
Nach WM-Triumph: Ulmer wünschen sich mehr Aufmerksamkeit für ihren Sport

Plus Hockey ist der erfolgreichste Mannschaftssport in Deutschland. Der WM-Titel der Männer wird auch in Ulm gefeiert. Welche Hoffnungen man jetzt beim SSV 1846 hat.

Ganz spontan haben die Hockey-Männer des SSV Ulm 1846 am Sonntagnachmittag in der Blauringhalle eine Leinwand aufgehängt und einen Beamer aufgebaut. Besondere Ereignisse erfordern besondere Maßnahmen. Nach dem Verbandsliga-Spieltag der zweiten Mannschaft, einer mit zwei Siegen aus zwei Partien überaus erfolgreichen Runde, war gemeinsames Daumendrücken angesagt.
Alle fieberten sie mit der Hockey-Nationalmannschaft, die in Indien mit einem 5:4-Sieg gegen Belgien Weltmeister wurde. Zum dritten Mal nach 2002 und 2006. „Das war großartig. Ein toller Erfolg für unseren Sport“, freut sich Alvaro Campos Rasmussen, Cheftrainer der Ulmer.
SSV-Trainer Alvaro Campo Rasmussen über den Schlüssel zum Erfolg
Hockey fristet im Vergleich mit anderen Mannschaftssportarten wie Fußball, Handball oder auch Basketball eher ein Schattendasein, tritt zumeist lediglich bei Olympischen Spielen ins Rampenlicht. „Dabei sind wir die stärkste Mannschaftssportart in Deutschland“, sagt der SSV-Coach. Der Schlüssel zum Titel sei die Mentalität der Mannschaft gewesen, der Wille, auch schon verloren geglaubte Spiele noch gewinnen zu wollen. Im Viertelfinale gegen England lag Deutschland wie im Halbfinale gegen Australien und im Endspiel gegen Belgien bereits mit 0:2 hinten – um am Ende jedes dieser Duelle doch noch im Penaltyschießen zu gewinnen. „Diese Einstellung ist enorm wichtig. Darauf lege ich auch bei uns in Ulm großen Wert. Wir sind als Mannschaft wie eine Familie, in der sich alle gegenseitig helfen“, sagt Campos Rasmussen.
Wie kann der Hockeysport nachhaltig vom Titel profitieren?
Doch wie so oft nach solchen Triumphen geht es nun auch im Hockeysport darum, nachhaltig davon zu profitieren. Campos Rasmussen sagt: „Hockey muss populärer werden. Der Verband muss diesen WM-Sieg jetzt auch als Chancen sehen.“ Damit ist der Trainer derselben Meinung wie sein Mannschaftskapitän. Aaron Buntrock ist Hockeyspieler mit Leib und Seele, jagte schon als Vierjähriger dem Ball mit dem Schläger hinterher. Weil diese Sportart in seiner Familie eine große Tradition hat. „Schade, dass die WM quasi im Verborgenen stattgefunden hat“, sagt er. Nur die Streaming-Plattform Dazn hat die Spiele aus Indien live übertragen. Gegen Bezahlung. Buntrock hat sich mit seiner Freundin, auch eine Hockey-Spielerin, extra für die Weltmeisterschaft ein Abo zugelegt. Buntrock wünscht sich für seinen Lieblingssport künftig vor allem mehr mediale Aufmerksamkeit: „Der Wintersport hat es auch ganz gut hingekriegt, dass sämtliche Disziplinen live im öffentlich-rechtlichen Fernsehen gezeigt werden. Da schauen sich die Leute auch Bobfahren an. Aber wir haben in Deutschland mehr Hockeyspieler als Bobfahrer.“
In Ulm könnte es bald wieder Grund zum Feiern geben
In Ulm kommen zu den Hockey-Heimspielen im Schnitt knapp 200 Zuschauerinnen und Zuschauer. „Das ist für die Oberliga verhältnismäßig viel“, sagt der Kapitän. Grund zum Feiern könnten sie schon bald wieder haben: Ein Punkt aus zwei Spielen fehlt dem SSV noch zum Aufstieg in die 2. Regionalliga. Der käme ähnlich unerwartet wie der WM-Titel der Nationalmannschaft.
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