
Schrille Kostüme, grandiose Darsteller: Gelungene Premiere von "Floh im Ohr"

Plus Das Stück "Floh im Ohr" gehörte einst zu den meistgespielten Komödien. Regisseur Philipp Moschitz entstaubt den Plot und präsentiert eine neue Inszenierung im Ingolstädter Stadttheater.
Wer davon überzeugt ist, dass man gute zweieinhalb Stunden lang mit einer Klamotte über Treulosigkeit und Seitensprünge das Publikum bei der Stange halten kann und außerdem bereit ist, gelegentlich unter Niveau zu lachen, der ist richtig bei „Floh im Ohr“. Das Stück des Franzosen Georges Feydeau gehörte einmal zu den meistgespielten Komödien auf deutschen Bühnen – auch wenn der Plot über Lügen, Verstrickungen und Verwechslungen etwas verstaubt wirkt.
Auch Regisseur Philipp Moschitz war offensichtlich klar: Mit Szenen einer Ehe um 1900 und Pariser Bordell-Ambiente wird man weder Belustigung noch Erregung erzielen. Also hat er die Verwechslungsgeschichte kurzerhand ins Zeitlose, ja überzeitlich Ewige gepimpt. Der lüsterne Hausherr wird zu Gott. Ort der Handlung: statt Salon und Etablissement ein offener Raum (Bühnenbild: Thomas Flach). Mittendrin ein Lift, in dem die Akteure vom Ehe-Himmel in die Ehebruch-Hölle und zurück wechseln.
"Floh im Ohr" unter der Regie von Philipp Moschitz begeistert Publikum im Ingolstädter Stadttheater
Das Ensemble ist in Spiellaune und drückt auf die Tube. Besonders Matthias Zajgier nötigt einem in seiner Doppelrolle als betrogener Betrüger und Depp im Glück Respekt ab. Da wird in Wort und Bild munter zitiert und parodiert, Moschitz hat schon in einigen Ingolstädter Inszenierungen gezeigt, dass er weiß, wie man den Zeitgeist fleddert. Etwas Gesang gibt’s auch, man singt halt gern am Ingolstädter Theater und kann's ja auch. Zehn von zehn Punkten für die schrillen Kostüme von Cornelia Petz. Sprachlich bleibt einem leider nichts erspart: Dialekte, ausländische Akzente, lustig sein wollende Sprechstörungen, unvermeidliche Umgangssprache und brachialer Wortwitz.
Man würde es nicht glauben, stünde es nicht auf dem Programmzettel: die deutsche Übersetzung des Stückes stammt von einer Nobelpreisträgerin. Alles in allem eine beachtliche Leistung, ein Türauf-Türzu-Stück mit 14 freiflottierenden Darstellerinnen und Darstellern auf Hochtouren und nur einer (!) Tür zu bewältigen und fast ganz auf das klassische Drehbett zu verzichten. Das Premierenpublikum fand's riesig, langer Applaus.
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