
Betriebe werben um die Jugend

Tausende informierten sich beim 15. Berufswegekompass in Harburg über die Ausbildungsmöglichkeiten in der Region. Traditionelle Rollen haben sich gewandelt.
In Deutschlands gibt es knapp 330 anerkannte Ausbildungsberufe. 236 davon wurden am Samstag beim 15. Berufswegekompass in der Wörnitzhalle und einem angrenzenden Zelt von 115 Ausstellern aus der Region und den Nachbarlandkreisen vorgestellt. Auch überregionale Firmen waren vertreten. Eine Lichtschranke hat 4700 Jugendliche und deren Eltern gezählt, die sich für die regionale Ausbildungsmesse interessierten.
Doch auf die Quantität kommt es den Veranstaltern Achim Schubert und Jochen Schmidt von den Wirtschaftsjunioren Donau-Ries gar nicht so sehr an. „Entscheidender ist die Qualität der Gespräche“, sagt Schubert. Das kann Schmidt bestätigen: „Die Jugendlichen sind sehr gut informiert über die Firmen, die sie interessierten. Die Stände auf der anderen Seite werden immer professioneller.“
Das hat einen Grund. Vor 15 Jahren, als der Berufswegekompass erstmals stattfand, mussten sich sehr viele angehende Auszubildende um die Lehrstellen bewerben. Heute, zu Zeiten des Fachkräftemangels, sind die Rollen vertauscht. „Die Firmen können es sich nicht mehr leisten, nicht an solchen Veranstaltungen teilzunehmen. Mittlerweile bewerben sich die Unternehmer um die Auszubildenden“, weiß Jochen Schmidt aus Gesprächen mit den Firmen.
So ist es nicht verwunderlich, dass sich die Zahl der Aussteller seit dem ersten Kompass verdoppelt hat. Neu ist außerdem, dass auch duale Studiengänge präsentiert wurden. Die Entwicklung freut die Veranstalter natürlich. Gleichzeitig räumt Schubert ein: „Mit dem Platz sind wir am Limit. Wenn mehr Firmen hinzukommen, müssen wir uns für 2017 etwas Neues überlegen.“
Von solchen Logistikproblemen bekommt David Landes natürlich nichts mit. Der 14-Jährige aus Marxheim freut sich über das umfangreiche Informationsangebot. „Ich war mir nicht sicher, was ich lernen will und habe mich heute bei den Firmen erkundigt“, berichtet David, der aktuell die 9. Klasse besucht. Etwas Zeit bleibt ihm noch. Doch nach der 10. Klasse will er eine Ausbildung beginnen. Eine Tendenz hat er bereits. „Mich hat der Beruf des Industriemechanikers interessiert. Heute habe ich genauere Infos über diesen Beruf sammeln können und weiß jetzt auch, welche Firmen in der Region überhaupt ausbilden“, erzählt David.
Viele Stände sind von jungen Menschen besetzt, die bereits ihre Ausbildung begonnen haben – so wie Daniel Fackler. Er betreut den Stand der Zimmererinnung und gibt allen Interessierten Infos aus erster Hand. „Ich kläre vor allem über den Ablauf der Ausbildung auf“, berichtet Daniel, der gerade ins dritte Lehrjahr gestartet ist. „Das Interesse der Jugendlichen ist schon da, aber es könnte besser sein.“
Auch Alexander Grotz aus Thierhaupten zieht es nicht ins Handwerk. Er ist viel mehr an einer geistlichen Karriere interessiert und besuchte gezielt den Berufswegekompass wegen des Standes des Bistums Augsburg. „Ich möchte Religionslehrer im kirchlichen Dienst werden“, sagt der 20-Jährige. Seit dem Jugendalter engagiert er sich in der Pfarrei. Dabei ist dieser Berufswunsch gereift. „Heute wollte ich letzte Fragen dazu klären.“
Der Berufswegekompass war etwas für Jugendliche, die gezielt mit bestimmten Ausbildern ins Gespräch kommen wollten – und für diejenigen, die sich einen Überblick über die Bandbreite an Berufen verschaffen wollten.
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