
Wie der Lockdown Unternehmer im Landkreis fordert

Plus Die Coronakrise stecken Firmen aus dem Landkreis mal besser, mal schlechter weg. Welche Betriebe keine Kurzarbeit anmelden mussten und wie sich der zweite Lockdown auswirkt.

94.000 Beschäftigte in der Region wurden im vergangenen Jahr in Kurzarbeit geschickt – so viele, wie noch nie zuvor. Allein im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen haben 1068 Betriebe insgesamt 15.050 Beschäftigte teilweise oder ganz nach Hause geschickt. Doch wie sieht es derzeit aus? Seit Mitte Dezember steht das Land erneut still. Wann es wieder zum Laufen kommt, steht in den Sternen. Doch offenbar haben Unternehmer aus dem ersten Lockdown gelernt, und wissen nun mit den Bedingungen besser umzugehen.
Während beispielsweise Metawell in Neuburg beim ersten Lockdown die Möglichkeit der Kurzarbeit noch intensiver genutzt hat, sind davon derzeit nur sporadisch bis zu zehn Mitarbeiter aus der Produktion betroffen. Mit insgesamt 155 Beschäftigten stellt das Neuburger Unternehmen Aluminium-Sandwichplatten für Schiffe, Züge, für Fassaden und für den Fahrzeugbau her. Der Schiffbau sei zur Zeit komplett heruntergefahren, wie Metawell-Geschäftsführer Michael Schiekel berichtete. „Momentan braucht niemand Kreuzfahrtschiffe. Die Aufträge sind alle auf Halt.“
Mineral Hoffmann / Sonax müssen keine Kurzarbeit anmelden
Einen Teil der Ausfälle kann Metawell im Wohnmobilbau kompensieren. Freizeitmobile werden stark nachgefragt. Dennoch hat das Unternehmen mit einem Umsatzrückgang von 20 Prozent zu kämpfen. Wird Schiekel gefragt, welche Hilfen er erwartet, so lautet seine Antwort: „Ich brauche vor allem Aufträge, denn ohne Aufträge helfen alle Hilfen auf Dauer nichts.“

Die Unternehmensgruppe Hoffmann Mineral inklusive Sonax hat bisher keine Kurzarbeit in Anspruch genommen. Während des ersten Lockdowns stellte Manfred Hoffmann sehr rasch auf die Produktion von Handdesinfekionsmittel um, denn im Frühjahr 2020 hatte es bei Desinfektionsmitteln einen enormen Engpass gegeben. Das Unternehmen konnte rasch reagieren. Und auch bisher, im zweiten Lockdown, kam Manfred Hoffmann mit seinem Unternehmen ohne Kurzarbeit aus. „Wir hatten ein sehr gutes, aber auch nervenaufreibendes Jahr.“ Auf Zeit- oder Ferienarbeiter verzichtet das Unternehmen zur Zeit komplett. Bei den Lieferketten habe es nur einmal Probleme mit Verpackungsmaterial aus China gegeben. „Die Containerkette stimmt momentan nicht.“ Es gingen zu wenig Container nach China zurück. Deshalb ist Hoffmann Mineral zum Teil auf Luftfracht und dann auf die Zugverbindungen aus Asien über Russland ausgewichen. „Der Transport per Schnellzug ist zwar teurer, dauert aber mit drei Wochen nur halb so lange wie die Containerlieferung.“
Die Bauer AG agiert weltweit - ein Problem während der Corona-Pandemie
Auslandsreisen unternahmen die Mitarbeiter der Hoffmann-Gruppe seit März nicht mehr. „Der Kontakt zu den Kunden gestaltet sich unterschiedlich. Mit unseren Stammkunden kommen wir via Internet und Videokonferenzen gut zurecht. Schwierig ist die Neukundenakquise.“ Vereinzelt nahm das Unternehmen an virtuellen Messen teil. Bei solchen Veranstaltungen ist die Präsenz aber schwer ersetzbar.

Die Bauer AG agiert weltweit, was eine große Herausforderung bedeutet, da jeder Staat andere Pandemie-Einschränkungen hat. In vielen Ländern herrscht große Zurückhaltung bei Investitionen. Wenn überhaupt gebaut werden darf, dann ist die Aktivität auf den Baustellen stark eingeschränkt. „In einigen asiatischen Ländern, wie in Malaysia, Thailand und auf den Philippinen, ist jegliche Bautätigkeit verboten“, berichtet Unternehmenssprecher Christopher Wolf. Daher verzeichnet der Schrobenhausener Konzern einen 25-prozentigen Umsatzrückgang im Bereich Maschinenbau. Dort und in der Verwaltung meldete die Bauer AG seit März 2020 Kurzarbeit an. Zudem sei es äußerst schwierig, Expertenteams zu den Kunden im Ausland zu bringen, da es Einreisebeschränkungen und Quarantäneauflagen gebe. Da sich auch Planer und Behörden in vielen Ländern im Lockdown befänden, rechnet Wolf auch mit einem Einbruch bei den Aufträgen.
Die Firma FormiChem aus Neuburg dosiert und verpackt chemische Erzeugnisse. Sie benötigt momentan keine Kurzarbeit. Die Firma bereitet die Produkte für die Frühjahrssaison vor. Als der erste Lockdown kam, habe man allerdings in ein schwarzes Loch geschaut, so Geschäftsführer Lorenz Gaul. Die Verkaufsstellen waren geschlossen, die Lager der Kunden voll – was zur Folge hatte, dass alle Aufträge storniert werden mussten. Die Geschäftsführer rechneten bereits mit dem Schlimmsten.
Keine Kurzarbeit bei FormiChem in Neuburg
Doch als kurz darauf die Baumärkte wieder öffneten und die Menschen noch mehr Zeit für Heim und Garten hatten, kam das Unternehmen mit der Produktion kaum nach. „Beim zweiten Lockdown waren wir besser vorbereitet. Und unsere Kunden haben gelernt, dass eine Vollbremsung bei den Aufträgen nur für Engpässe danach sorgt.“
Viele Zulieferer der Automobilbranche litten enorm unter dem ersten Lockdown. Glücklich diejenigen, die nur wenig betroffen waren, wie die Firma KBF in Berg im Gau. KBF stellt Kabelbäume her – allerdings zum größten Teil für Nutzfahrzeuge, zum Beispiel Schlepper, Stapler, Erntemaschinen und Feuerwehrfahrzeuge. Wie Seniorchef Matthäus Nabe berichtet, ist die Firma momentan nicht auf Kurzarbeit angewiesen. Nur im Frühjahr 2020 seien kurzfristig einige Mitarbeiter der Schneiderei betroffen gewesen. Auch bei den Lieferketten gebe es keine Probleme und Kontakt halte man via Videokonferenzen und Telefon.
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