100 Jahre für die Musik: Der Posaunenchor Heuberg feiert großes Jubiläum
Ein historischer Rückblick zeigt, wie sich die Zeiten gewandelt haben. Der Heuberger Posaunenchor hatte die erste Chorleiterin im Ries, heute kämpft er um Nachwuchs.
Die Trompeten und Posaunen des evangelischen Posaunenchors Heuberg erschallen bald zum Jubiläum des 100-jährigen Bestehens. Die Kirchengemeinde feiert dieses am 28. April in St. Bartholomäus in Heuberg mit einem Festgottesdienst, den Gemeindepfarrer Markus Paulsteiner hält.
Die Anfänge des Heuberger Posaunenchors wurzeln in der Liebenzeller Mission, einem pietistischen Gemeinschaftsverband innerhalb der Landeskirche, die sich bereits kurz nach 1900 im Ort angesiedelt hatte und dort missionierte und ein reges Glaubensleben entfaltete. Da die musikalische Begleitung beim Singen fehlte, sammelten die Liebenzeller Brüder Karl Keck und Hermann Klenert bei einer Zeltmission am 10. April 1924 Geld für Instrumente zur Gründung eines Rieser Gemeinschafts-Posaunenchors. Ein Abriss der Geschichte des Chors findet sich in der Festschrift zum 80-jährigen Bestehen des Posaunenbezirks Donau-Ries.
Gemeindepfarrer Friedrich Luther war der erste Chorleiter
Der erste Chorleiter war Gemeindepfarrer Friedrich Luther, der von 1919 bis 1927 die Pfarrei Heuberg innehatte. Die ersten Bläser des Chors kamen auch aus Munningen, Möttingen und Pfäfflingen. Der Nachfolger im Chorleiteramt, Pfarrer Heinrich Seiler, gliederte 1927 den Liebenzeller Posaunenchor der evangelischen Kirchengemeinde ein. Zudem meldete er den Chor 1933 beim Verband evangelischer Posaunenchöre in Bayern an. Hatte per Satzung bis dahin stets der Gemeindepfarrer die Chorleitung inne, so gab Pfarrer Michael Zwanzger die Leitung an Lehrer Kollmar – den Großvater von Unternehmerin Pia Kollmar – ab. Während des Zweiten Weltkriegs lag die Chorarbeit brach, da viele Bläser eingezogen wurden, jedoch halfen Bläser aus Ehingen zu einzelnen Festen aus.
Nach dem Krieg übernahm Pfarrer Selke, ein ortsvertriebener Pfarrer, die Chorleitung und begann mit der Chorarbeit von Neuem. Liselotte Fuchs, die die Lehrerstelle in Heuberg übernommen hatte, leitete ab 1949 den Chor. Sie war damit die erste Frau im Ries, die einen Posaunenchor leitete. 1955, als die Schule aufgelöste wurde und Fuchs nach Fürth verzog, übernahm der junge Bläser Karl Hertle die Leitung. Zu dem Zeitpunkt spielten keine auswärtigen Bläser mehr mit. Hertle leitete den Chor 50 Jahre lang mit großem Engagement, bis 2006. Auf ihn folgten 2007 Friedrich Thum, von 2007 bis 2016 Gertraud Czeschner-Hertle und seit 2016 Helmut Karl.
Jubiläen feiert der Heuberger Posaunenchor stets im großen Stil
Mit einzelnen Bläsern beteiligte sich der Posaunenchor regelmäßig an Bezirks- und Landesposaunentagen und an Kirchentagen auf dem Hesselberg, ebenso an Jubiläen der Nachbarchöre. Die runden Gründungsjubiläen feierte der Chor oft im großen Stil, zum 40., 50. und 60. Jubiläum musizierten die vereinten Posaunenchöre des Dekanats gemeinsam in Heuberg. Danach wurde kleiner gefeiert, der gesellschaftliche Wandel machte sich bemerkbar. Wie in anderen Posaunenchören der Region fällt es auch in Heuberg mittlerweile schwer, genügend Bläser zu finden. Junge Leute hätten heutzutage auch auf dem Land zahlreiche andere Möglichkeiten der Freizeitgestaltung, schildert Chorobfrau Doris Fuchs. Junge Bläser, von denen momentan drei ausgebildet werden, gingen teilweise zum Studieren fort oder müssten im Schichtdienst arbeiten. Den inzwischen begrenzteren Möglichkeiten entsprechend, muss sich der Chor bei seinem großen 100-Jahr-Jubiläum auf eine historisch vergleichsweise kleine Feier mit einem Festgottesdienst beschränken – ohne Konzert der Dekanatschöre. Dem Posaunenchor gehören heute die folgenden Mitglieder an. Die Trompeten: Gertraud Czeschner-Hertle, Doris Fuchs, Matthias Trollmann, Markus Hertle. Die Tenorhörner: Susanne Niederlöhner, Paul Hertle, Samuel Fuchs. Die Posaunen: Johann Fuchs und Karl-Heinz Hertle.
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