Einst wurde in Ederheim in vier Gaststätten Bier gebraut
Im Rahmen der Rieser Kulturtage findet ein Dorfspaziergang statt. Dabei erfahren die Teilnehmer auch, dass einst 25 jüdische Familien in der Gemeinde lebten.
Mehr als 60 Besucher haben am vergangenen Sonntag die Gelegenheit genutzt, die reiche Dorfgeschichte von Ederheim im Rahmen eines Dorfspazierganges, geführt von Wolfgang Doesel und Kurt Kroepelin, zu erleben. Nach den Aufzeichnungen wird Ederheim im 8. Jahrhundert an das Kloster Fulda verschenkt. Ältestes Zeugnis im Dorf war die heute überbaute Turmhügelburg in der Kirchstraße, deren Hügel einen Durchmesser von 25 Metern hatte. Ein Gründungsdatum ist nicht bekannt. Erst 1293 wird urkundlich von hürnheimischen Ministeralien berichtet, die sich nach dem Ort nennen.
Die Dorfherrschaft zerfiel bald in ritterliche Familien und Klosterbesitze. Im 15. und 16. Jahrhundert übernahmen die Herren von Emershofen, später von Jagstheim, bis ins 16. Jahrhundert das komplette Dorf und saßen auf dem „Unteren Schloss“ in der Dorfstraße. Das „Obere Schloss“ an der Straße, mit der heutigen Benennung „Am Schlossgarten“ gelegen, erlebte seine Blütezeit unter Freiherr Albrecht von Elster, der dort von 1706 bis zu seinem Tod 1721 residierte. Er ist in einer Gruft in der Ederheimer Kirche begraben. Einschneidendes Ereignis war 1634 die Schlacht auf dem benachbarten Albuch, die zahlreiche Dörfer im Ries verwüstete. Erst um 1660 wurden die Sölden mit Exulanten aus Oberösterreich wieder besiedelt. Die Kirche war in Flammen aufgegangen und mehr als 100 Jahre lang nur notdürftig repariert worden. 1745 erfolgte ein Neubau von St. Oswald.
Erstes Schulhaus wurde 1796 in Ederheim gebaut
Neben dem Kirchhof waren Schulhaus, Schulsaal und Pfarrhaus platziert, die allesamt nicht mehr erhalten sind. 1796 wurde dort das erste gemeindliche Schul- und Mesnerhaus erbaut. Damals hatte der Lehrer auch die Aufgabe, die niederen Kirchendienste zu verrichten. Nach dem Dreißigjährigen Krieg nahm auch die jüdische Geschichte in Ederheim an Fahrt auf. Unter den Grafen und Fürsten von Oettingen wurden 1674 wieder Schutzjuden angesiedelt. Im 18. Jahrhundert konzentrierte sich das jüdische Leben am sogenannten „Judenbuck“. Dort drängten sich mehrere von Juden erbaute Häuser, eine Synagoge mit Vorsängerwohnung und Laubhütte, sowie die jüdische Schule. Eine Informationstafel an der Dorfstraße 34 gibt Auskunft über die ehemaligen Gebäude am Judenbuck. Die höchste Anzahl an Familien, nämlich 25), ist für das Jahr 1830 bekannt. Selbstverständlich gehörten zur Gemeinde auch eine Mikwe und eine koschere Metzgerei.
Ederheim hatte zeitweise vier Gaststätten mit Braurecht. Die Gasthäuser „Zur Thalmühle“ und zum „Weißen Ross“ bauten ihre extern gelegenen Bierkeller zu Sommerschänken mit Kegelbahn aus, die leider schon längst verschwunden sind. Einzig das Gasthaus „Zum Lamm“ an der Hauptstraße verblieb. Die alte Dorfkultur wurde auch von den Getreidemühlen der Betzenmühle und Dorfmühle geprägt. Auf der Thalmühle waren eine Kattunfabrik und ein Sägewerk ansässig. Die Bevölkerung wurde von mehreren Kolonialwaren- und Spezereihandlungen sowie zwei Lohnbäckereien versorgt.
Eine Käserei wurde von 1912 bis 1936 betrieben. Handwerkliche Betriebe durften nicht fehlen. So gab es drei Schmieden und zwei Wagner. Es wurden landwirtschaftliche Geräte und Wägen hergestellt, Hufbeschläge durchgeführt und später Fahr- und Motorräder gehandelt. Schreiner, Zimmerer, Schneider, Weber, Maurer und weitere Berufsgruppen runden das Bild ab.
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