
Heißes Pflaster: Warum in Nördlingen über neuen Straßenbelag diskutiert wird

Plus Die Stadt möchte ein externes Gutachten über die künftige Gestaltung der Oberflächen in Nördlingen einholen. Doch manche Stadträte halten das für unnötig.

Es ist häufig eine planerische, technische, aber auch politische Herausforderung: Die Gestaltung der Oberflächen in historischen Altstädten muss oftmals vielen unterschiedlichen Ansprüchen genügen. Mit einer solchen Aufgabe sieht sich auch die Stadt Nördlingen konfrontiert. Eigentlich der Nördlinger Oberbürgermeister Bewegung in die Sache bringen - doch vorerst wurde er von den Räten im Ausschuss gestoppt. Warum?
Immer häufiger werden Wünsche von Bürgern nach einer behindertengerechten Beschaffenheit des Straßenbelags an den Oberbürgermeister herangetragen, weshalb David Wittner steigenden Handlungsbedarf sieht, wie er am Dienstagabend im Bauausschuss des Stadtrates betonte. Menschen mit körperlichen Einschränkungen wollten sich genauso gefahrlos durch Nördlingens Altstadt bewegen wie Personen ohne Handicap. Einig war sich der Ausschuss, dass das charakteristische Flair einer denkmalgeschützten Altstadt mit ihrer wertvollen Bausubstanz beim Ausbau des öffentlichen Straßenraums stets Berücksichtigung finden müsse.
Die Stadt Nördlingen will eine externe Studie in Auftrag geben
Den Anlass für die aktuelle Diskussion in den Stadtratsgremien über die künftige Oberflächengestaltung liefert der anstehende Straßenausbau in der Münz- und Henkergasse sowie an der Deininger und Reimlinger Mauer, der für 2022 vorgesehen ist.
Aus Sicht des Stadtbauamtes würden die Straßen in Nördlingen derzeit ein sehr unterschiedliches Bild bei der Gestaltung ihrer Oberflächen bieten. Stadtbaumeister Hans-Georg Sigel zufolge trage dies vielerorts nicht gerade zu einem harmonischen Stadtbild bei. Deshalb plädiere er dafür, eine externe Konzeptstudie in Auftrag zu geben, die für eine künftige Ober- und Freiflächengestaltung in der Altstadt Vorschläge zu einem „systematischen Vorgehen“ machen soll.

Eine solche Expertise würde rund 30.000 Euro brutto kosten und mit 50 bis 60 Prozent bezuschusst. Über die Beauftragung müsste der Stadtrat entscheiden. Falls dieser zustimme, könnte das Konzept als Grundlage für Straßensanierungen dienen. Die Verwaltung lieferte auch gleich eine Beschlussempfehlung mit.
Manche Räte sehen nicht, warum es nun ein neues Konzept in Nördlingen braucht
Allerdings bremsten die Ausschussmitglieder den Tatendrang von Oberbürgermeister Wittner und seiner Bauverwaltung. Vor allem die CSU sieht noch Beratungsbedarf, wie Stadtrat Jörg Schwarzer zum Ausdruck brachte. Mehr noch: Er nannte es „eigenartig“, dass der Ausschuss einen Beschluss für ein Konzept zum jetzigen Zeitpunkt fassen solle.
Im Beschlussvorschlag vermisse er Angaben über Umfang und Kosten – für ihn zwei wichtige Kriterien. Und überhaupt: Mit der bisherigen Praxis bei Straßensanierungen in der Innenstadt habe man keine schlechten Erfahrungen gemacht.
Wolfgang Goschenhofer sieht die geplante Inklusion positiv
Markus Hager (Stadtteilliste) stellte die Frage, warum ein externes Büro mit einer Konzepterstellung beauftragt werden soll. „Das kann doch auch das Bauamt machen“, meinte Hager. Im Übrigen böten die unterschiedlichen Oberflächen in der Altstadt einen gewissen „Charme“. Warum also was ändern?
Stadtbaumeister Sigel hielt dem entgegen, es wäre wichtig, „einen Blick von außen“ zu bekommen. Die von ihm vorgeschlagene Studie habe den Vorteil, „dass wir künftig nicht mehr bei jeder Straße neu zu diskutieren anfangen müssen, wie wir sie gestalten.“ Für Wolfgang Goschenhofer (Grüne/Frauenliste) geht es bei der Oberflächengestaltung der Innenstadt um Vielfalt.
Als sehr positiven Ansatz wertete Goschenhofer, dass die Inklusion in Zukunft mehr Gewicht erhalten solle. Dr. Heinrich Richter (CSU) sieht die Inklusion ebenfalls als wesentlichen Aspekt, ebenso wie den Erhalt der mittelalterlichen Struktur der Stadt.
Rita Ortler sagt, das Konzept komme zur "Unzeit" - Wittner widerspricht
Für Rita Ortler (SPD) kommt das vom Stadtbauamt angestrebte Konzept hingegen „zur Unzeit“. Sie favorisiere eine Expertise zur Barrierefreiheit. „Ich will wissen, wie eine solche unter Einbindung der historischen Gegebenheiten umgesetzt werden kann“, sagte Ortler. Wittner widersprach seiner Stellvertreterin: „Die Debatte kommt ganz und gar nicht zur Unzeit. Für die Menschen ist dies ein wichtiges Thema.“
Auf Antrag der CSU-Fraktion wurde letztlich auf eine Beschlussfassung verzichtet. Diese soll in der nächsten Sitzung des Bauausschusses erfolgen. Vorher könnten sich die Fraktionen noch einmal mit der Thematik befassen. Die Verwaltung will dafür noch ergänzende Informationen liefern.
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