
Wie eine Software-Firma die Welt ein bisschen besser machen will

Plus Die Berater und Programmierer von Bisonaire sind gefragt. Den Erfolg wollen die Unternehmer teilen. Erstes Projekt: eine inklusive Kantine in Weißenhorn.

Auch Planungsprofis dürfen mal überrascht sein. Die Weißenhorner Software- und Beratungsfirma Bisonaire ist in den vergangenen drei Jahren unerwartet schnell groß geworden und hat deswegen unerwartet oft umziehen müssen. Menschlich zu sein und nicht nur den Profit sehen, dieses Ziel hatten sich die drei Gründer gesetzt. Jetzt haben sie eine gemeinnützige GmbH gegründet, diese mit Geld aus dem Softwarehaus versorgt und ein erstes konkretes Projekt in den Blick genommen. Weitere Überraschungen sind diesmal fest einkalkuliert.
Anfang Januar 2019 legten die Gründer Stefan Eichenhofer, Markus Pöhler und Pascal Lacmann los, in einem Illertisser Wohnzimmer, mit Kaminofen und einer Katze, die es sich morgens gelegentlich auf den Schreibtischen bequem machte. Die waren simpel, funktional und vergleichsweise günstig: eine Eichenholzplatte auf höhenverstellbaren Füßen. Noch heute sind die Tische der in Weißenhorn ansässigen Firma so und noch immer sind sie selbst gebaut. Der Firmenname setzt sich aus den Worten Bison und Visionär zusammen.
Software-Firma Bisonaire zog von Illertissen nach Weißenhorn
Das Unternehmen mietete sich ein Büro in der Robert-Bosch-Straße in Weißenhorn an. Die 60 Quadratmeter waren schnell zu klein, eine zweite und später noch eine dritte Etage der gleichen Größe kamen dazu. Kurz vor Weihnachten 2021 bezog Bisonaire zusätzlich weitere Büroräume in der nahe gelegenen Benzstraße. Weil nie alle Beschäftigten gleichzeitig da sind, genügt der Platz dort derzeit gerade so, die alten Räume sind vorerst ein Ausweichquartier. Das Team arbeitet am liebsten nah beieinander. Dann sei man kreativer und das soziale Miteinander sei wichtig, begründet Eichenhofer.
Seit 2019 ist Bisonaire von drei auf 25 Personen gewachsen. 2022 könnten noch einmal fünf bis sieben Leute dazukommen, schätzt Markus Pöhler. 80 bis 100 hält der Mitgründer für möglich, ohne Konzept und Werte aufgeben zu müssen. Das abgelaufene Jahr ist noch nicht abschließend bilanziert, aber der Umsatz dürfte Pöhler zufolge bei etwa zwei Millionen Euro liegen. Schulden hat das Unternehmen nicht, es gibt keine externen Geldgeber. Also auch niemanden, der in die Pläne hineinreden könnte, einen Teil der Einnahmen für wohltätige Zwecke auszugeben.
Die Kunden sind aus der Metallindustrie

Kurz vor Weihnachten hat Bisonaire der gemeinnützigen GmbH Bisonaide 55.000 Euro gespendet. Ein erster kleiner Finanzstock, der aber wohl noch nicht einmal für das erste Projekt ausreichen dürfte. Auf dem Grundstück an der Benzstraße soll eine kleine inklusive Kantine entstehen, vielleicht in einem Blockhaus. Ein Profi aus dem Gastronomiebereich soll dort mit zwei Menschen zusammenarbeiten, die es wegen einer Behinderung oder auch wegen ihres Migrationshintergrundes auf dem Arbeitsmarkt nicht leicht haben. Gekocht werden soll ausgewogen, mit regionalen Produkten und möglichst vegetarisch. Das Projekt könnte eine Art Feldversuch sein. Gelingt er, könnte das Konzept auch anderswo umgesetzt werden.
Stefan Eichenhofer hat zwei Kinder mit Behinderung, zudem war er für die Kaufbeurer Hilfsorganisation Humedica als Entwicklungshelfer in Afrika. Er hat beobachtet, dass gut gemeinte finanzielle Hilfe auch das Gegenteil bewirken kann. Zum Beispiel weil Essenslieferungen nach Afrika lokale Nahrungsmittelproduzenten in die Krise treiben. Er und seine Mitstreiter wollen selbst mitentscheiden, wo ihre Spenden landen. Und sie wollen genau darauf achten, es sinnvoll anzulegen. Auch deshalb beginnt das erste Projekt in der eigenen Straße. An einem Ort, an dem die Auswirkungen vielleicht am besten eingeschätzt und beobachtet werden können. Eichenhofer denkt über eine Crowdfunding-Aktion nach, um mehr Mittel zusammenzutragen. Markus Pöhler hofft auch auf Geschäftspartner. Erste Gespräche habe es schon gegeben.
Konkrete soziale Projekte sind das Ziel von Bisonaire
Große Unternehmen würden ihr Geld in vielen Fällen gern auch für gute Zwecke ausgeben – wüssten aber nicht immer, wo und wie am besten. Bisonaire könnte für sie ein Ansatzpunkt sein, glaubt Markus Pöhler: Weil das Vertrauen aus der beruflichen Zusammenarbeit da ist. Hinter dem Softwarehaus und hinter der gemeinnützigen Firma stecken die gleichen Köpfe. Köpfe, die auf Arbeiten auf Augenhöhe setzen. Das spüren die Beschäftigten bei den Kunden, ist Pöhler überzeugt. Und das mache die Zusammenarbeit auch aus Sicht großer Firmen attraktiv.
Bisonaire hat sich auf Lieferketten- und Fertigungsplanung spezialisiert und unterstützt damit Firmen verschiedener Branchen, mit einem Fokus auf der Metallindustrie. Dabei geht es um langfristige strategische Planungsanforderungen, um die Jahresplanung, um eine Grobplanung für die aktuellen Aufträge und zuletzt um exakte Arbeitsschritte. Was will ein Unternehmen in den kommenden fünf Jahren erreichen? In welchem Monat des Jahres soll welche Produktion beginnen? Auf welche Liefertermine kommt es an? Und: In welcher Reihenfolge müssen welche Arbeiten gemacht werden? Man könne sich einen Backofen vorstellen, in dem verschiedene Sorten von Brötchen gebacken werden, sagt Markus Pöhler. Die einen brauchen eine höhere Temperatur, die andere eine niedrigere. Mit der richtigen Reihenfolge lässt sich der Ofen besonders effizient nutzen. Also werden die Brötchen am besten in der richtigen Reihenfolge geliefert. Und bei tonnenschweren Platten sei das noch einmal wichtiger. Die könne man schließlich nicht einfach zur Seite legen. Viele Kunden kommen aus dem deutschsprachigen Raum. Deswegen und weil die Bisonaire-Gründer dank ihrer jahrelangen Erfahrung in der Industrie Fachleute im Bereich Metallverarbeitung sind, kommt die Weißenhorner Firma bei den Kunden gut an. Kunden wie Alunorf, das größte Aluminiumwalzwerk der Welt.
Wie geht es weiter? Aus der Idee der inklusiven Kantine soll Wirklichkeit werden. Und auf dem Grundstück des neuen Büros könnte ein Containerbau zusätzlichen Platz bieten. Dann müsste Bisonaire nicht schon wieder umziehen, um alle an selbst gebauten Schreibtischen an einem Ort zu haben.
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