Konzerten, Theater, Lesungen und so weiter geht es auch um gelebtes Miteinander verschiedener Kulturen und Toleranz.
"KulturDach" will rund 2,5 Millionen Euro in die Sanierung stecken
Umsetzen lassen sich die Pläne für das Kulturhaus im ehemaligen Offizierscasino ohnehin nur, wenn viele Freiwillige mitmachen. "KulturDach" setzt auf bürgerschaftliches Engagement, auch was die Instandsetzung des Gebäudes anbelangt. Wasser, Heizung, Elektrik, Brandschutz - das seien "die größten Batzen", die anfallen, so Richtmann. Es gibt Schätzungen, die beziffern die Kosten für eine umfassende Sanierung auf fünf bis sechs Millionen Euro, räumt Christian Grupp ein. "KulturDach" will - mit einem abgespeckten Renovierungsplan, der die Dinge schrittweise angeht, und viel Eigenleistung - mit 2,5 Millionen Euro hinkommen. Das ist deutlich weniger, aber auch nicht gerade wenig Geld. Das soll aus Spenden und vor allem aus Fördermitteln generiert werden.
Offiziell aus der Taufe gehoben wurde der Verein "KulturDach" nun zum 4. April. Gründungsmitglieder sind der Verein Kunstwerk, die Freie Künstlergruppe Ulm/Neu-Ulm, die Musikerinitiative Ulm, Christina Richtmann für das Kulturcasino, Gisela Kloos Prantner für den Iller-Roth-Günz-Sängerkreis, Günter Stiffel für die Band AcousticCase, Thomas Dietrich, Christian Grupp sowie Peter Langer, der zusammen mit Christina Richtmann für den Vorsitz gewählt wurde. Neue Mitglieder seien herzlich willkommen, insbesondere kulturell aktive Vereine, die sich dem Dachverband anschließen wollen.
Derzeit steht zwar voll und ganz das alte Offizierscasino im Fokus des jungen Vereins. Sollte sich die Stadt Neu-Ulm - beziehungsweise der zuständige Ausschuss - nicht für eine Verpachtung an "KulturDach" entscheiden, sondern einem anderen Bewerber den Vorzug geben, so will der Verein aber weiter an seinen Zielen arbeiten. Als Dachverband der freien Kulturszene der Region.
Info: Wer dem Verein "KulturDach" beitreten, spenden oder sich dort engagieren will, erreicht die Vorsitzende Christina Richtmann per E-Mail an richtmann@kultur-dach.de
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