
Neuburg
Schwedisches Königspaar auf Geheimbesuch in Neuburg

Carl XIV. Gustaf von Schweden und seine Frau Silvia haben sich am Montag Neuburg angeschaut. Warum der Besuch streng geheim war und niemand davon wissen durfte.

„Luggi, ich hab den König da! Ich brauch’ Bratwürstl und Bratkartoffeln!“ Als Oberbürgermeister Bernhard Gmehling vor Ludwig Herbinger stand, konnte sich der Blaue-Traube-Wirt ein Schmunzeln nicht verkneifen. Denn das Stadtoberhaupt war ob des hohen Besuches sichtlich aufgeregt.
Dazu hatte Gmehling aber auch allen Grund. Schließlich saß er mittags nicht mit irgendjemandem in der Gastwirtschaft in der Neuburger Altstadt, sondern mit einem Paar, das man normalerweise nur im Fernsehen oder in den Gazetten dieser Welt sieht: König Carl XVI. Gustaf von Schweden und seine Gattin Königin Silvia von Schweden.
Besuch des Königspaars war top secret
Der Besuch der Blaublütler gestern in Neuburg war top secret. Schließlich handelte es sich nicht um einen offiziellen Auftritt, sondern um eine ganz private Reise. In einem Ferrari kurven Carl Gustaf und Silvia derzeit durch Europa, gefolgt von einem zweiten Ferrari, in dem die Sicherheitsmänner sitzen. Die Nacht zum Montag hat das schwedische Königspaar in Baring im Klosterbräu verbracht.
Davon hat OB Gmehling erfahren und im Vorfeld einen kleinen Geschenkkorb mit Büchern von Josy Meidinger und der Flämischen Barockgalerie aufs Zimmer bringen lassen. In einem Kärtchen hieß er die beiden willkommen und bat darum, dass sie sich – falls es ihre Zeit zulässt – ins Goldene Buch der Stadt Neuburg eintragen mögen. Dies lehnten sie jedoch ab, weil es sich um keinen offiziellen Besuch handelte.

Oberbürgermeister Gmehling führt Carl Gustaf und Silvia durch Flämische Barockgalerie
Nichtsdestotrotz haben sie beim Frühstück aber spontan entschieden, sich die Flämische Barockgalerie anzusehen. Gmehling übernahm die Führung und zeigte den beiden unter anderem die überdimensionale Strickjacke Ottheinrichs, die Gobelins und die Rubens-Galerie. Weil montags das Schloss geschlossen hat, konnten sich die beiden ungestört durch die Räume bewegen. „Sie haben sich sehr interessiert gezeigt und sich viel Zeit gelassen“, sagte Gmehling später. In Anschluss ging es noch in die Provinzialbibliothek. Die kurze Strecke vom Schloss zum Karlsplatz ging die Truppe zu Fuß.
Weil sich die Bodyguards diskret im Hintergrund hielten und die Neuburger Polizei in Zivil vor Ort war, fiel der königliche Besuch kaum auf, schildert Gmehling seine Eindrücke. Außerdem waren die beiden auch optisch ganz auf Freizeit eingestellt: Silvia trug eine blau-graue Bluse mit einer Weste und Turnschuhen, Carl Gustaf ein hellblaues Polohelm und ein beiges Sakko.
Nach so vielen Sehenswürdigkeiten machte sich Hunger bei den Besuchern breit. Bratwürstl sollten es nach dem Wunsch der Schweden sein. Also ging es hinüber zur Blauen Traube, wo Luggi Herbinger schon vorgewarnt war. Den konnten die royalen Gäste allerdings nicht aus der Ruhe bringen. „Ich hab ’Grüß Gott beinand’ g’sagt – wie bei jedem anderen Gast auch“, erzählt der Wirt. Und Grüß Gott sagten auch Carl Gustaf und Silvia und nahmen auf der Bank gegenüber des Kachelofens Platz.
Lockere Atmosphäre bei Bratwurst und Kartoffeln
Bei Bratwürstl mit Bratkartoffeln, süßem Senf, einem gemischten Salat und einem Radler plauderten die Schweden etwa eine Stunde mit Gmehling und seiner Frau Hermine, die zum Essen dazukam. „Natürlich war ich sehr aufgeregt, schließlich hab ich wenig royale Erfahrung“, gibt Gmehling zu und lacht. Außer der formellen Ansprache „Ihre Majestät“ ging es allerdings recht leger und locker zu. Gmehling hat über Neuburg und die Ansiedlung von Audi gesprochen – mit der aus Heidelberg stammenden Silvia auf deutsch, mit Carl Gustaf auf englisch –, während Silvia den Gmehlings Bilder vom Midsommer-Fest in Schweden zeigte. Außerdem entdeckten die Männer eine Gemeinsamkeit: Beide kochen gerne.
Gemachte Fotos bleiben unveröffentlicht
Zur Erinnerung an die Begegnung machte einer der Bodyguards vor der Blauen Traube ein Handyfoto der schwedischen und Neuburger Oberhäupter. Das Bild ist allerdings ausschließlich für das private Album der Gmehlings gedacht und darf nicht veröffentlicht werden. Gleiches gilt für das Foto, das im Klosterbräu geschossen wurde. Für die Gastfreundschaft bedankte sich der König bei Gmehling mit einer Münze, die sein Konterfei zeigt.
Gestern Nachmittag ging die Reise für die Schweden dann weiter. Das Ziel ist nicht bekannt, Luggi Herbinger ist sich aber sicher, dass sie in die Schweiz gefahren sind. So gute Bratwürstl wie bei ihm werden sie dort aber bestimmt nicht bekommen ...
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