Sport-Kolumne: Ein allzumenschliches Ende
Was sagt die Waage der Wahrheit? Wichtiger als purzelnde Kilos und gestählte Muskeln ist das neue Körperbewusstsein, stellt unser Autor am Ende der zehn Wochen fest. Daran ändern auch vier Bier nichts.
Ich bin kein großer Fan von Helden und Happy Ends. Wenn meine Oma Dornröschen und Rapunzel vorgelesen hat, habe ich nicht geglaubt, dass das Paar bis ans Lebensende glücklich geblieben ist. Ein Prinz, der Frauen aus Türmen befreit, sehnt sich spätestens ab dem zweiten Kind nach neuen Abenteuern. Siegfried war spannender, weil er eine Schwachstelle hat, die ihn in die ewigen Jagdgründe gefallener Helden beförderte. Das Nibelungenlied hätte niemals seinen Stellenwert erreicht, wenn er Hagen und alles Böse niedergemäht hätte, weil er ja ach so unbesiegbar ist. Langweilig. Schwäche ist eine Auszeichnung. Man sollte sich ihrer nur bewusst sein.
Ich bin zwar optisch stärker geworden und zweifellos stolz, neun Wochen ein derart einnehmendes Ganzkörperprogramm durchgezogen zu haben. Meine lindenblattgeschwächte Stelle kam am Samstag trotz aller guten Vorsätze zum Vorschein – nach genau neun Wochen und einem Tag. Meine Lieblingsradiosendung war mit einer Live-Übertragung in Augsburg, ich im Publikum. Dann kam Jan und eine halbe Stunde später saßen wir uns gegenüber und jeder hatte ein Bier in der Hand. Aus dem einen Bier wurden vier Bier – dann war wieder Schluss. Sonntag geißelte ich meine Normalitätsflucht mit Kraftsport. Ich hab nur meiner Mitbewohnerin Imo von dem Ausrutscher erzählt. Sie hat ungefähr so reagiert: „Wiiieee?! Vier?! Eins vielleicht, aber vier?!“ Ja, dann war’s ja eh schon egal. Ob Hagen den Siegfried einmal oder viermal niedersticht, spielt dann auch eine eher zweitrangige Rolle. Der Status des alles überstrahlenden Helden ist damit passé. Siegfried und ich sind wieder menschlich, allzumenschlich.
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