Ein Dealer, der seine Drogen verkauft und starker Geruch nach Cannabis - was nach einem Problemviertel klingt, betrifft leider in jüngster Zeit vermehrt den Neuburger Bücherturm. Eigentlich wollen sich die Mitarbeiter der städtischen Bücherei dort ganz auf ihre Kunden konzentrieren, ihnen die neuesten Werke präsentieren und Veranstaltungen organisieren. Doch dabei mussten sie jüngst immer wieder „Veranstaltungen“ am Sèter Platz beobachten, die so gar nichts mit Bildung zu tun haben. Denn die Angestellten bemerkten einen Drogendealer, der rund um den Bücherturm regelmäßig unterwegs ist.
Wie stellvertretender Büchereileiter Herbert Wittmann bestätigt, musste deswegen in letzter Zeit vermehrt die Polizei verständigt werden. „Wir sind auch in intensivem Austausch mit dem Ordnungsamt“, sagt Wittmann. Immer wieder ziehe unangenehmer Geruch um den Bücherturm, „wir sehen viele Jugendliche, die dort Cannabis rauchen“, ärgern sich die Mitarbeiter des Bücherturms. Bei den Konsumenten würde es sich zum größten Teil um Jugendliche und junge Erwachsene aller Nationalitäten handeln.
Mittlerweile ist die Drogenproblematik vor Ort so groß geworden, dass auch die Stadt aktiv wurde. Auslöser seien die wochenlangen Beobachtungen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der städtischen Bücherei im Bücherturm gewesen, teilt Pressesprecher Bernhard Mahler mit.
Stadt geht gegen Drogenproblematik am Neuburger Bücherturm vor
Der Treffpunkt für Kiffer am Bücherturm habe sich als unmittelbare Folge der bundesweiten gesetzlichen Cannabisfreigabe in den vergangenen Monaten entwickelt. Mittlerweile kann neben dem reinen Konsum auch ein reger Handel mit der Droge festgestellt werden, betätigt die Stadt. Die negativen Auswirkungen auf Umfeld, Anwohner und die breite Öffentlichkeit sind vielfältig und für die Stadt Neuburg nicht mehr hinnehmbar, teilt die Verwaltung mit. Auf Einladung von Bürgermeister Johann Habermeyer kam es deshalb am Donnerstag zu einer Besprechung im Neuburger Rathaus. Im Beisein von Polizei und Ordnungsamt wurden Gegenmaßnahmen besprochen und bereits eingeleitet. Die Bevölkerung wird zudem aufgerufen, Meldungen bei der Polizei zu machen.
Grundsätzlich herrscht nach Gesetzeslage am gesamten Sèter Platz ein Konsumverbot, weil sich dort ein Spielplatz befindet. Trotz Legalisierung dürfen Jugendliche aber trotzdem nach wie vor nicht Cannabis konsumieren. „Offenbar scheint beides vielfach nicht bekannt zu sein beziehungsweise ignoriert zu werden“, heißt es in der Mitteilung weiter.
Auch die immer wieder starke Vermüllung am Sèter Platz, die auf Jugendliche und Flüchtlinge aus einem angrenzenden Gebäude zurückzuführen ist (wir berichteten), sorgt vermehrt für Bürgerbeschwerden. Deshalb sei der Kommunale Ordnungsdienst (KOD) vermehrt in diesem Bereich unterwegs gewesen, weil laute Musik und achtlos weggeworfenen Müll zu Beschwerden geführt hätten.
Mitarbeiter des Bücherturms haben Drogendealer beobachtet
„Als Stadtverwaltung steht es für uns außer Frage, dass wir die beginnend ungute Situation am Sèter Platz nicht akzeptieren können“, betonte Bürgermeister Peter Segeth am Freitagmorgen. Die Stadt habe eine Verantwortung gegenüber dem Büchereiteam, den Kunden der Bücherei, den umliegenden Anwohnern „und letztlich auch der gesamten Innenstadt“. Deshalb gebe es jetzt in Absprache mit der Polizei Neuburg eine Reihe von Gegenmaßnahmen.
Ab sofort werde die Taktung der abendlichen und nächtlichen Bestreifung durch den Kommunalen Ordnungsdienst deutlich erhöht. Darüber hinaus zeigt ein täglich eingesetzter Revierdienst zu Spitzenzeiten Präsenz, und schließlich soll auch die der Polizei zugeordnete Sicherheitswacht verstärkt vor Ort sein. Bürgermeister Johann Habermeyer habe zusätzlich das Ordnungsamt beauftragt, die neuen gesetzlichen Möglichkeiten zum Erlass einer klar definierten Verbotszone zu prüfen. Diese besagen, dass Kommunen einzelne Areale explizit als „Sperrgebiet“ für den Konsum von Cannabis ausweisen können. Schon jetzt wäre am Sèter Platz das Rauchen von Joints aufgrund des dortigen Spielplatzes ohnehin nicht erlaubt. Doch wenn nachts der Platz leer ist und keine Kinder auf dem Spielplatz sind, führe diese Regelung oft zu mühsamen Debatten mit Polizei und KOD, weiß Mahler. Deshalb wäre eine ausgewiesene Verbotszone ein Argument, das nicht wegzudiskutieren wäre.
Die Neuburger Polizei ist mittlerweile ebenfalls eingeschaltet. Die Dienststelle habe die Situation am Sèter Platz natürlich im Blick, weshalb Beamte immer wieder vor Ort seien, betonte Polizeichef Heinz Rindlbacher. Über genauere Maßnahmen seitens der Polizei gibt es aus ermittlungstaktischen Gründen keine Auskunft. „Wir gehen die Thematik konzentriert und im engen Austausch mit der Stadtverwaltung an“, stellt Rindlbacher klar und fügt an: „Wichtig sind für uns die Hinweise aus der Bevölkerung. Kommt es zu nächtlichen Ruhestörungen, bitte anrufen. Werden Cannabis-Konsumenten oder gar Dealer rund um den Bücherturm gesehen, bitte anrufen. Wir gehen dem jeweils nach.“
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