
Mit diesen Projekten engagiert sich der Landkreis für die Donau

Plus Kein Fluss durchfließt mehr Länder als die Donau. Der Landkreis engagiert sich im Verein Danubeparks vor der Haustüre und international für den Schutz des Gewässers – und sogar Brüssel schaut nach Bayern.
Es ist erst wenige Wochen her, da sorgte ein spektakulärer Hubschrauber-Einsatz zwischen Neuburg und Ingolstadt für Aufsehen. Aus der Luft wurden Vogelschutzmarkierungen an Stromleitungen angebracht, die die Donau kreuzen. Die Leitungen sind für Vögel eine große Gefahr. Sie werden von den Tieren nur schwer gesehen – eine Kollision mit den Leiterseilen im Flug endet oft tödlich für die Vögel. Die Donau und die umliegende Auenlandschaft sind beliebte Brutstätten für Tiere. Manche Arten verbringen hier den Winter. Andere rasten auf dem Weg weiter nach Süden.
Die Markierung der Leitungen ist ein letztes Puzzleteil im Rahmen eines zweijährigen Projektes, welches offiziell im Herbst 2019 endete. Unter dem Schlagwort „Green Corridors“ wurden in den Schutzgebieten entlang der Donau Korridore an Land, im Wasser und in der Luft geschaffen, um den Lebensraum für Tiere sicherer zu machen. Gefördert wurde dieses Projekt von ganz oben – aus Brüssel. Eine von zahlreichen Bemühungen, die sich um die 2800 kilometerlange Lebensader Donau drehen.
Neuburg-Schrobenhausen ist Gründungsmitglied des Vereins Danubeparks
Der Landkreis Neuburg-Schrobenhausen spielt, gemeinsam mit der Stadt Ingolstadt, eine entscheidende und auch internationale Rolle, wenn es um den Einsatz für den Fluss geht. Sowohl der Landkreis wie auch Ingolstadt sind Gründungsmitglieder des internationalen Vereins Danubeparks. Neben Passau, mittlerweile ebenfalls Mitglied, sind der Landkreis und Ingolstadt die einzigen deutschen Vertreter in dem Verein, der sich als Netzwerk der Donau-Schutzgebiete versteht.
Das Besondere: Neun der zehn Donauanrainerstaaten sind an diesem Naturschutzprojekt beteiligt. Deutschland, Österreich, Slowakei, Ungarn, Kroatien, Serbien, Bulgarien, Rumänien, Republik Moldau. Lediglich die Ukraine beteiligt sich nicht.
Siegfried Geißler von der Unteren Naturschutzbehörde im Landratsamt Neuburg-Schrobenhausen erklärt, warum es gerade bei der Donau unverzichtbar ist, zusammenzuarbeiten. „Die Donau muss als Ganzes betrachtete werden, von der Quelle bei Donaueschingen bis zur Mündung ins Schwarze Meer. Wir können nicht nur den Abschnitt zwischen Marxheim und Ingolstadt betrachten. Wir kümmern uns deshalb um die ganze Donau, wenn es sein muss.“
Die Donau wurde lange kaputt gemacht
Und kümmern muss man sich dringend, denn die Donau ist nicht nur der internationalste Fluss – kein anderer Fluss der Welt durchquert so viele Länder wie die Donau. Sie ist auch einer der zerstörtesten Flüsse, wie Siegfried Geißler sagt: „Das hat bereits im 18. Jahrhundert begonnen, als Menschen den Fluss regulierten.“ Ein begradigter Fluss machte Grenzziehungen einfacher und ermöglichte eine ausgedehntere Nutzung von Flächen. „Die Schäden, die Generationen vor uns verursacht haben, müssen wir wieder beheben“, so Geißler. Eine Mammutaufgabe für mehrere Generationen.
Projekte, wie die „Green Corridors“ seien Schritte in die richtige Richtung. Hier im Landkreis habe man den Wert der Donau und der Auen für Artenvielfalt und Lebensqualität längst erkannt. Seit über 20 Jahren laufen daher Projekte zum Erhalt dieser Landschaften.
Bayern hat einen Donau-Masterplan
Um zu priorisieren und zu bündeln, entstand ein sogenannter Masterplan zur Entwicklung und Auswahl von Projekten zur Umsetzung der Europäischen Donauraumstrategie in Bayern. Beteiligt sind daran unter anderem das Auenzentrum, der Bund Naturschutz, der Landesbund für Vogelschutz, die Landratsämter Neuburg-Schrobenhausen, Passau und Pfaffenhofen und das Bayerische Staatsministerium für Umwelt- und Verbraucherschutz. So sperrig der Titel des Masterplans klingt, so konkret wirkt er sich auf die Landschaften im Landkreis aus. Da der Landkreis federführend an der Erstellung beteiligt war, sind viele Schlüsselprojekte in der Region verortet.
Ein Beispiel ist die Dynamisierung der Donauauen im Bereich zwischen Marxheim und Stepperg. Ziel ist es, die Donau mit den Auengewässern zu verbinden und ihr so mehr Raum zu geben. Ein weiteres Beispiel ist ein Entwicklungskonzept für die bayerischen Donauinseln. Rund 300 solcher Inseln gibt es deutschlandweit in der Donau. Die oft hochdynamischen und ungenutzten Lebensräume sind wertvolle Naturreservate.
„Aktuell liegt der Antrag für dieses Projekt in Brüssel“, sagt Geißler. Wenn alles klappt, könnten bis zu 70 Prozent der Kosten durch EU-Fördermittel gedeckt werden. Die Projekte des bayerischen Masterplans werden in den Anrainerstaaten interessiert verfolgt. „Wir bekommen viele Nachfragen. Andere Länder möchten so etwas auch für die Donau aufsetzen“, sagt Geißler.
Genauso wie das Auenzentrum und der Landkreis über den Verein Danubeparks entlang der Donau vernetzt sind, ist das Aueninstitut der Katholischen Universität in Eichstätt in der Wissenschaftswelt vernetzt und forscht sowohl in den Donauauen vor Ort als auch donauweit. Aktuell befassen sich mehrere Wissenschaftler unter der Leitung des Aueninstituts mit der Wasserqualität in der Donau. Das Projekt ist das erste von der KU geleitete EU-Verbundprojekt und wird bis Ende 2022 mit rund zwei Millionen Euro gefördert.
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