
Eine Demo für die Patienten

Pflegekräfte kämpfen für mehr Personal an den Krankenhäusern. Denn im Alltag fehlt mehr und mehr Zeit für die Patienten – und auch die Angehörigen
Ebro Günzü ist gerne Krankenpflegerin – eigentlich. Nach einem sozialen Jahr hat sie sich voller Überzeugung in die Ausbildung begeben. Und schnell gemerkt, dass sie sich einen stressigen Beruf ausgesucht hat. Aber egal. Sie will Menschen helfen. Was sie nun aber erlebt, bereitet der Krankenpflegerin auf der Internistischen Station am Eichstätter Krankenhaus schlaflose Nächte. Nicht planbare Schichtwechsel und längere Arbeitstage. Die Aufgaben in der Krankenpflege sind mannigfaltig, wie Günzü bei der Verdi-Kundgebung nach dem Demo-Zug vom Rathausplatz auf dem Ingolstädter Josef-Strobl-Platz erklärte. Als Teamdelegierte stellte sie den Arbeitstag einer Pflegefachkraft vor: „Zu wenig Zeit für die Hilfe bei der Körperpflege, beim Verteilen der Medikamente, bei der Beobachtung der Patienten, beim Verbändewechseln. Nachts sind zwei Fachkräfte für 36 Patienten zuständig. Dazu Dokumentationen, Besprechungen, Entlassungen, Neuaufnahmen, Angehörigengespräche, Medikamentenerklärungen, Verlegungsorganisationen, Visiten, und und und.“ Ingolstadt war nur ein Standort beim bayernweiten Verdi-Aktionstag „Mehr von uns ist besser für alle“, an dem die Gewerkschaft für mehr Pflegepersonal aufrief. Die Hauptkundgebung lief in Bamberg, wo der bayerischen Gesundheitsministerin Melanie Huml über 50000 Unterschriften überreicht wurden. „Die Belastungen werden immer mehr und inzwischen geht es um die Würde des Menschen – und zwar die des Mitarbeiters genauso wie die des Patienten“, erklärte Verdi-Bezirksvorsitzende Andrea Höpfner. Sie forderte gesetzliche Vorgaben für die Personalausstattung von Kliniken. „Und das nicht nur in Weiß, denn die Fachkräfte fehlen auch hinter den Kulissen.“ Kathrin Weidenfelder, die im Landesfachbereich von Verdi Ansprechpartnerin für den Gesundheits- und Sozialbereich ist, beklagte, dass die Gesundheit mehr und mehr zum Spekulationsobjekt verkomme: „Privatbetreiber wie Fresenius haben die Richtlinie ausgegeben, dass ihre Häuser 15 Prozent Rendite machen müssen. Es gibt bereits Pläne, wie der Personalstand gekürzt werden muss, um das zu erreichen.“ Das gehe auf Kosten der Beschäftigten, der Patienten und auch der Bürger. „Im nächsten Wahlkampf darf keiner an diesem Thema vorbeikommen. Und sollten sich die Politiker dennoch zurücklehnen, dann haben wir immer noch das Mittel des Tarifvertrags.“ Bundesweit würden über 160000 Fachkräfte im Bereich der Krankenhauspflege fehlen, davon rund 21000 in Bayern, so Ariane Wolf, die für den Gesundheitsbereich zuständige Gewerkschaftssekretärin bei Verdi Ingolstadt. „Wir fordern die sofortige Einstellung von 20000 Pflegekräften bundesweit. Außerdem fordern wir, dass die Länder endlich ihre Investitionsmittel erhöhen. In den deutschen Krankenhäusern herrscht ein Investitionsstau von rund 30 Milliarden Euro. Und wir fordern eine bedarfsgerechte Betriebsfinanzierung.“ Gesundheit dürfe nicht dem Markt untergeordnet werden.
Bei der Diskussion bildeten die Lokalpolitiker aller Parteien eine breite Front für eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen bei der Krankenhauspflege. Bundestagsabgeordnete Eva Bulling-Schröter (Die Linke) will Privatisierung in diesem Bereich verbieten. Christian De Lapuente (SPD), wünschte sich, dass mehr Menschen für die Belange der Pflegekräfte auf die Straße gehen. Und Angela Mayr (Freie Wähler) forderte, dass die Wertigkeit der Pflegeberufe steigen müsse.
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