Der Finkenstein ist den meisten Neuburgern bekannt. Der Kalkfelsen über der Donau bietet einen schönen Panoramablick auf die Donau bis Oberhausen, Riedensheim und Stepperg. Jetzt bekommt der Aussichtspunkt einen neuen Schutzzaun.
Der bestehende Jägerzaun ist lückenhaft geworden und soll durch eine neue Absperrung ersetzt werden. Nachdem der Finkenstein im bayerischen Staatsforst steht, liegt die Zuständigkeit beim Forstbetrieb Kaisheim. Nach einem Ortstermin steht fest, so Amtschef Georg Dischner, „dass wir eine gute Verankerung mit Metallstützen im Boden brauchen“. Als oberes Geländer wünscht sich der Betriebsleiter allerdings „etwas aus Holz, das sich ins Bild einfügt“. Der Blick ins Donautal solle ungetrübt bleiben, den Zaun brauche man nur zur Absturzsicherung. Er soll Anfang 2025 montiert werden.
Die letzte Aktion des Forstbetriebes galt ausschließlich dem Naturschutz. Kletterer seilten sich am Felsen ab, um Sträucher und Gehölze zu reduzieren. Regelmäßige Entbuschung dient der wertvollen Vegetation am Finkenstein, die viel Sonne und Licht benötigt. Dabei ist als Nebeneffekt die Liste der seltenen Arten um ein weiteres Highlight erweitert worden: Die Naturschützer entdeckten mit dem Glückswidderchen eine außerordentlich seltene Schmetterlingsart. Sie braucht als Wirtspflanze die Bergkronwicke, die am Finkenstein wächst. Widderchen gehören zur Familie der Schmetterlinge und kommen in den Tropen und Subtropen in Hunderten Arten vor.
![In den 60er Jahren strömte die Donau noch schnell und klar am Finkenstein vorbei. In den 60er Jahren strömte die Donau noch schnell und klar am Finkenstein vorbei.](https://images.mgpd.de/img/103693166/crop/c1_1-w100/247686059/446281852/fink3.jpg)
Beim Thema Artenvielfalt steht der Finkenstein ganz oben. Das hatte auch der Lehrer und Heimatforscher Michael Eckstein bei seinen Exkursionen schnell festgestellt. Auf seinen Antrag hin war der Felsen samt vier Hektar Umgriff 1941 zum Naturschutzgebiet ausgewiesen worden. Weltweit einmalig wächst hier das „bayerische Federgras“, lateinisch stipa bavarica. Die Rarität ist seit 1848 bekannt und streng geschützt. Auch wegen dieser besonderen Botanik verliere man die Pflege des Standortes nicht aus den Augen, versichert Forstbetriebschef Dischner.
Seltene Schmetterlingsart am Finkenstein in Neuburg entdeckt
Der Finkenstein gehört zu den insgesamt 86 Hektar Naturschutzgebieten in seinem Bereich, umgeben von Naturwäldern der Donau, in denen kein Holz mehr geschlagen wird. Auf dem Trockenrasen des 60 Meter hohen Kalkplattenfelsens sprießen im Sommer auch Purpursteinsamen, Wiesensalbei, Kuckucksblume, Waldvögelein, Baldrian, Glockenblumen, Diptam und andere Orchideen. Auf dem warmen Hang fühlten sich früher Kreuzottern und Schlingnattern wohl. Und es gab eine Vielfalt von Insekten am Felsen und unten am Altwasser, darunter Hirschkäfer, rote Waldameisen, Wasserläufer, Kolbenwasserkäfer, Ordensbänder und Weinschwärmer. Früher hielt Freiherr von Waldenfels in Neuburg Vorträge über den Reichtum des Naturschutzgebietes und zeigte als Schmetterlingsexperte auch Bilder von Admiral, Distelfalter, Trauermantel und Totenkopfschwärmern. Er bezeichnete den Finkenstein als „eines der letzten Naturparadiese“.
![Das Eisenkreuz auf dem Finkenstein stammt von Neuburger Fischern. 1886 aufgestellt, ist es 100 Jahre später von den Fischergasslern saniert und wieder am alten Platz verankert worden. Das Eisenkreuz auf dem Finkenstein stammt von Neuburger Fischern. 1886 aufgestellt, ist es 100 Jahre später von den Fischergasslern saniert und wieder am alten Platz verankert worden.](https://images.mgpd.de/img/103693167/crop/c1_1-w100/1220612865/1774092149/finkenstein1989.jpg)
Die Insektenvielfalt hat heute nachgelassen, aber der Finkenstein gilt nach wie vor als Kleinod im Natur- und Artenschutz. Das hat auch der Fremdenverkehr erkannt, deshalb preist er den Aussichtspunkt am Finkenstein als „einmaligen Rifffelsen, von dem aus der Blick bis weit hinauf bis zum Antoniberg schweift.“
Mit der glasklaren und strömenden Donau ist es nicht mehr weit her, seit der Freistaat Bayern ab 1965 Staustufen zur Bahnstromerzeugung bauen lassen hatte. Das Kraftwerk Bittenbrunn hat seinen Betrieb 1969 aufgenommen. Seit Jahrhunderten gehört der Donaubereich um den Finkenstein zu den oberen Fischrechten der Neuburger Fronfischer. Sie haben 1886 ein „Gipfelkreuz“ auf dem Felsen aufgestellt. Die Neuburger Fischergassler montierten das Eisenkreuz Ende der 80er Jahre ab und stellten es nach der Restaurierung wieder auf.
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