Sie ist Perfektionistin. Eine Masche schaut aus wie die andere, fast als seien die aufwendigen Muster, die Gabriele Becker strickt, nicht handgearbeitet, sondern mit der Maschine gestrickt. Ob Pfauenmuster, Schneeflöckchen-, Wellen- oder Mandelblütenmuster, Rhomben mit Kreuzung, Blattmuster mit Strich, Karomuster mit Zopf oder Netzpatent – die 64-Jährige kennt sie nicht nur alle auswendig, sondern kann sie auch tastend identifizieren. Denn Gabriele Becker ist von Geburt an blind, verursacht durch eine Toxoplasmose-Infektion ihrer Mutter während der Schwangerschaft. „Meine Hände sind meine Augen“, erklärt sie, wenn ihr Gegenüber kurz stutzt, weil sie davon spricht, sich etwas „anzuschauen“.
Reichertshofen