Ansprechpartner und Vermittler
Die ehemals selbstständigen Gemeinden im Stadtgebiet, die kein Stadtrat vertritt, wählen jetzt ihre Ortssprecher. In Bergen und Marienheim wird es neue Vertreter geben
Sie könnten durchaus stolz darauf sein, das Ehrenamt ausüben und sich damit für „eine der schönsten Städte Bayerns“ engagieren zu dürfen. Was Oberbürgermeister Bernhard Gmehling den neuen Stadträten bei ihrer Einführung sagte, trifft gleichermaßen auf die vier Ortssprecher und den einen Ortsbeauftragten zu, die im neuen Stadtrat ihren Stadtteil vertreten werden. Auch wenn sie dort kein Stimmrecht besitzen: Ihr Einfluss darf nicht unterschätzt werden. „Ein Ortssprecher kann oft mehr bewirken für sein Dorf als ein Stadtrat“, sagt zum Beispiel Otto Egen.
Und der muss es wissen. Der 78-Jährige setzte sich schon vor 38 Jahren für „sein“ Bergen ein, da sorgte er als Polizist auch noch für Recht und Ordnung in Neuburg. Drei Oberbürgermeister machten Erfahrung mit seiner unnachgiebigen Art. „Der kommt so oft, bis er sein Ziel erreicht hat“, soll der verstorbene Rathauschef Theo Lauber einmal zu Egen gesagt haben. Sieben Mal stand er in Bergen zur Wahl, erstmals 1976, als das Dorf eingemeindet wurde. Seit 1978 läuft die Abstimmung im normalen Turnus der Kommunalwahlen. Die ersten viermal hatte Egen noch einen Gegenkandidaten, dann nicht mehr. „Ich hab’s richtig gefunden, dass der Bürger eine Wahl hat, das ist demokratisch“, sagt er. Aber offensichtlich fühlten sich die Baringer bestens durch ihn vertreten. Auf die Beine stellte er viel für sein Dorf. Mit ihm als Ortssprecher wurde das Schul- zum Feuerwehrhaus, der Friedhof erweitert und umgestaltet und ein Gartenbauverein gegründet. Er selbst bekleidete noch viele weitere Ehrenämter in Bergen. Jetzt hofft er, dass sich ein Nachfolger für ihn findet. Offiziell weiß er noch von keinem Interessenten. „Aber einen brauchen wir“, sagt Egen.
Heinz Mader dagegen hat schon einen im Auge, „der den gleichen Fehler macht wie ich“. Der 72-Jährige war jetzt zwölf Jahre Ortsbeauftragter von Marienheim, so wie es Roland Habermeier seit sechs Jahren für Zell war. Unter anderen fielen der Umbau des Feuerwehr- und des Gemeindehauses sowie der Parkplatz beim Friedhof in seine Amtszeit. „Nichts Weltbewegendes“ meint Mader. Gemeinsamer „Ortssprecher“ war zuletzt SPD-Stadtrat Prof. Dr. Vallabh Patel, der in Grünau wohnt. Nachdem er bei der Kommunalwahl nicht mehr angetreten war, wird es nun für Zell/Marienheim einen Ortssprecher und einen Ortsbeauftragten geben. Letzteren wird die Ortsschaft stellen, die bei der Wahl zum Ortssprecher den Kürzeren ziehen wird, hat der Stadtrat beschlossen. Das wird wohl Zell (181 Einwohner) sein, wo rund 500 Menschen weniger als in Marienheim (685) leben. Für das Amt steht Roland Habermeier wieder zur Verfügung. Nachdem das Endlos-Thema „Zeller Holzrecht“ endlich erledigt ist (Habermeier: „Kaum gehört es uns, finden sie Bomben im Wald.“) werden die Zeller mit den Bruckern die Entwicklung des geplanten Gewerbegebiets im Auge behalten.
Auf der anderen Seite der Bundesstraße 16 stellt sich zum dritten Mal Günter Steinwand für die Brucker als Ortssprecher zur Verfügung und ist damit auch Ansprechpartner für die Bürger in Maxweiler, Rohrenfeld und Rothheim. Der 56-Jährige findet es nach wie vor spannend, dass er als Vermittler zwischen Bürger, Stadtrat und Oberbürgermeister in Neuburg mitgestalten kann. Diese Aufgabe übt er derzeit sehr intensiv aus, weil es vielen Bruckern und Zellern reicht, was ihnen mittlerweile zugemutet wird. B16, Bahn, Flugplatz und nun auch noch Audi. Ein weiteres, riesiges Gewerbegebiet wird deshalb rigoros abgelehnt. Dafür gebe es andere, ebenfalls bereits ausgewiesene Gewerbeflächen bei Feldkirchen und bei der St. Andreas-Straße an der B16, sagt Steinwand und fordert, die Belastung für die Bürger in Neuburg gerechter zu verteilen. Dies und die Lösung des langsam fließenden Verkehrs („Wo sollen die Traktoren fahren?“) im Zuge des Ausbaus der Bundesstraße werden in den kommenden Jahren seine Schwerpunktthemen sein. Gewählt werden soll Brucks Ortssprecher am kommenden Donnerstag, 15. Mai, um 19 Uhr im Gasthaus Hauber.
An dem Tag dürfte Alfons Borgsmüller aus Joshofen bereits den dritten Tag im Amt sein. Dort steht die Wahl nämlich bereits am kommenden Montag um 19 Uhr im Sportheim an. Der 77-Jährige war bereits von 1984 bis 1990 und nach dem Ausscheiden von Fritz Jakobfalvy aus dem Stadtrat wieder aber 2008 Ortssprecher für die rund 500 Einwohner. Dorferneuerung, Nahwärmeversorgung, ein Quartiermanager und ein Endergebnis für das seit sechs Jahren geplante Baugebiet sind einige der wichtigen Themen, die besetzt werden müssen – und am Montag wird über ein weiteres gesprochen, nämlich die zweite Donaubrücke, die westlich von Joshofen über den Fluss führen würde.
Für OB Gmehling sind die Ortssprecher wichtig, weil sie dafür sorgen, dass auch die kleinen Stadtteile ihre Identität wahren können. Dass sie die Sorgen und Anliegen ihrer Bürger vertreten, sei ihr gutes Recht. Letztlich habe aber auch ein Ortssprecher die Verantwortung, das Allgemeinwohl nicht aus den Augen zu verlieren.
Wahltermine In Joshofen am Montag, 19 Uhr, im Sportheim und in Bruck am Donnerstag, 19 Uhr, im Gasthaus Hauber.. Bergen, Marienheim und Zell haben noch keine Wahlttermine.
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