
Mit 500 PS durch die Ingolstädter Altstadt

Aufgemotzte Autos, röhrende Auspuffe und waghalsige Rennen: Wie die Polizei die Tuner-, Poser- und Raserszene in Ingolstadt kontrolliert.
Erst am vergangenen Wochenende haben sie wieder einen erwischt. Fast doppelt so schnell wie erlaubt – mit 97 Stundenkilometern – war ein Autofahrer auf der Theodor-Heuss-Straße unterwegs. Er war nicht der Einzige. Drei weitere Fahrer müssen jetzt auf andere Autos umsteigen. Denn ihre Fahrzeuge erfüllten so gar nicht die Vorgaben, mit denen sie auf der Straße unterwegs sein dürfen: Bei zwei von ihnen waren an den Bremsen sogenannte Distanzscheiben eingebaut. Das sorgt für einen coolen Auftritt – ist aber nicht in jedem Fall erlaubt.
Die Polizei führt regelmäßig Schwerpunktkontrollen in Ingolstadt durch
Mit Goldfolie überzogene Protzkarren, gut organisierte Autorennen auf mehrspurigen Straße – damit haben es Polizisten in immer mehr Großstädten zu tun. Auch in Ingolstadt gibt es eine Szene, allerdings nicht in diesem Ausmaß wie beispielsweise in Hamburg oder Nürnberg, wo es mittlerweile eigene Kontrollgruppen bei der Polizei gibt. Für Ärger oder zumindest genervtes Augenrollen bei Anwohnern, Nachtschwärmern und anderen Autofahrern sorgen die Poser, Tuner und Raser dennoch. Deshalb führt die Polizei regelmäßig Schwerpunktkontrollen in diesem Bereich durch. Sowohl mit stationären als auch mobilen Geschwindigkeitsmessungen.
Röhrende Auspuffe, tiefergelegte Karossen und heulende Motoren: Wenn sich die Tuner aus der Region treffen, dann tun sie das meist an den Großparkplätzen am Stadtrand. Der Westpark, das FOC oder das Stadion sind beliebte Treffpunkte, wissen Jürgen Voraberger, Leiter der Ingolstädter Verkehrspolizei (VPI), und Manfred Schmidt, bei der VPI unter anderem zuständig für die Geschwindigkeitsüberwachung. Die Tuner fachsimpeln, während sie sich gegenseitig ihre neuesten Einbauten präsentieren – und das nicht immer in der erlaubten Lautstärke, wie Voraberger erklärt. Stellen die Beamten bei ihren Kontrollen illegale Umbauten fest, dann wird das Auto erst einmal stillgelegt.
Die Autos von Posern haben oft einen Wert von mehr als 100.000 Euro
Während die Tuner ihre Autos am Stadtrand eher gleichgesinnten Autobastlern präsentieren, suchen die Poser ihren Auftritt vor großem Publikum. Mitten in der Altstadt drehen sie dann mit ihren PS-starken Schlitten Runde um Runde. Nicht, ohne regelmäßig immer wieder den Sound ihrer AMG-, Abt- oder Lamborghini-Motoren zum Besten zu geben. Beim Wert der Autos, sagen die beiden Polizisten, gibt es nach oben keine Grenzen. Meist liegt er zwischen 50.000 und 100.000 Euro, er kann aber auch fast die halbe Million-Euro-Grenze knacken. Anwohner beschwerten sich über die lautstarken Poser, Gäste im Café fühlten sich gestört, jetzt hat der Stadtrat einen Versuch beschlossen: Seit Juli gilt in den Sommermonaten ein nächtliches Durchfahrverbot in bestimmten Straßen des Bermudadreiecks in der Altstadt. Aber auch wenn die Fahrzeuge legal sind und sich die Fahrer an die Geschwindigkeitsbegrenzungen halten – nutzloses Herumfahren ist eine Ordnungswidrigkeit, erklärt Schmidt.
Oft sitzen am Steuer der luxuriösen und hochmotorisierten Autos junge Fahrer und denen, sagt Schmidt, „fehlt die Erfahrung im Umgang mit Extremsituationen“. Doch an einen schweren Unfall in diesem Zusammenhang können sich weder Voraberger noch Schmidt erinnern. Anders in Berlin: Dort wurde bei einem illegalen Autorennen ein Unbeteiligter getötet.
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