
Südzucker-Werk in Rain: Die längste Rübenkampagne geht zu Ende

Plus Noch bis Ende Januar wird das Südzucker-Werk in Rain produzieren. Trotz Rekordwachstum auf den Feldern sinken die Erlöse. Das hängt mit Rohrzucker aus Übersee und dem Gesundheitsbewusstsein zusammen.
Die Rübenkampagne der Zuckerfabrik Rain geht in den Endspurt, es könnte die längste seit Betriebsstart im Jahr 1957 werden. Die „letzte Rübe“ soll am 28. Januar ins schwäbische Werk rollen. Bis kurz vorher liefern die Lastzüge nonstop die Ackerfrüchte nach Rain. „Die Fahrten müssen auf die Stunde genau getaktet werden“, sagt Joachim von Rotenhan.
Der Geschäftsstellenleiter des Maschinenrings Neuburg-Schrobenhausen befehligt mit seinen Kollegen drei „Mäuse“ und über 30 Lastwagen. Als Bäuerliche Maschinengemeinschaft Donau-Lech organisieren sie den Transport von 650.000 Tonnen Zuckerrüben nach Rain. Das ist ein erheblicher Teil der schätzungsweise 1,5 Millionen Tonnen Rüben, die das Südzucker-Werk heuer zu etwa 220.000 Tonnen Zucker verarbeitet.

Bei Zuckerrüben gab es in diesem Jahr einen guten Ertrag
Angesichts dieser gewaltigen Menge sind die Transporteure – Landwirte und Berufskraftfahrer – Tag und Nacht unterwegs. Der Abladestrahl spült täglich die Ladungen von fast 700 Lastwagen ins Werk. „Das Wetter meint es heuer gut mit uns“, stellt Organisator Joachim von Rotenhan fest. Es habe bisher weder Schlammschlachten noch starke Fröste gegeben. In früheren Wintern sind schon mal die Rübenberge zusammengefroren. Für kommende Woche ist allerdings starker Schneefall angesagt.
Vom Wechselwetter profitierte auch das Wachstum. Einen Schnitt von 96 Tonnen Rüben pro Hektar hatte es im Neuburger Raum lange nicht gegeben. Der gesamte Einzugsbereich der Rainer Fabrik bringt es heuer auf gut 92 Tonnen im Durchschnitt. Vor 20 Jahren wäre das noch sensationell gewesen.
Weniger Verkehr: Die Zuckerrüben kamen schneller nach Rain
Im Moment bewegt sich das Neuburger Ladegerät im Kreis Dachau, zum Endspurt räumt die „Maus“ die letzten Rüben im Bereich Ehekirchen, Münster und Thierhaupten auf. Die Fahrer müssen nicht aussteigen, bei allen Abläufen besteht ohnehin Maskenpflicht. „Unsere Hygienekonzepte funktionieren, wir sind von Ausfällen verschont geblieben“, berichtet Wolfgang Vogl, Werkleiter in Rain und Plattling.

Für die 2500 Rübenanbauer und ihre Spediteure bringt die Pandemie einen kleinen Vorteil mit sich: Auf den Straßen läuft weniger Verkehr, die Rübenlaster erreichen viel schneller ihr Ziel. „Der Lockdown hat unsere Fahrtwege deutlich verkürzt, Stauungen sind vermieden worden“, so Joachim von Rotenhan. Außerdem sei man von Verkehrsunfällen verschont geblieben. An Sonn- und Feiertagen bleibt die Flotte daheim.
Die Preise für Zuckerrüben sinken auf 30 Euro pro Tonne
„Die goldene Zeit der Rübe ist vorbei“, beschreibt der Maschinenring-Manager die Zeit sinkender Erlöse. Mit einem Auszahlungspreis von 30 Euro pro Tonne sind die Landwirte nicht mehr zufrieden, da lohne sich der Anbau kaum mehr. Martin Heidrich, Rohstoffexperte bei Südzucker, rät zu längerem Atem. Die Zuckerrübe könne weiterhin zu einem soliden Einkommen der Betriebe beitragen, „derzeit ist beim Zucker viel in Bewegung.“ Das gilt auch für den seit 2017 freien Weltmarkt. Wenn Schwellenländer wie Brasilien und Indien den Markt mit großen Mengen Rohrzucker fluten, führt das zu Preisverfall. Außerdem sinkt der Pro-Kopf-Verbrauch, weil sich Gesundheitskampagnen gegen den Zucker richten.
Corona bremste in der Saison 20/21 auch den Anbau von Bio-Rüben aus. Agrarhelfer aus Osteuropa durften wegen der Pandemie nicht einreisen, einige Bauern haben auf die Aussaat gleich ganz verzichtet. Unkräuter im Öko-Rübenfeld muss mit der Hand gehackt werden – das erfordert 150 Arbeitsstunden pro Hektar.
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