Ein chinesisches Sprichwort lautet: „Wer nicht lächeln kann, sollte keinen Laden aufmachen.“ Diese Weisheit hat sich eine völlig durchgeknallte Truppe aus ehemaligen Mördern zu eigen gemacht, die in einer Selbsthilfegruppe mithilfe einer Psychologin ihre zweite Chance nutzen und mit der Eröffnung einer Pension ihre Triggerpunkte gemeinsam in den Griff bekommen will. „Atmen und lächeln, atmen und lächeln“ wird so zum Running Gag, wenn das Chaosteam ohne jegliche Erfahrung und Fachkenntnisse beim Betreiben ihres Gästehauses wieder einmal an seine Grenzen stößt.
So üben sie sich unter der Anleitung der tiervernarrten Esoterikerin Shaya Lohse (Isabell Stimpfle) in Geduld, wenn ihre mörderischen Macken wieder zutage treten sollten. So bei Ingolf (Dominik Taglieber), dem Putzfanatiker, der hinter und unter allem und jedem schädliche Keime vermutet und sie mit literweise Desinfektionsmitteln sofort vernichtet.
„Halbpension mit Leiche“ feiert in Maihingen Premiere
Oder Tantchen Schröder (Alica Boos), die immer dann zum Giftfläschchen greift, wenn es jemand besonders schlecht geht oder traurig ist. Horst, der Koch des Hauses (Oliver Leberle), sieht immer dann Rot und zückt eines seiner zweiunddreißig Messer, wenn er etwas Rotes sieht. Die Esoterikerin mit den liebevollen Chakra-Massagen wird immer dann zur tödlichen Würgeschlange, wenn ihr gewahr wird, dass jemand einem Tierchen etwas zuleide getan hat.
Dieses Team will die „rattenscharfe Rezeptionistin“, Pretty Wummen, mit allen Mitteln zusammenhalten, obwohl sie als ehemalige Bardame selbst ein massives Problem hat, wenn jemand zu viel Alkohol im Blut hat. Was die Truppe nicht ahnt, ist, dass ihre hinterlistige Psychologin Dr. Silke Hufenreuther (Felicitas Lingel) unter Zuhilfenahme der Macken ihrer ehemaligen Schützlinge ihren eigenen Ehemann um die Ecke bringen will. Deshalb mietet sie sich in dieser neu gegründeten Pension „Um die Ecke“ ein. Und so nimmt der Abend seinen mörderischen Verlauf, vor allem dann, als die gefürchtete, äußerst pingelige Hotelprüferin Astrid Aufderhöhe (Magdalena Stimpfle) auch noch auftaucht.
Kein noch so plattes Klischee wird ausgelassen
In der Folge wird während der drei Akte kein noch so plattes Klischee ausgelassen, die Rezeptionistin gibt das laszive, obergeile Dummchen: „Mit Zahlen kann ich nicht, ich stehe mehr auf Nummern.“ Ingo, der wandelnde Allzweckreiniger verspricht, dass man bei ihm von der Klobrille essen könne, und der tumbe Koch erklärt der einfältigen Esoterikerin, dass man „Quadratmeter nicht in Kilo berechnet, sondern in Rettichen“. Das lässt die scharfe Pretty Wummen wiederum bemerken, dass Männer „noch nie wussten, wie groß 20 Zentimeter sind“.
Als dann die Hotelprüferin androht, statt den fünf erwarteten Sternen nur einen einzigen vergeben zu wollen, nimmt das Geschehen seinen dann doch nicht erwarteten Verlauf: Die Rezeptionistin hält ein flammendes Plädoyer für ihre Mitstreiter, die hinterhältige Psychologin wird als mehrfach umgebrachte Leiche in der gesamten Pension hin- und herbefördert. Jeder verdächtigt jeden und will ihn oder sie doch mit allen Mitteln vor der Entlarvung schützen. Bis sich dann am Ende herausstellt, dass alles doch ganz anders gewesen ist. Die Maihinger Schauspieltruppe gibt ihr Bestes, und das Publikum honoriert die eigentlich sinnfreie Aneinanderreihung überaus skurriler Situationen mit reichlich Zwischenapplaus. Zum Schluss, Jubel und mehrere Vorhänge, auch für die liebevolle Ausstattung und die Regiearbeit von Ulla Schrödersecker.
Weitere Spieltermine sind am Samstag, 4. November (19.30 Uhr), Sonntag, 5. November (18.30 Uhr), Samstag, 11. November (19.30 Uhr), und Sonntag, 12. November (18.30 Uhr) in der Geflügelhalle in Maihingen.