
"Symphonic Explosion": Fahlheim plant ein blasmusikalisches Feuerwerk

Plus Noch leidet die Blasmusikszene an der Pandemie. Aber Benedict Waldmann und Gaby Fischer tüfteln mit dem Musikverein Fahlheim an einem großen Knall.

Was nutzt eine Tuba, wenn sie nicht im Orchester wummern darf? Was ist ein Dorffest ohne Musik, ein Kapelle ohne Konzerte? Corona legt die Blasmusikszene seit zwei Jahren lahm, auch das Vereinsleben im Landkreis Neu-Ulm. Jetzt aber scheint wieder Zeit für Hoffnung und große Ideen - wenn es nach Gaby Fischer geht. Wie man die lange Stille beenden sollte? Jedenfalls nicht mit einem kleinen, harmlosen "Konzertle", findet die Ulmerin, die für ihre Kultur-Projekte bekannt ist. "Nein, es muss krachen." Und deshalb tüftelt sie gerade mit dem Musikverein Fahlheim an einem Konzept, für den großen Knall. Am 15. Juli 2022 soll Fahlheim ein musikalisches Feuerwerk erleben, ein Ereignis, eine "Symphonic Explosion".
Gaby Fischer und Benedict Waldmann planen ein Großevent
Jeder große Plan braucht ein sicheres Fundament: Florian Soor, der Vorsitzende des Musikvereins Fahlheim, hatte sich - nach zähen Monaten, Konzertabsagen und geplatzten Probeplänen - um Zuschüsse bemüht. Mit Erfolg. Für ein Großprojekt zum Neubeginn bekam sein Verein Hilfe vom Bundesmusikverband Chor und Orchester: Fast 10.000 Euro aus dem Programm "Neustart Amateurmusik".
Was dann folgte, war das erste Feuerwerk der Ideen, auf dem Weg zur großen Show am 15. Juli. Zumindest klingt es explosiv kreativ, wenn die zwei künstlerischen Leiter des Projekts von ihrer ersten Begegnung erzählen. Erst vor wenigen Wochen hat Benedict Waldmann den Taktstock bei den Fahlheimern übernommen, als neuer Dirigent des Vereins. Der 24-Jährige hat Tuba in Würzburg studiert und arbeitet gerade an seinem Bachelor-Abschluss im Fach Blasorchesterleitung. Und als er den Posten in Fahlheim antrat, traf er gleich auf Gaby Fischer. "Die Musiker wussten schon Bescheid: Die macht auch gerne Wirbel", erinnert sich Waldmann und lacht. Fischer kennt die Fahlheimer, spielt Tenorhorn und war sechs Jahre lang Vorsitzende des Vereins. Sie findet, dass Waldmann der Richtige für Fahlheim ist - und für das Projekt Neustart mit Knall: "Weil er vor Ideen sprüht und Visionen hat."
Die Idee zur Fahlheimer "Symphonic Explosion" entstand in zwei Wochen
Die Planungsphase begann mit vier Stunden Brainstorming zu zweit. Jetzt hat die Idee einen Namen, ein Programm, ein Datum - sogar ein Logo, in sprühenden Regenbogenfarben wie Feuerwerksfunken. Unter dem Motto "Symphonic Explosion" soll am 15. Juli ein Konzertereignis das Publikum begeistern. Für Gaby Fischer steht das Ziel fest: "Alle, die das miterleben werden, sollen sich noch in zehn Jahren daran erinnern."
Einen Platz für das Spektakel soll der Sportplatz von Unterfahlheim bieten. Eine "Riesentribüne" verspricht Waldmann und die Event-Bühne soll 12 Meter breit sein. Genug Raum für ein sinfonisches Blasorchester, für den Auftritt des Musikschulorchesters, für Bands, Tanz-Gruppen. "Vor allem ist uns wichtig, dass wir mit so einem Event die Menschen wieder zusammenbringen. Weg von der Spaltung", sagt Fischer. Deshalb steht auch für Waldmann fest: "Jeder darf mitmachen, alle Vereine und jede Person." Auch das Projektorchester soll offen für Bewerber und Bewerberinnen sein.
Der Musikverein Fahlheim Programm der Gegensätze
Gaby Fischer spricht jetzt schon von einem "Leuchtturmprojekt", mit Strahlkraft über Landkreisgrenzen hinaus. Fischer ist bekannt für ihre Ulmer Stadtführungen und als professionelle Rednerin, in der Pandemie schuf sie das Hörspiel-Projekt "Ulm Träumer". Sie wird die "Symphonic Explosion" moderieren und blickt voraus: "Der rote Faden durchs Programm, das sind vor allem die Gegensätze."
Der Dirigent arbeitet gerade am musikalischen Zündstoff, er arrangiert viele Stücke für das Konzert selbst. "Ein amtliches Open-Air" schwebt ihm vor, das Pop und Rock und klassisch-sinfonische Blasmusik auf eine Bühne bringt. Die Filmmusik zum Western "Silverado" steht auf der Liste. Der UImer Schlagzeuger Leonard Weiss will außerdem eine Percussion-Einlage beisteuern, mit einem Hauch "Blue Man Group". Viel mehr möchte Waldmann nicht ausplaudern - Gaby Fischer verrät aber, dass das Publikum Teil der Show sein darf. Zweieinhalb satte Stunden Programm, das alles soll nicht hüftsteif geraten und strenge Stuhlreihen sind nicht geplant. In Picknick-Atmosphäre ein kühles Bier trinken und dabei trotzdem symphonische Musik genießen, das ist die Balance, die das Konzertereignis halten soll.
Thorsten Freudenberger übernimmt die Schirmherrschaft
Ein offizielles Organisationsteam sucht nach Partnern für dieses Fest, die Schützen und die örtliche Feuerwehr seien mit an Bord. Landrat Thorsten Freudenberger (CSU) übernimmt die Projekt-Schirmherrschaft, gemeinsam mit Nersingens Bürgermeister Erich Winkler (CSU). Aber weitere Vereine, Förderer, Partner möchte Fischer noch gewinnen, für ein Erlebnis, das Gemeinschaft schafft: "Nach jeder Pest, nach jeder Krise, haben sich Menschen noch bunter angezogen, noch größer gefeiert."
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